DJ Nagel: EZB könnte Zins im Juli erhöhen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihren Leitzins nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel im Juli erhöhen - nach dem Ende der Bilanzvergrößerung via Anleihekauf. "Diese Reihenfolge ist sinnvoll, da die Fortsetzung der Nettokäufe und die gleichzeitige Erhöhung der EZB-Leitzinsen ein widersprüchliches Signal aussenden würden: Eine solche Politik würde die kurzfristigen Zinssätze erhöhen und gleichzeitig die mittel- und langfristigen Zinssätze nach unten drücken", sagte Nagel laut veröffentlichtem Redetext bei einer Konferenz der DZ Bank.
Es handele es sich bei den Ankäufen von Vermögenswerten um außergewöhnliche Maßnahmen, die mit besonderen Risiken und Schwierigkeiten verbunden seien. Daher sollten diese an erster Stelle stehen, wenn es darum gehe, den sehr expansiven Kurs zu verringern.
"Es bleibt abzuwarten, wie viele Zinserhöhungen es bis Ende des Jahres geben wird", sagte Nagel weiter. In jedem Fall sollte der Ausstieg aus der sehr akkommodierenden Geldpolitik nach seiner Aussage schnell und reibungslos erfolgen. "Schnell genug, um den Preispfad zu beeinflussen und Zweitrundeneffekte und eine Verankerung der Inflationserwartungen zu verhindern. Gleichzeitig sollte der Ausstieg aber auch sanft genug erfolgen, damit Haushalte, Unternehmen und Finanzmärkte ihn verkraften können."
Die Herausforderung für die Zentralbanken wird Nagel zufolge darin bestehen, den Aufschwung zu unterstützen und gleichzeitig den Aufwärtsdruck auf die Inflation mittelfristig zu begrenzen. "Meiner Ansicht nach werden Negativzinsen im Euroraum relativ bald der Vergangenheit angehören - sie passen nicht mehr in das veränderte Umfeld", sagte Nagel.
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May 11, 2022 03:15 ET (07:15 GMT)
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