DJ Lagarde: EZB sollte Nettoanleihekäufe Anfang des 3. Quartals beenden
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Präsidentin Christine Lagarde hat sich für eine Ende der Nettoanleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) zu Beginn des dritten Quartals ausgesprochen und erklärt, dass eine Zinserhöhung "wenige Wochen" danach erfolgen könnte. In einer Rede bei einer Veranstaltung der slowenischen Zentralbank äußerte sich Lagarde damit etwas vorsichtiger, als einige EZB-Ratsmitglieder dies in den vergangenen Tagen getan haben.
"Nach den vorliegenden Daten zu urteilen, gehe ich davon aus, dass sie (die Nettoanleihekäufe) Anfang des dritten Quartals abgeschlossen sein werden", sagte Lagarde laut Redetext in einer Veranstaltung anlässlich des 30. Jahrestags der Banka Slovenije. Die erste Zinserhöhung werde einige Zeit nach Beendigung der Nettokäufe von Vermögenswerten erfolgen, wobei der Begriff "einige Zeit" noch nicht genau definiert sei.
"Aber ich habe sehr deutlich gemacht, dass damit ein Zeitraum von nur wenigen Wochen gemeint sein könnte", fügte die EZB-Präsidentin hinzu. Nach der ersten Zinserhöhung werde der Normalisierungsprozess schrittweise erfolgen.
Die nächste EZB-Ratssitzung mit geldpolitischer Entscheidung findet am 8./9. Juni statt. Bei dieser Gelegenheit dürfte die EZB ein Ende der Nettokäufe beschließen. Lagarde spricht in diesem Zusammenhang von "Anfang des dritten Quartals", wobei nicht klar ist, was sie damit meint: Es könnte Anfang Juli bedeuten, aber auch Ende Juli. Dann würde sie implizit eine Zinserhöhung erst am 8. September befürworten.
EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel hatte am Dienstag ein Ende der Nettokäufe Ende Juni, also am Ende des zweiten Quartals, und eine Zinserhöhung im Juli vorgeschlagen. Ähnlich hatte sich der Finne Olli Rehn geäußert. Lagarde gilt ebenso wie Rehn als geldpolitische "Taube", Nagel dagegen als "Falke". Um 14.20 Uhr spricht EZB-Direktorin Isabel Schnabel, die als "gemäßigte Falkin" gilt.
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May 11, 2022 04:38 ET (08:38 GMT)
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