DJ UKRAINE-BLOG/DIW: Kein Versorgungsengpass wegen Teilstopps von Gastransit
Nachrichten und Einschätzungen zu dem russischen Angriff und dem Krieg in der Ukraine sowie den Auswirkungen:
DIW: Keine Versorgungsengpässe wegen Teilstopps von Gastransit
Deutschland drohen aufgrund des kriegsbedingten teilweisen Lieferstopps von russischem Gas durch die Ukraine keine Versorgungsengpässe, da der Rückgang über andere Leitungen kompensiert werden kann, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) erklärte. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, dass die Ukraine den Gastransit nach Europa kriegsbedingt teilweise stoppt. Dennoch könnten die deutschen Gasspeicher wie geplant bis zum nächsten Winter ausreichend gefüllt werden. Allerdings werde der Rückgang von russischem Gas finanzielle Konsequenzen haben. "Es ist zu erwarten, dass die Gaspreise weiter steigen, so dass die Gasrechnungen für die Endkunden weiter steigen dürften", erklärte DIW-Ökonomin Claudia Kemfert. "Insbesondere Niedrigeinkommensbezieher sollten durch Heizkostenerstattungen zielgerichtet entlastet werden."
UNO: Fast ein Drittel aller Jobs in der Ukraine seit Kriegsbeginn vernichtet
In der Ukraine ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs nach Berechnungen der UNO fast ein Drittel aller Arbeitsplätze vernichtet worden. 4,8 Millionen Jobs seien verloren, erklärte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Genf. Gründe seien die "wirtschaftlichen Umbrüche" im Land, Vertreibungen und "Flüchtlingsströme". Im Fall einer militärischen Eskalation werde sich die Entwicklung noch verstärken: Bis 7 Millionen Arbeitsplätze würden dann vernichtet, das wären 43,5 Prozent.
Pro-russische Behörden von Cherson wollen Russland um Annexion der Region bitten
Die von Moskau in Cherson eingesetzten Behörden wollen Russland um eine Annexion der ukrainischen Region bitten. Die Behörden würden einen entsprechenden Antrag stellen, um die von russischen Truppen eroberte Region zu einem "vollwertigen Teil der Russischen Föderation" zu machen, sagte der stellvertretende Leiter der Militär- und Zivilverwaltung von Cherson, Kirill Stremussow, russischen Nachrichtenagenturen. Die südukrainische Region war im Zuge des im Februar begonnenen russischen Militäreinsatzes in der Ukraine erobert worden. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte den Einsatz im Nachbarland mit dem Vorwurf der Unterdrückung der dortigen russischsprachigen Bevölkerung begründet. Er hatte jedoch erklärt, Russland wolle nicht die Ukraine besetzen.
Neuer Erst-Check soll Ukraine-Geflüchteten Berufseinstieg erleichtern
Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) sowie die Handwerkskammern bieten Geflüchteten aus der Ukraine ab sofort einen Erstberatungs-Check zu Berufsqualifikationen an, um ihnen die Arbeitsmarktintegration zu erleichtern. In dieser Kurzberatung nehmen die Kammern Informationen zu Berufsabschlüssen, Arbeitserfahrungen und Sprachkompetenzen auf. Dieses Beratungsergebnis soll Betrieben im Einstellungsprozess helfen, den Menschen aus der Ukraine eine gezieltere Stellenbewerbung zu ermöglichen sowie Arbeitsagenturen und Jobcenter bei Vermittlungsaktivitäten zu unterstützen. "Wir wollen den Geflüchteten schnell und unkompliziert helfen", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) erwartet, dass mit dem Erst-Check-Dokument Geflüchteten und auch Handwerksbetrieben geholfen wird, da viele Betriebe händeringend nach Personal suchten.
Russischer Gastransit durch die Ukraine geht deutlich zurück
Die Kämpfe in der Ostukraine wirken sich auf den russischen Gastransit nach Europa aus: Die Menge russischen Erdgases über die wichtige Route Sochraniwka in der Region Luhansk sank am Mittwoch auf null, wie aus Daten des ukrainischen Gasnetzbetreibers GTSOU hervorging. Die über den Knotenpunkt Sudscha geleitete Gasmenge sollte demnach voraussichtlich steigen - allerdings nicht genug, um den Rückgang komplett auszugleichen. GTSOU hatte am Dienstag erklärt, die Präsenz russischer Truppen in der Nähe der Anlagen Sochraniwka und Nowopskow in der Region Luhansk mache es unmöglich, den üblichen Gastransit sicherzustellen. Der Betreiber kündigte deshalb eine Umleitung des Gasflusses zum Knotenpunkt Sudscha an. Der russische Konzern Gazprom bezeichnete eine Umleitung der für Sochraniwka bestimmten Gasmenge am Dienstagabend als unmöglich. Es gebe keine "Umstände höherer Gewalt", erklärte der Konzern mit Blick auf die Angaben des ukrainischen Netzbetreibers.
Ausbildung ukrainischer Soldaten an Panzerhaubitzen beginnt
In Deutschland beginnt am Mittwoch die Ausbildung ukrainischer Soldaten an der Panzerhaubitze 2000. Wie ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums mitteilte, trafen die Soldaten in der Bundeswehr-Artillerieschule in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz ein. Die Ausbildung dauert üblicherweise 40 Tage, kann bei entsprechenden Vorkenntnissen aber auch verkürzt werden. Deutschland will sieben Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine abgeben. Die Niederlande liefern ihrerseits fünf der schweren Geschütze. Die Ausbildung findet in Abstimmung mit den Niederlanden in Deutschland statt.
Esken für Neuausrichtung sozialdemokratischer Russland-Politik
SPD-Chefin Saskia Esken hat für eine Neuausrichtung der Russland-Politik ihrer Partei geworben. "Konfliktlösung über Dialog war viele Jahrzehnte überaus erfolgreich - auch Wandel durch Handel. Aber wir sehen ja, dass Putin nicht mehr rational handelt", sagte Esken der Funke Mediengruppe. "Einseitige Abhängigkeit, wie in der Vergangenheit von russischen Energieimporten, darf es künftig nicht mehr geben", hob die Parteivorsitzende hervor.
Ukraine vermeldet Geländegewinne rund Charkiw im Nordosten
Die ukrainischen Streitkräfte haben Geländegewinne rund um die zweitgrößte Stadt Charkiw im Osten des Landes vermeldet. "Die Besatzer werden nach und nach aus Charkiw zurückgedrängt", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zum Mittwoch in einer Videobotschaft. "Die Ortschaften Tscherkassy Tyschky, Rusky Tyschky, Rubischne und Bayrak wurden befreit", erklärte der ukrainische Generalstab auf Facebook. Während die russischen Streitkräfte dadurch die Stadt Charkiw "noch weniger" mit Artiellerieangriffen treffen könnten, habe die "Intensität der Bombardierungen im Bezirk Charkiw zugenommen". Die russischen Truppen hinterlassen nach Angaben der ukrainischen Regionalverwaltung zudem "Todesfallen" - Minen.
US-Repräsentantenhaus stimmt 40-Milliarden-Paket für Ukraine-Krieg zu
Der US-Kongress hat am Dienstag den ersten Schritt zur Freigabe eines neuen Hilfspakets von fast 40 Milliarden Dollar (38 Milliarden Euro) für die Ukraine getan. Am Dienstag stimmten die Abgeordneten des Repräsentantenhauses für das Gesetz. Das Paket muss nun noch vom Senat verabschiedet werden, bevor es von Präsident Joe Biden verkündet werden kann. Für 6 Milliarden Dollar aus dem Paket sollen gepanzerte Fahrzeuge sowie Luftabwehrsysteme für die ukrainischen Streitkräfte gekauft werden. Weitere 9 Milliarden Dollar sind für Waffen für die US-Streitkräfte eingeplant, nachdem diese bereits zahlreiche Rüstungsgüter in die Ukraine geschickt haben. 9 Milliarden Dollar sind für die Aufrechterhaltung der Regierungsfunktionen vorgesehen. Daneben wollen die USA auch weitere Mittel für humanitäre Hilfe bereitstellen.
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May 11, 2022 09:12 ET (13:12 GMT)
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