DJ EU-Kommission senkt wegen Ukraine-Krieg Wachstumsprognosen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die EU-Kommission hat wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine ihre Wachstumsprognosen für den Euroraum gesenkt und ihre Inflationsprognosen angehoben. Wie sie in ihrer Frühjahrsprognose mitteilt, rechnet sie im Basisszenario damit, dass das Bruttoinlandsprodukt 2022 um 2,7 (Winterprognose: 4,0) Prozent wachsen wird und 2023 um 2,3 (2,7) Prozent. Zugleich wird ein Anstieg der Verbraucherpreise um 6,1 (3,5) und 2,7 (1,7) Prozent erwartet. "Getroffen werden die Weltwirtschaft und die der EU vor allem von den hohen Preisen für Energierohstoffe", schreibt die Kommission.
Kriegsbedingte Unterbrechungen der Logistik- und Versorgungsketten sowie steigende Input-Kosten für eine breite Palette von Rohstoffen kämen zu den Störungen des Welthandels hinzu, die durch die drastischen Covid-19-Eindämmungsmaßnahmen in Teilen Chinas verursachten Störungen des Welthandels ausgelöst worden seien.
Die Kommission betont, dass ihre Prognosen mit erheblichen Unsicherheiten behaftet seien, und dass sehr viel vom weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs abhänge. Sie ist aber zuversichtlich, dass das Wachstum von der Beendigung der Anti-Corona-Maßnahmen, den während der Pandemie ergriffenen Stützungsmaßnahmen, den sich weiter bessernden Arbeitsmärkten, dem Abbau überschüssiger Ersparnisse und vom Finanzierungsprogramm Next Generation EU gestützt werden wird.
Die EU-Kommission hat allerdings auch ein Risikoszenario durchgerechnet, dass ein Embargo für russisches Gas vorsieht. Danach wäre das Wachstum 2022 und 2023 um 2,5 und 1 Prozentpunkte niedriger als im Basisszenario und die Inflation um 3 und 1 Prozentpunkte höher.
Deutschland traut die Kommission im Basisszenario Wachstumsraten von 1,6 (3,6) und 2,4 (2,6) Prozent zu. Frankreichs Wachstum sieht sie bei 3,1 (3,6) und 1,8 (2,1) Prozent und Italiens bei 2,4 (4,1) und 1,9 (2,3) Prozent.
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May 16, 2022 05:01 ET (09:01 GMT)
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