DJ Habeck wirbt bei Umweltverbänden wegen Energienotlage um Verständnis
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat bei den Umweltverbänden um Verständnis geworben, dass beim Bau von Flüssigkeitsterminals die Genehmigungsverfahren vereinfacht würden. Das Vorgehen sei nötig, weil auf Deutschland eine "drängende nationale Notlage" zukomme, wenn kein Gas mehr aus Russland käme, wie Habeck im ZDF-Morgenmagazin erklärte. Vor seiner Abreise zum Gipfel der Nordsee-Anrainerstaaten zum Ausbau der Offshore-Windenergie betonte Habeck zudem die Notwendigkeit von europäischer Kooperation.
"Die Umweltverbände haben natürlich Recht, wir müssen die Umwelt schützen. Aber wir sind in einer absoluten Krisensituation. Und es ist jetzt meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass im Fall der Fälle - und das hieße, Putin dreht uns den Gashahn ab -, dass wir nicht komplett nackt durch den Winter laufen müssen", sagte Habeck. "Das hat absoluten Vorrang. Und da bitte ich bei absoluter Liebe für Natur- und Umweltschutz die Naturschutzverbände um Verständnis."
Habeck appellierte zudem an die Regierungsparteien, sich nicht lange mit den Ergebnissen der vergangenen Landtagswahlen aufzuhalten. Man mache im Moment nicht für Parteien Politik, sondern für die Menschen.
Kabelsalat verhindern
Mit Blick auf den Nordsee-Gipfel im dänischen Esbjerg sagt Habeck, dass nun die ersten europäischen Kraftwerke auf See entstehen sollen. "Die Projekte sollen gemeinsam entwickelt, gemeinsam finanziert und der Strom gemeinsam verteilt werden", sagte Habeck. Es gehe darum, dass nicht mehr jedes Land seinen "eigenen Kram" mache, sondern dass man kooperativ vorgeht.
Wenn man Windparks auf See baut, müsse der Strom an Land gebracht werden. "Wenn jetzt jedes Land seine eigenen Kabel durchzieht, auch durch das Wattenmeer..., dann hat man Ende einen Kabelsalat", so Habeck. "Es macht viel mehr Sinn zu schauen, welche Ländern planen was, wie beteiligt man sich daran, wie verbindet man das miteinander."
Zu dem Treffen reisen neben Habeck auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vertreter der anderen Nordsee-Anrainerstaaten und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen.
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May 18, 2022 03:12 ET (07:12 GMT)
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