DJ DIHK sieht dieses Jahr nur noch 1,5 Prozent Wachstum
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet für dieses Jahr nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,5 Prozent und damit deutlich weniger als die Bundesregierung mit 2,2 Prozent. Für die privaten Konsumausgaben rechnet die Kammerorganisation in ihrer neuen Prognose mit einem Plus von 3,0 Prozent in diesem Jahr und für die Ausrüstungsinvestitionen mit einem Zuwachs von 2,0 Prozent. Für den Export erwartet der DIHK eine Stagnation und für den Import ein leichtes Plus von 0,5 Prozent. Für die Verbraucherpreise wird eine Steigerung um 7,0 Prozent befürchtet.
"Die Stimmung in der Wirtschaft kippt", erklärte der DIHK in seiner jüngsten Konjunkturumfrage. Bei den Geschäftserwartungen zeigten sich gegenläufige Entwicklungen: Die wegfallenden Corona-Beschränkungen führten bei den tourismusnahen Dienstleistern wie etwa Gastronomen zu deutlich optimistischeren Aussichten. Jedoch seien angesichts des Ukraine-Kriegs und des harten Lockdowns in China die Geschäftserwartungen in nahezu allen anderen Bereichen, vor allem in den energieintensiven Industriezweigen, stark eingebrochen.
"Insgesamt dominieren bei der Betrachtung der gesamten Wirtschaft die negativen Erwartungen", konstatierte der DIHK. Über alle Branchen hinweg blickten nur 19 Prozent optimistisch auf die Geschäftsaussichten in den nächsten zwölf Monaten, nach 24 Prozent zu Jahresbeginn. Hingegen gingen 33 Prozent von schlechteren Geschäften aus, nach 19 Prozent in der Vorumfrage. Insgesamt drehe damit der Saldo aus positiven und negativen Geschäftserwartungen deutlich ins Negative und verschlechtere sich auf minus 14 nach zuvor 5 Punkten, so der DIHK.
Ihre Geschäftslage im Frühsommer schätzten zwar 36 Prozent der Unternehmen als "gut" ein und damit 3 Prozentpunkte weniger als in der Vorumfrage zu Jahresbeginn. Allerdings ging auch der Anteil der Unternehmen, die von einer schlechten Geschäftslage berichteten, um 4 Punkte auf 17 Prozent zurück. Der Saldo aus guten und schlechten Lageeinschätzungen verbesserte sich damit um 1 Punkt auf 19 Punkte. Ein Blick in die Sektoren zeige, dass sich die Entwicklung der einzelnen Branchen aktuell verschiebe: Bei konsumnahen Dienstleistern helle sich die Lage auf. In der Industrie und im Baugewerbe seien vor dem Hintergrund von Preissteigerungen und Engpässen bei Energie, Rohstoffen und Vorleistungen hingegen teils deutliche Eintrübungen der Geschäftslage erkennbar.
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May 24, 2022 05:30 ET (09:30 GMT)
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