DJ EZB-Direktor: Zinspolitik ist der Bilanzpolitik überlegen
FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Direktor Fabio Panetta plädiert dafür, nach dem Ende der Wertpapierkäufe die Zinspolitik als Hauptinstrument der Geldpolitik einzusetzen. "Sobald die Nettokäufe von Vermögenswerten beendet sind und die Bestände reinvestiert werden, ist die Zinspolitik meiner Ansicht nach der Bilanzpolitik als Hauptinstrument zur Erreichung der verschiedenen Ziele eindeutig überlegen", sagte Panetta bei einer Rede in Frankfurt. Die EZB beabsichtige derzeit, die Nettokäufe von Wertpapieren im dritten Quartal zu beenden.
"Vorbehaltlich der eingehenden Daten rechtfertigen sowohl die Wirtschaftsaussichten als auch die von mir dargelegten Grundsätze die Beendigung der Nettokäufe von Vermögenswerten und den schrittweisen Ausstieg aus den negativen Zinssätzen", sagte Panetta laut Redetext. "Dies würde es uns ermöglichen, die Geldpolitik weiter zu normalisieren, indem wir den Teil unserer geldpolitischen Akkommodation abbauen, der heute nicht mehr benötigt wird."
Allerdings seien die Zeiten nicht normal, ergänzte Panetta. "Die EZB ist derzeit mit den wirtschaftlichen Auswirkungen einer noch nie dagewesenen Abfolge von Schocks aus dem Ausland konfrontiert. Wie andere große Zentralbanken stehen auch wir vor der Aufgabe, die Geldpolitik zu einem Zeitpunkt zu normalisieren, der alles andere als normal ist."
In dieser schwierigen Situation werde die EZB mittelfristige Preisstabilität gewährleisten, so wie sie die Wirtschaft des Euroraums während der Pandemie vor Deflation geschützt habe. Normalisierung der Geldpolitik bedeute nicht, dass die Konjunkturmaßnahmen vollständig eingestellt würden. "Vielmehr handelt es sich um einen Prozess der schrittweisen Rückführung dieser Anreize in einer Weise, die den Inflationspfad mittelfristig fest bei 2 Prozent verankert", sagte Panetta. Dieser Prozess sei im Euroraum bereits in Gang gekommen.
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May 25, 2022 03:41 ET (07:41 GMT)
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