DJ ÜBERBLICK am Morgen/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Stärkster Anstieg der Importpreise seit 1974
Die deutschen Importpreise sind im April nicht ganz so stark gestiegen wie erwartet, dennoch wurde die höchste Jahresrate seit fast 50 Jahren verzeichnet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, lagen die Einfuhrpreise um 31,7 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Das ist die höchste Jahresrate seit September 1974, als die Preise im Zusammengang mit der ersten Ölpreiskrise kräftig gestiegen waren. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten eine Steigerung um 31,9 Prozent prognostiziert.
Deutsche Reallöhne sinken im ersten Quartal
Die hohe Inflation in Deutschland hat im ersten Quartal 2022 das Lohnwachstum aufgezehrt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, lagen die nominalen Löhne zwar um 4,0 Prozent höher als im Vorjahresquartal, jedoch stiegen die Verbraucherpreise im selben Zeitraum um 5,8 Prozent. Dies ergibt einen realen Lohnrückgang von 1,8 Prozent.
Deutsche Tarifverdienste steigen im ersten Quartal um 4,0 Prozent
Die Tarifverdienste in Deutschland sind im ersten Quartal 2022 schneller gestiegen, was vor allem an Sonderzahlungen lag. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtete, erhöhten sie sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,0 (Vorquartal: 1,1) Prozent. Im Ergebnis berücksichtigt sind tarifliche Grundvergütungen und durch Tarifabschlüsse festgelegte Sonderzahlungen. Wie Destatis weiter mitteilte, lag der Anstieg ohne Sonderzahlungen im Vorjahresvergleich bei 1,1 Prozent. Im gleichen Zeitraum stiegen die Verbraucherpreise um 5,8 Prozent.
Ifo-Institut: Lage in China verschärft Materialmangel in der Industrie
Der Materialmangel in der deutschen Industrie hat sich nach Berechnungen des Ifo-Instituts leicht verschärft. 77,2 Prozent der Firmen klagten im Mai demnach über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen. Im April waren es 75,0 Prozent. Dies gehe aus einer Umfrage des Instituts hervor. "Die Lieferketten stehen unter Dauerstress", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die Schließung von Häfen in China hat für viele Unternehmen die Situation weiter verschlechtert."
Ampel-Koalition einigt sich mit Union auf Bundeswehr-Sondervermögen
Regierungsparteien und Union haben sich auf das 100 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für die Bundeswehr verständigt. Die Gespräche über die dafür angestrebte Änderung des Grundgesetzes seien "erfolgreich beendet" worden, teilten beide Seiten in einer über das Bundesfinanzministerium verbreiteten Erklärung am Sonntagabend mit. Damit wird in den kommenden Jahren der Weg frei für die Anschaffung moderner Rüstungsgüter wie Kampfjets oder Hubschrauber.
CDU und Grüne in NRW vereinbaren Koalitionsverhandlungen
Zwei Wochen nach den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen haben die CDU und die Grünen die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen beschlossen. Die Delegierten eines Landesparteirats der Grünen in Essen votierten am Sonntagabend per Handzeichen für die Gespräche über ein schwarz-grünes Bündnis im bevölkerungsreichsten Bundesland. Kurz darauf stimmte auch der erweiterte Landesvorstand der CDU der Aufnahme von Koalitionsverhandlungen zu.
Scholz dankt Wirtschaft für Unterstützung von Sanktionen gegen Russland
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der deutschen Wirtschaft für die Unterstützung der Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs gedankt. Er wisse, dass dies für viele Unternehmen "mit wirtschaftlichen Einbußen verbunden" sei, sagte Scholz am Sonntagabend in seiner Rede zur Eröffnung der Hannover Messe. Auch wenn die Regierung versuche, die größten Belastungen abzufedern, blieben Kosten. Diese seien aber "viel geringer als der Preis, den wir alle miteinander zahlen würden, wenn (Russlands Präsident Wladimir) Putin durchkäme mit seiner Aggression."
Noch keine Einigung über Kompromissvorschlag zu Ölembargo
Vor dem EU-Sondergipfel am Montag haben die Botschafter der 27 Mitgliedstaaten sich noch nicht auf einen Kompromissvorschlag zum geplanten Ölembargo einigen können. Nach Angaben eines EU-Vertreters von Sonntagabend wurde bei einer "schwierigen und komplexen Diskussion" keine Übereinkunft erzielt. Einem EU-Diplomaten zufolge gab es weiter Hoffnung auf eine Einigung vor dem Gipfelbeginn am Montagnachmittag, dies sei aber alles andere als sicher.
Lawrow weist Spekulationen über Erkrankung Putins zurück
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat Gerüchte über eine Erkrankung von Kreml-Chef Wladimir Putin dementiert. "Ich glaube nicht, dass vernünftige Menschen in dieser Person Anzeichen für irgendeine Art von Krankheit oder Gebrechen sehen können", sagte Lawrow auf eine entsprechende Frage des französischen Fernsehsenders TF1. Putin, der im Oktober 70 Jahre alt wird, trete "jeden Tag" in der Öffentlichkeit auf. "Man kann ihn auf Bildschirmen sehen, seine Reden lesen und anhören", sagte Lawrow laut einer vom russischen Außenministerium veröffentlichten Stellungnahme. Putins Gesundheit und sein Privatleben sind in Russland ein Tabuthema und werden fast nie in der Öffentlichkeit diskutiert.
Linkskandidat Petro gewinnt erste Wahlrunde der Präsidentenwahl in Kolumbien
Historische Zäsur bei der Präsidentenwahl in Kolumbien: Der Linkskandidat Gustavo Petro hat die erste Wahlrunde nach offiziellen Angaben mit 40 Prozent der Stimmen gewonnen. Der Ex-Guerillero und jetzige Senator tritt bei der Stichwahl am 19. Juni gegen den populistischen Millionär Rodolfo Hernández an, der überraschend zweiter wurde. Der Kandidat der traditionellen Rechten landete auf dem dritten Platz.
Japan dürfte ultralockere Geldpolitik fortsetzen
Japan wird die ultralockere Geldpolitik trotz des jüngsten Preisanstiegs nach Einschätzung von Ministerpräsident Fumio Kishida und Zentralbankchef Haruhiko Kuroda wahrscheinlich fortsetzen. "Die Bank von Japan (BoJ) wird die Wirtschaft, die sich immer noch von der Pandemie erholen muss, durch eine geduldige Fortsetzung der starken geldpolitischen Lockerung unterstützen", sagte Kuroda vor einem Parlamentsausschuss. Die Regierung erwäge nicht, ihre Vereinbarung mit der BoJ zu ändern, in der die Zentralbank eine lockere Politik verspreche, um eine Inflationsrate von 2 Prozent zu erreichen, ergänzte Kishida.
DJG/DJN/AFP/apo
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May 30, 2022 03:00 ET (07:00 GMT)
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