DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
S&P Global: Deutsche Dienstleister verlieren im Mai an Schwung
Die Geschäftsaktivität im deutschen Servicesektor ist im Mai lansamer gewachsen. Der von S&P Global (ehemals IHS Markit) für den Sektor ermittelte Einkaufsmanagerindex fiel auf 55,0 von 57,6 Punkten, wie aus den finalen Daten für den Monat hervorgeht. Volkswirte hatten einen Stand von 56,3 vorhergesagt. Vorläufig war für Mai ein Wert von 56,3 ermittelt worden.
VDMA: Lieferengpässe und Ukraine-Krieg belasten Branche
Die abflauende Konjunktur in China, gravierende Lieferkettenprobleme und der Krieg in der Ukraine haben im April zum einem spürbaren Rückgang der Auftragseingänge im Maschinen- und Anlagenbau geführt. Die Bestellungen lagen um real 7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mitteilte. Es ist der zweite Rückgang in Folge.
ING: Deutscher Exportzuwachs könnte Strohfeuer sein
ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski befürchtet, dass sich der deutsche Exportzuwachs im April als Strohfeuer erweist. "Jüngste Umfragedaten deuten darauf hin, dass sich insbesondere die Exportaufträge abzuschwächen beginnen. Dies kann nicht wirklich überraschen, wenn man bedenkt, dass laut einer aktuellen Ifo-Umfrage fast die Hälfte aller deutschen Unternehmen von Importen aus China abhängig ist", erklärt der Exporte in einem Kommentar.
Ifo-Institut: Corona in China behindert Handel in Deutschland
Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat in einer Umfrage die negativen Folgen der Corona-Maßnahmen in China für die Wirtschaft in Deutschland quantifiziert. Die Mehrheit der Unternehmen, die unter Materialmangel leiden, gab demnach an, die aktuellen Lockdowns in China hätten die Situation weiter verschlimmert. Am meisten leide der Großhandel (67,3 Prozent), gefolgt vom Einzelhandel (63 Prozent) und der Industrie (53,7 Prozent).
S&P Global: Wirtschaft der Eurozone wächst im Mai robust
Die Wirtschaft der Eurozone hat im Mai dank der weiteren Lockerungen der Corona-Beschränkungen ihr robustes Wachstum fortgesetzt, auch wenn die Dynamik nachließ. Der Sammelindex für die Produktion der Privatwirtschaft der Eurozone, der Industrie und Dienstleistungen umfasst, fiel auf 54,8 Zähler von 55,8 im Vormonat, wie S&P Global bei einer zweiten Veröffentlichung berichtete. Beim ersten Ausweis war ein Rückgang auf 54,9 Punkte gemeldet worden. Volkswirte hatten eine Bestätigung dieses Werts erwartet.
Commerzbank: EZB signalisiert Abschied von Negativzins
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird bei seiner Sitzung am 9. Juni nach Aussage von Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert beschließen, die Nettoanleihekäufe zu Beginn des dritten Quartals zu beenden. "Zudem wird er voraussichtlich für September das Ende des negativen Einlagenzinses signalisieren", schreibt Schubert in seinem Ausblick auf die Ratssitzung in der nächsten Woche.
ING: EZB-Zinserhöhung im Juni nahezu ausgeschlossen
ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski hält es für nahezu ausgeschlossen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) schon bei der kommenden Ratssitzung ihren Einlagensatz erhöht. "Eine Zinserhöhung in der nächsten Woche würde die Glaubwürdigkeit der EZB und ihrer Forward Guidance unterminieren", schreibt Brzeski in seinem Ausblick.
Barkow: Banken müssen sich bald wieder um Einlagen bemühen
Die deutschen Banken müssen sich nach Einschätzung von Peter Barkow von Barkow Consulting bald wieder um Einlagen bemühen. Barkow weist darauf hin, dass sich die Wachstumsrate der Einlagen von 7,7 Prozent im März 2021 auf 0,9 Prozent im April 2022 verringert habe. "Dies ist der mit Abstand niedrigste Wachstumswert seit der Finanzkrise und der drittniedrigste Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2003/2004", schreibt er in einer Mitteilung.
Pfandbriefbanken fordern Nachbesserungen bei Basel 3
Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) hat eine Ausgestaltung der Eigenkapitalregeln Basel 3 in der Europäischen Union (EU) gefordert, die nicht weiter zu Lasten der Leistungsfähigkeit des Bankensystems gehe und die Realwirtschaft nicht zusätzlich beeinträchtige. "Das Korsett, in dem sich der Bankensektor nach 14 Jahren ununterbrochener einseitiger Regulierung heute bewegt, sollte gerade in diesen Zeiten nicht noch enger geschnürt werden", mahnte Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Nachbesserungen am Umsetzungsvorschlag seien zwingend erforderlich.
HDE: Verbraucher verändern Verhalten wegen teurer Lebensmittel
Die Verbraucher in Deutschland haben ihre Konsumgewohnheiten aufgrund der hohen Lebensmittelpreise verändert. Der Konsummonitor Preise des Handelsverbands Deutschland (HDE) ergab, dass Kunden mehr auf Sonderangebote achten und bei bestimmten Produktgruppen wie Kleidung, Einrichtungen und Unterhaltungselektronik eher einmal auf den Kauf verzichten. Laut HDE stiegen die Verbraucherpreise für die Lebensmittelsortimente im April 2022 gegenüber dem Jahresdurchschnittswert 2021 um 7,3 Prozent. In den Jahren 2019 bis 2021 waren die Preise bereits um mehr als 5 Prozent gestiegen.
Regierung legt Zuschussprogramm für energieintensive Industrien auf
Die Bundesregierung legt im Rahmen ihres Anfang April angekündigten Schutzschildes für von den Kriegsfolgen betroffene Unternehmen ein Zuschussprogramm von 5 Milliarden Euro für energieintensive Unternehmen auf. "Es wird ein Zuschussprogramm geben für energieintensive Industrien", sagte Wirtschaaftsministeriumssprecher Robert Säverin bei einer Pressekonferenz in Berlin. Es gelte für Unternehmen, die besonders hart vom Ukraine-Krieg, den damit zusammenhängenden Sanktionen und den Energiepreissteigerungen getroffen seien.
Bundestag beschließt Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro
Der Bundestag hat die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro beschlossen. Damit wird ein grundlegendes Wahlversprechen der SPD umgesetzt. Koalition und Linke stimmten für den Entwurf, Union und AfD enthielten sich, wie Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau bekanntgab. Das Mindestlohnerhöhungsgesetz sieht vor, den für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geltenden Mindestlohn zum 1. Oktober 2022 einmalig auf einen Bruttostundenlohn von 12 Euro zu erhöhen.
Ampel-Politiker mahnen Kanzleramt zu mehr Waffenlieferungen
Trotz der jüngsten Ankündigungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fordern Politiker von FDP und Grünen das Kanzleramt zu mehr Waffenlieferungen auf. "Deutschland kann und muss mehr Hilfe leisten. Beispielsweise könnten 100 Transportpanzer Fuchs, 100 Schützenpanzer Marder, 100 Leopard 1 Kampfpanzer oder 200 Lkw zügig bereitgestellt werden", sagte FDP-Politiker Markus Faber dem Spiegel. Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter, Vorsitzender des Europaausschusses im Bundestag, sagte: "Der Kanzler hat öffentlich die Lieferung von Waffen verteidigt. Jetzt muss gehandelt werden."
Inflation in der Türkei steigt im Mai auf 73,5 Prozent
Die Inflation in der Türkei hat sich im Mai erneut beschleunigt und den höchsten Stand seit Oktober 1998 erreicht. Die Verbraucherpreise stiegen um 73,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Statistikamt Turkstat berichtete. Im April hatte die Inflationsrate 70,0 Prozent betragen. Ökonomen hatten für Mai nach dem Factset-Konsens mit einer Rate von 74,0 Prozent gerechnet.
Türkei heißt bei der UNO ab sofort Türkiye
Die UNO hat den Namenswechsel der Türkei bestätigt: Das Land wird ab sofort in allen Sprachen Türkiye genannt. Die englische Bezeichnung Turkey werde auf Bitten der Regierung in Ankara nicht mehr verwendet, teilte UN-Sprecher Stéphane Dujarric mit. Die Türkei habe einen entsprechenden Antrag bei den Vereinten Nationen gestellt.
+++ Konjunkturdaten +++
Frankreich/Einkaufsmanagerindex Service Mai 58,3 (2. Veröff.)
Frankreich/Einkaufsmanagerindex Service Mai PROGNOSE: 58,4
Frankreich/Einkaufsmanagerindex Service Apr war 58,9
Italien/Einkaufsmanagerindex Service Mai 53,7
Italien/Einkaufsmanagerindex Service Mai PROGNOSE: 54,5
Italien/Einkaufsmanagerindex Service Apr bei 55,7
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Apr -1,3% gg Vm, +3,9% gg Vj
Eurozone/Einzelhandelsumsatz März rev +0,3% gg Vm, -0,4% gg Vj
DJG/DJN/AFP/apo
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June 03, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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