DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutscher Auftragseingang sinkt im April unerwartet
Der Auftragseingang der deutschen Industrie hat sich im April schwächer als erwartet entwickelt. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sanken die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 2,7 Prozent und lagen kalenderbereinigt um 6,2 (Vormonat: 2,9) Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Anstieg von 0,5 Prozent prognostiziert. Den für März gemeldeten Rückgang bei den Auftragseingängen von 4,7 Prozent revidierten die Statistiker auf 4,2 Prozent.
Commerzbank: China belastet deutschen Auftragseingang
Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen führt den unerwarteten Rückgang der deutschen Auftragseingänge im April hauptsächlich auf eine schwächere Nachfrage Chinas zurück, die durch eine straffere Geldpolitik und wiederholte Lockdowns ausgelöst worden sei. Deutsche Unternehmen bekommen das Solveen zufolge sowohl direkt als auch indirekt über eine geringere Nachfrage aus anderen Ländern zu spüren. "Ein anderer Grund dürften die Lieferengpässe bei vielen Gütern sein, weshalb die Unternehmen von anderen Vorprodukten weniger bestellen", schreibt Solveen in einem Kommentar.
DIHK sieht große Verunsicherung in der Wirtschaft
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat angesichts der jüngsten Zahlen zu den Auftragseingängen eine große Verunsicherung in der Wirtschaft festgestellt. "Der Abwärtstrend bei den Auftragseingängen setzt sich im April fort. Die Verunsicherung in der Wirtschaft ist groß", sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. Eine abkühlende Weltkonjunktur, anhaltende Lieferkettenprobleme und steigende Preise dämpften die Nachfrage nach Industriegütern, insbesondere von Kunden aus dem Ausland.
Barclays: EZB signalisiert Zinserhöhung für Juli
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von Barclays-Analystin Silvia Ardagna am Donnerstag ein Ende der Nettoanleihekäufe Ende Juni beschließen und seine Bereitschaft zu einer Zinserhöhung im Juli signalisieren. Ardagna will nicht ausschließen, dass die EZB für die erste Juli-Woche noch Nettoanleihekäufe von 5 Milliarden Euro spendiert. Sie wird ihren Einlagenzins nach Meinung der Barclays-Analystin in diesem Jahr bei jedem Meeting um 25 Basispunkte erhöhen und im ersten Quartal 2023 ein weiteres Mal.
Sentix-Konjunkturindex Deutschland steigt im Juni deutlich
Die Beurteilung von Konjunkturlage und -aussichten in Deutschland hat sich nach Angaben des Beratungsunternehmens Sentix im Juni erstmals nach drei Rückgängen in Folge verbessert. Der Sentix-Konjunkturindex für Deutschland stieg auf minus 12,8 (Vormonat: minus 20,5) Punkte. Die Beurteilung der aktuellen Lage erhöhte sich auf minus 2,0 (minus 7,3) Punkte, und die Erwartungen stiegen auf minus 23,0 (minus 32,8) Punkte.
Südafrikas Wirtschaft wächst im ersten Quartal um 1,9 Prozent
Das südafrikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im ersten Quartal 2022 um 1,9 Prozent gewachsen, was die am weitesten entwickelte Wirtschaft Afrikas wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückführte. Das verarbeitende Gewerbe legte im ersten Quartal um 4,9 Prozent zu und trug 0,6 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum bei, wie die Statistikbehörde berichtete. Der Handel, das Gastgewerbe und das Beherbergungsgewerbe wuchsen um 3,1 Prozent und trugen damit 0,4 Punkte bei.
IfW: Containerschiffstaus erreichen die Nordsee
Der internationale Handel leidet nach einer Umfrage des Kiel Instituts für Weltwirtschaft wieder stärker unter den Staus und Verzögerungen in der Containerschifffahrt, die nun auch die Nordsee erreicht hätten. Laut jüngstem Datenupdate des Kiel Trade Indicator dürften im Mai weltweit preis- und saisonbereinigt weniger Waren umgeschlagen worden sein als im Vormonat. Der Indikator weist den Angaben zufolge im Vergleich zum Vormonat ein leichtes Minus von 1 Prozent aus.
IWH: Erneut viele Industriejobs von Insolvenz betroffen
Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist im Mai in etwa gleichgeblieben, zeigt eine aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Der Anteil der Industriejobs an allen betroffenen Jobs sei erneut sehr hoch, so das IWH. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland liegt laut IWH-Insolvenztrend im Mai bei 778. Das seien in etwa so viele Fälle wie in den Vormonaten, jedoch 14 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Özdemir präsentiert fünfstufiges Label für Tierwohlkennzeichnung
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat ein fünfstufiges staatliches Label zur Tierwohlkennzeichnung auf Lebensmitteln vorgestellt. Eingeführt werden sollen die Haltungsstufen Stall, Stall+Platz, Frischluftstall, Auslauf/Freiland und Bio als Extra-Kategorie, wie Özdemir in Berlin sagte. Die Verpflichtung soll zunächst für Schweinefleisch gelten, später sollen weitere Tierarten hinzukommen.
Erstmals seit 2018 Rückgang von rechtsextremen Straf- und Gewalttaten
Die Zahl der rechtsextremen Straf- und Gewalttaten ist im vergangenen Jahr erstmals seit 2018 wieder gesunken. Wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2021 mitteilte, gingen die Taten um 9,6 Prozent auf rund 20.200 zurück. Das Potenzial gewaltorientierter Rechtsextremer habe sich mit 13.500 "jedoch auch 2021 auf unverändert hohem Niveau" befunden. Ihre Zahl stieg laut Verfassungsschutzbericht um 200 binnen Jahresfrist.
EU einigt sich auf Standards für Mindestlöhne
Unterhändler des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten haben sich in der Nacht zum Dienstag auf gemeinsame Standards für Mindestlöhne geeinigt. Nun gebe es eine Empfehlung an die Mitgliedstaaten, dass Mindestlöhne "dann fair und gerecht" seien, wenn sie 60 Prozent des Median-Einkommens und 50 Prozent des Durchschnitts-Einkommens abbilden, sagte der an den Verhandlungen beteiligte CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke in Straßburg.
Weißes Haus verteidigt Treffen von Biden mit saudi-arabischem Kronprinz
Das Weiße Haus hat Pläne für ein Treffen von US-Präsident Joe Biden mit Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman verteidigt - obwohl dieser US-Geheimdienstberichten zufolge die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi angeordnet haben soll. Wenn diese stattfinde, werde Bidens Reise "im Kontext bedeutender Ergebnisse für US-Bürger im Nahen Osten" stattfinden, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, vor Journalisten.
+++ Konjunkturdaten +++
Schweiz/SNB: Währungsreserven Mai 925,430 Mrd CHF
Schweiz/SNB: Währungsreserven betrugen im Apr 925,304 Mrd CHF
GB/Einkaufsmanagerindex Service Mai 53,4
GB/Einkaufsmanagerindex Service Mai PROG: 51,8
GB/Einkaufsmanagerindex Service Apr war 58,9
China/Währungsreserven Mai 3,128 Bill USD (Apr: 3,120 Bill USD)
China/Währungsreserven Mai stiegen um 8 Mrd USD zum Vormonat
DJG/DJN/AFP/apo
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June 07, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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