DJ ÜBERBLICK am Abend/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
EZB beendet Nettoanleihekäufe und kündigt Zinserhöhungen an
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat ein Ende seiner Nettoanleihekäufe beschlossen und zugleich eine Erhöhung aller Leitzinsen angekündigt. Wie die EZB mitteilte, sollen die Nettokäufe am 1. Juli enden. Eine erste Anhebung der Leitzinsen wurde für die Juli-Sitzung angekündigt, eine weitere für September, wobei eine Anhebung von 50 Basispunkten nicht ausgeschlossen wurde. Zugleich machte die EZB klar, dass sie noch für längere Zeit an ihren im Rahmen der Kaufprogramme APP und PEPP erworbenen Anleihebeständen von zuletzt 4,95 Billionen Euro festhalten will, wozu sie die Tilgungsbeträge fällig gewordener Papiere wieder anlegen wird.
Lagarde: EZB sorgt für mittelfristige Inflation von 2 Prozent
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde dafür sorgen, dass die Inflation mittelfristig zu ihrem Zielwert von 2 Prozent zurückkehrt. "Die hohe Inflation ist eine große Herausforderung für uns alle", sagte Lagarde in ihrer Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung. Der Inflationsdruck habe sich intensiviert und verbreitert. Zugleich belaste die russische Invasion in der Ukraine das Vertrauen und dämpfe das Wachstum.
Lagarde: EZB steht vor Serie von Zinsschritten
Die Europäische Zentralbank (EZB) steht nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde vor einer Serie von Zinserhöhungen, deren Ausgestaltung von der Entwicklung des Inflationsausblicks abhängen wird. "Es ist nicht nur ein Schritt, es ist eine Serie von Schritten über die nächsten Monate", sagte sie in der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung. Es werde vom Inflationsausblick abhängen, wie diese Serie verlaufe. Lagarde sprach zudem von einer "Reise".
BVR: EZB schlägt richtige Route ein
"Mit ihrem Signal für stetige, aber maßvolle Zinsschritte hat die EZB nun endlich die richtige Route eingeschlagen", schreibt BVR-Chefvolkswirt Andreas Bley in einem Kommentar. Der Leitzins müsse spürbar steigen, gleichzeitig müsse die EZB den hohen wirtschaftlichen Unsicherheiten Rechnung tragen. "Auf jeder der kommenden Ratssitzungen sollte ein kleiner Zinsschritt folgen, der Leitzins somit bis Jahresende auf 0,75 Prozent erhöht werden", so Bley. Der absehbare Abschied vom Minuszins sei ein Epochenwechsel, der leider vom Sparer durch die hohe Inflation teuer bezahlt werde.
IfW sieht geldpolitische Risiken unnötig erhöht
Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) kritisiert die Beschlüsse des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB). "Dass die EZB von einer Zinsanhebung abgesehen hat und diese erst für die nächsten Monate ankündigt, erhöht die geldpolitischen Risiken unnötig", erklärt Vizepräsident Stefan Kooths. "Die verkündeten Schritte sind ein überfälliger Anfang, aber eben auch nur das." Die EZB müsse dringend weitere Schritte unternehmen. Ihr zentraler Auftrag sei die Geldwertstabilität, "und der sollte sie sich jetzt ausschließlich widmen".
Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe gestiegen
Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 4. Juni zugelegt. Im Vergleich zur Vorwoche stieg die Zahl der Anträge auf saisonbereinigter Basis um 27.000 auf 229.000, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Anstieg auf 210.000 vorhergesagt.
Scholz: Werden uns auf Desinformation und Cyberangriffe besser einstellen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat einen entschlosseneren Umgang mit ausländischen Desinformationskampagnen im Internet und Cyberangriffen angekündigt. "Immer häufiger werden digitale Technologien als geopolitisches Machtinstrument missbraucht, teils auch gezielt für Desinformationskampagnen", sagte er auf der Internetkonferenz Republica. Cyberangriffe, ausgeführt durch Staaten und kriminelle Organisationen kämen hinzu. "Darauf werden wir uns besser einstellen - auch das ist im Übrigen eine konkrete Konsequenz aus der Zeitenwende", kündigte er an.
Wissing: Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen weiter zulassen
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat das Votum des Europaparlaments für ein Ende von Autos mit Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2035 kritisiert und stattdessen eine technologieoffene Lösung mit synthetischen Kraftstoffen gefordert. "Wir nehmen unsere Klimaschutzziele sehr ernst, deshalb muss die Mobilität klimaneutral gestaltet werden", sagte Wissing bei einem Statement in Berlin. "Die gestern in Brüssel getroffenen Entscheidungen finden nicht unsere Zustimmung, weil dadurch Technologien ausgeschlossen werden, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können."
Selenskyj: "Schicksal" des Donbass entscheidet sich in Sjewjerodonezk
Das Schicksal der ostukrainischen Donbass-Region entscheidet sich nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj in der heftig umkämpften Stadt Sjewjerodonezk. "Dies ist eine sehr harte, sehr schwierige Schlacht", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. Die Stadt befindet sich nach ukrainischen Angaben mittlerweile "weitgehend" unter russischer Kontrolle. Selenskyj berichtete von schweren Kämpfen in Sjewjerodonezk. Es handele sich wahrscheinlich um eine der schwierigsten Schlachten in diesem Krieg.
Bank of Canada: Zinserhöhungen könnten Schwachstellen im Finanzsystem verschärfen
Die aggressiven Zinserhöhungen zur Eindämmung der historisch hohen Inflation könnten nach Einschätzung der Bank of Canada die bestehenden Schwachstellen im Finanzsystem Kanadas verschärfen. Die Zentralbank erklärte, es sei unklar, ob der jüngste Rückgang der kanadischen Immobilienverkäufe und -preise nach den Zinserhöhungen eine vorübergehende Entwicklung oder der Beginn einer erheblichen, dauerhaften Preiskorrektur sei. Die Hauspreise in Kanada stiegen während der Pandemie rasant um etwa 50 Prozent an, womit sie in fast allen Industrieländern führend waren.
Erdogan verkündet erneute Präsidentschaftskandidatur im kommenden Jahr
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat offiziell seine erneute Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr angekündigt. "Lassen Sie es mich hier sagen. Tayyip Erdogan ist der Kandidat der Volksallianz", sagte Erdogan am Donnerstag bei einer Kundgebung in Izmir mit Blick auf das Bündnis zwischen seiner AKP-Partei und der rechtskonservativen MHP. Gerüchte, wonach er eine vorgezogene Wahl anstrebe, wies Erdogan zurück. Die Präsidentschaftswahl werde planmäßig am 24. Juni 2023 stattfinden, sagte er.
Erdogan erwartet Unterstützung seiner Alliierten für neue Offensive in Syrien
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan setzt nach eigenen Angaben auf die Unterstützung seiner Verbündeten für eine Militäroffensive im Norden Syriens. Die Türkei werde die "fehlenden Stücke" ihrer "Sicherheitszone" entlang der türkischen Grenze "zweifellos vervollständigen", sagte Erdogan bei einem Militärmanöver in Izmir.
IAEA: Iran schaltet 27 Kameras zur Überwachung von Atomanlagen ab
Der Iran schaltet nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) 27 Kameras zur Überwachung der Atomanlagen in dem Land ab. Diese Maßnahme, über die Teheran seine Behörde informiert habe, stelle "eine ernsthafte Herausforderung für unsere Fähigkeit dar, dort weiter zu arbeiten", sagte IAEA-Chef Rafael Grossi in Wien.
+++ Konjunkturdaten +++
Brasilien Verbraucherpreise Mai +0,47% (Apr: +1,06%)
Brasilien Verbraucherpreise 12-Monats-Rate Mai +11,73% (Apr: +12,13%)
DJG/DJN/AFP/apo/brb
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June 09, 2022 13:00 ET (17:00 GMT)
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