DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
FEIERTAGSHINWEIS
MONTAG: In Australien bleiben die Börsen wegen des Feiertages Geburtstag der Königin (regionaler Feiertag)geschlossen.
TAGESTHEMA
US-Finanzministerin Janet Yellen hat eingeräumt, dass die hohe Inflation und das Risiko einer Konjunkturabschwächung fortbestehen. Die Politikerin glaubt aber nicht, dass die USA in naher Zukunft eine Rezession erleben werden. "Ich weiß, dass sich die Menschen zu Recht über die Inflation aufregen", sagte Yellen. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass eine Rezession bevorstehe. Die ehemalige Notenbank-Präsidentin glaubt, dass es für die Fed einen Weg gibt, eine so genannte weiche Landung zu erreichen, bei der die Notenbank die Inflation erfolgreich abkühlt, ohne einen erheblichen Rückschlag auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesamtwirtschaft zu verursachen. Sie verwies auf die Stärke des Arbeitsmarktes und die Ersparnisse der privaten Haushalte als Faktoren, die der US-Wirtschaft derzeit Auftrieb gäben. Angesichts dieser grundlegenden Stärken sei es überraschend, wie negativ viele Amerikaner die Wirtschaft einschätzten.
TAGESTHEMA II
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann fordert mindestens 7 Prozent mehr Lohn - und von der Regierung eine Übergewinnsteuer für Sonderprofite. "Wir brauchen eine kräftige Lohnerhöhung", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Der anstehende Tarifabschluss müsse zwei Jahre abdecken, 2022 und 2023. Nach der bewährten Lohnformel addiere er für zwei Jahre die Zielinflation der EZB von 2 Prozent zur Steigerung der Produktivität von 1,1 Prozent. "Nur auf Basis dieser Formel kommen wir also auf eine Forderung über sechs Prozent mehr Lohn. Hinzu kommt zwingend eine Umverteilungskomponente, weil die Firmen gerade so hohe Gewinne erzielen", sagte Hofmann. Addiert wären das 7 Prozent oder mehr. Der IG-Metall-Vorstand präsentiert am 20. Juni seine offizielle Forderung für die anstehende Tarifrunde.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
10:00 DE/Alstria Office Reit-AG, Online-HV
DIVIDENDENABSCHLAG
Unternehmen Dividende Brenntag 1,45 EUR DWS Group 2,00 EUR Traton 0,50 EUR
AUSBLICK KONJUNKTUR
- US 14:30 Verbraucherpreise Mai PROGNOSE: +0,7% gg Vm/+8,3% gg Vj zuvor: +0,3% gg Vm/+8,3% gg Vj Verbraucherpreise Kernrate PROGNOSE: +0,5% gg Vm/+5,9% gg Vj zuvor: +0,6% gg Vm/+6,2% gg Vj 14:30 Realeinkommen Mai 16:00 Index Verbraucherstimmung Uni Michigan (1. Umfrage) Juni PROGNOSE: 58,5 zuvor: 58,4
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: Stand +/- DAX-Future 14.081,00 -0,1% E-Mini-Future S&P-500 4.024,50 +0,2% E-Mini-Future Nsdq-100 12.313,50 +0,3% Nikkei-225 27.832,30 -1,5% Schanghai-Composite 3.258,39 +0,6% +/- Ticks Bund -Future 147,70 -10 Vortag: INDEX Schluss +/- DAX 14.198,80 -1,7% DAX-Future 14.090,00 -2,0% XDAX 14.092,41 -2,0% MDAX 29.649,89 -1,8% TecDAX 3.109,58 -2,2% EuroStoxx50 3.724,45 -1,7% Stoxx50 3.600,19 -1,3% Dow-Jones 32.272,79 -1,9% S&P-500-Index 4.017,82 -2,4% Nasdaq-Comp. 11.754,23 -2,7% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 147,80 -89
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Mit einem Stabilisierungsversuch werden Europas Börsen am Freitag erwartet. Der Kursrutsch am Vortag in Europa und den USA dürfte den Marktteillnehmern aber noch in den Knochen stecken. Der Markt wartet nach der EZB-Sitzung auf den zweiten wichtigen Termin der Woche, die US-Verbraucherpreise für Mai. Sie werden wie im April 8,3 Prozent höher als im Vorjahr erwartet. Schon geringe Abweichungen nach oben dürften wieder noch stärkere Zinserhöhungsängste durch die US-Notenbank aufkommen lassen. Die von der EZB erst für Juli angekündigte erste Zinserhöhung seit Jahren wird mehrheitlich als Minimallösung und homöopathish bezeichnet. Dazu verschreckte die Inflationsprognose. "Und jetzt noch der Beginn der Lohn-Preis-Spirale", sagt ein Händler mit Verweis auf die Warnstreiks der Hafenarbeiter und die Forderungen der IG Metall nach 7 Prozent mehr Lohn. Etwas Beruhigung kommt von den Inflationszahlen aus China. Wegen der Corona-Lockdowns kam es hier im Mai zu keinem unerwarteten Preisdruck, die Verbraucherpreise legten um 2,1 Prozent zu.
Rückblick: Sehr schwach - Nach der Zinsentscheidung der EZB ging es abwärts, weil die unerwartet deutlich erhöhte Inflationsprognose verschreckte. Der Zinserhöhungszyklus müsste als Konsequenz nun länger laufen als bisher gedacht, hieß es dazu und die neben der für Juli auch für September angekündigte Zinserhöhung um 25 Basispunkte könne möglicherweise höher ausfallen. Unter Druck standen europaweit die alsbesonders zinssensibel geltenden Technologiewerte wie Infineon (-2,4%). Einzelhandelstitel (-1,3%) fielen nach zwei Gewinnwarnungen. Der schwedische Online-Händler Boozt (-18%) hatte den Ausblick gesenkt und die brtische DFS Furniture (-12%) gewarnt. Im Sog verloren Zalando 8,5 und Westwing 7,8 Prozent. Bei EDF ging es um 6,3 Prozent noch oben. Kurstreiber war ein Bericht, wonach die Regierung eine vollständige Übernahme erwägen soll.
DAX/MDAX/TECDAX
Sehr schwach - Sorgen wegen einer Lohn-Preis-Spirale bereiteten die Warnstreiks deutscher Hafenarbeiter. Logistik-Aktien wie Deutsche Post und Containerreeder Hapag-Lloyd fielen den zweiten Tag in Folge deutlich, diesmal um bis zu 3,2 Prozent. Beiersdorf legten um 4,2 Prozent zu, getrieben von positiv aufgenommenen Aussagen vom Kapitalmarkttag. Hochtief gaben 5,6 Prozent nach wegen einer Kapitalerhöhung.
XETRA-NACHBÖRSE
Gegen die breite negative Tendenz stemmten sich Progress-Werk Oberkirch (PWO) (+6%). Der Autozulieferer hatte nach einem bisher guten Geschäftsverlauf die Neugeschäftsprognose für das laufende Jahr angehoben. Media & Games Invest sanken um 1,5 Prozent. Das Unternehmen hatte die Platzierung einer variabel verzinslichen Anleihe im Volumen von 175 Millionen Euro sowie die Rückzahlung von ausstehenden Anleihen im Volumen von 115 Millionen Euro mitgeteilt.
USA - AKTIEN
Sehr schwach - Vor den mit Spannung erwarteten Verbraucherpreisdaten am Freitag seien die Anleger zusehends nervöser geworden, berichteten Marktteilnehmer. Volkswirte erwarten, dass sich der Preisauftrieb im Mai verglichen mit dem April nochmals deutlich beschleunigt hat. Daneben hätten die Zinsbeschlüsse und Inflationsprognosen der EZB eine Erholung verhindert. Dass nun auch auf der anderen Seite des Atlantiks die Zinswende eingeläutet sei und schärfer als gedacht ausfallen könnte, habe belastet. Unter den Einzelwerten sanken Tesla um 0,9 Prozent, nachdem die US-Verkehrssicherheitsbehörde nach neuen Unfällen mit geparkten Rettungsfahrzeugen die Überprüfung des Autopiloten ausgeweitet hat. Eine Hochstufung auf "Kaufen" durch die UBS linderte den Verkaufsdruck aber. Five Below fielen um 1,4 Prozent. Steigende Kosten hatten dem Einzelhändler sinkende Erstquartalsergebnisse beschert. Oxford Industries kletterten um rund 5 Prozent. Das Textilunternehmen hat die Umsatzprognose nach oben genommen. NXP gewannen mit neuen Spekulationen über ein Interesse Samsungs an dem Halbleiterunternehmen 4 Prozent.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,80 +4,2 2,76 207,3 5 Jahre 3,08 +5,0 3,03 181,5 7 Jahre 3,08 +2,9 3,06 164,5 10 Jahre 3,04 +2,4 3,02 153,4 30 Jahre 3,17 -0,2 3,17 127,3
Die Anleihenotierungen gerieten unter Druck mit der Aussicht auf steigende Leitzinsen nicht nur in den USA, sondern nun auch in Europa. Dass die EZB ihre Inflationsprognosen anhob, spricht nach Meinung von Beobachtern zudem für einen länger andauernden Zinserhöhungszyklus.
DEVISENMARKT
zuletzt +/- % 0:00 Uhr Do, 17:30 Uhr % YTD EUR/USD 1,0637 +0,2% 1,0619 1,0658 -6,5% EUR/JPY 142,37 -0,2% 142,72 142,92 +8,8% EUR/CHF 1,0412 -0,0% 1,0198 1,0430 +0,4% EUR/GBP 0,8504 +0,1% 0,8498 0,8510 +1,2% USD/JPY 133,85 -0,4% 134,40 134,09 +16,3% GBP/USD 1,2507 +0,1% 1,2496 1,2522 -7,6% USD/CNH 6,6952 -0,1% 6,7011 6,6965 +5,4% Bitcoin BTC/USD 30.127,63 +0,1% 30.110,89 30.112,36 -34,8%
Der Euro zeigte sich nach den Beschlüssen und AUssagen der EZB deutlich schwächer. Zwischenzeitlich hatte die Gemeinschaftswährung mit Aufschlägen reagiert. Der Euro sank im Tief auf 1,0612 US-Dollar nach einem Tageshoch von 1,0774, nachdem er unmittelbar vor den EZB-Entscheidungen noch bei rund 1,07 gehandelt worden war. Im Handel verwies man auf Aussagen von EZB-Chefin Lagarde. Diese legten nahe, dass bei der angekündigten zweiten Leitzinserhöhung im September ein Schritt von 50 Basispunkten keineswegs sicher sei trotz der unerwartet deutlich erhöhten Inflationsprognose, die dies eigentlich nötig erscheinen lasse.
ROHSTOFFE
ÖL
zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 120,89 121,51 -0,5% -0,62 +66,1% Brent/ICE 122,30 123,07 -0,6% -0,77 +62,1%
Konjunktursorgen lasteten leicht auf den tÖlpreisen. Inflation und Zinserhöhungen könnten die Nachfrage nach dem Rohstoff abwürgen, so die Befürchtung. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI sank um 0,5 Prozent.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.844,63 1.847,91 -0,2% -3,29 +0,8% Silber (Spot) 21,70 21,69 +0,0% +0,01 -6,9% Platin (Spot) 972,03 975,34 -0,3% -3,31 +0,2% Kupfer-Future 4,34 4,38 -0,8% -0,04 -2,2%
Der Goldpreis ermäßigte sich um 0,3 Prozent. Zum einen verteuerte der steigende Dollar das Edelmetall für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum, zum anderen minderten die steigenden Marktzinsen die Attraktivität des zinslos gehaltenen Goldes.
MELDUNGEN SEIT DONNERSTAG 17.30 UHR
GELDPOLITIK KANADA
Die aggressiven Zinserhöhungen zur Eindämmung der historisch hohen Inflation könnten nach Einschätzung der Bank of Canada die bestehenden Schwachstellen im Finanzsystem Kanadas verschärfen. Die Zentralbank erklärte, es sei unklar, ob der jüngste Rückgang der kanadischen Immobilienverkäufe und -preise nach den Zinserhöhungen eine vorübergehende Entwicklung oder der Beginn einer erheblichen, dauerhaften Preiskorrektur sei.
CHINA - Konjunktur
Der Verbraucherpreisindex in China ist im Mai um 2,1 Prozent gegenüber Vorjahr und damit im gleichen Tempo wie im April gestiegen. Die Prognose lautete auf 2,2 Prozent. Der Erzeugerpreisindex stieg um 6,4 Prozent, was eine Abschwächung gegenüber dem Plus von 8,0 Prozent im April bedeutet, und minimal über dem erwarteten Anstieg von 6,3 Prozent liegt.
POLEN - Justiz
Das von der regierenden PiS-Partei dominierte Unterhaus des polnischen Parlaments hat ein Gesetz verabschiedet, durch das ein umstrittenes Disziplinarsystem für Richter am Obersten Gerichtshof reformiert wird. Von der Opposition im Senat eingebrachte Änderungen lehnten die Abgeordneten ab. Das umstrittene Disziplinarsystem sorgte jahrelang für Streit zwischen Polen und der EU.
TUI
Das Amtsgericht Hannover hat Helena Murano und Christian Baier rückwirkend zum 31. Mai 2022 zu Mitgliedern des Aufsichtsrats der Tui AG bestellt. Beide folgen auf Alexej Mordashov und Vladimir Lukin, die Anfang März ihre Aufsichtsratsmandate niedergelegt hatten.
PROGRESS-WERK OBERKIRCH (PWO)
hat angesichts einer guten Neugeschäftsentwicklung im bisherigen Jahresverlauf die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. 2022 rechnet PWO nun mit einem Neugeschäftsvolumen nahe 600 Millionen Euro nach bislang in Aussicht gestellten mehr als 500 Millionen.
CREDIT SUISSE / STATE STREET
State Street hat einer möglichen Übernahme der Credit Suisse endgültig eine Absage erteilt. "State Street strebt weder eine Übernahme noch einen anderen Zusammenschluss mit der Credit Suisse an", sagte ein Sprecher. Andauernde Marktgerüchte entbehrten jeglicher Grundlage.
REPSOL
trennt sich von einem Viertel seines Tochterunternehmens für erneuerbare Energien und verkauft Repsol Renovables für 905 Millionen Euro an den französischen Bankenversicherer Credit Agricole Assurances und den Investor Energy Infrastructure Partners (EIP).
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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June 10, 2022 01:31 ET (05:31 GMT)
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