DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
FEIERTAGSHINWEIS
MONTAG: In Australien bleiben die Börsen wegen des Feiertages Geburtstag der Königin (regionaler Feiertag) geschlossen.
TAGESTHEMA I
Der französische Präsident Emmanuel Macron muss nach der ersten Runde der Parlamentswahl um die absolute Mehrheit seines Bündnisses Ensemble fürchten. Macrons Partei kommt mit ihren Verbündeten nach offiziellen Angaben aus der Nacht zum Montag auf 25,75 Prozent der Stimmen. Die links-grüne Allianz Nupes von Jean-Luc Mélenchon lag nahezu gleich auf, sie erhielt nur 21.442 Stimmen weniger. Das französische Mehrheitswahlrecht begünstigt bei der Sitzverteilung das stärkste Wahlbündnis. Macrons Partei kommt mit ihren Verbündeten nach Schätzungen mehrerer Wahlforschungsinstitute vom Sonntag auf 255 bis 295 Sitze. Nupes kann mit 150 bis 210 Sitzen rechnen. 289 Sitze sind in dem insgesamt 577 Abgeordnete zählenden Parlament für die absolute Mehrheit nötig. Die genaue Sitzverteilung wird sich erst in der Stichwahl kommenden Sonntag entscheiden.
TAGESTHEMA II
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reagiert auf die heftige Kontroverse um den Tankrabatt. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel will er das Kartellrecht verschärfen. Damit solle der Staat auch ohne einen Nachweis von Marktmissbrauch Gewinne abschöpfen und notfalls die Konzerne zerschlagen können. In einem Positionspapier aus dem Wirtschaftsministerium, das dem Spiegel laut dem Bericht vorliegt, heiße es: "Es gibt ein Parallelverhalten bei den Preisen im Markt." Das bedeute, die Unternehmen kennen die Preise ihrer Wettbewerber an den Tankstellen, weil der Markt sehr transparent sei. Auch ohne eine kartellrechtswidrige Absprache würden die Preise sehr schnell einander angeglichen; ein Missbrauch des Wettbewerbsrechts sei schwer nachweisbar.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
22:05 US/Oracle Corp, Ergebnis 4Q
DIVIDENDENABSCHLAG
Unternehmen Dividende Alstria Office Reit-AG 0,04 EUR
AUSBLICK KONJUNKTUR
- GB 08:00 BIP April PROGNOSE: +0,1% gg Vm zuvor: -0,1% gg Vm Drei-Monats-Rate PROGNOSE: k.A. zuvor: +0,8% gg Vq 08:00 Industrieproduktion April PROGNOSE: +0,6% gg Vm/k.A. zuvor: -0,2% gg Vm/+0,7% gg Vj 08:00 Handelsbilanz April PROGNOSE: k.A. zuvor: -23,9 Mrd GBP
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- DAX-Future 13.564,00 -1,6% E-Mini-Future S&P-500 3.850,75 -1,2% E-Mini-Future Nsdq-100 11.634,00 -1,7% Nikkei-225 27.043,40 -2,8% Schanghai-Composite 3.248,51 -1,1% +/- Ticks Bund -Future 146,56 -34 Vortag: INDEX Schluss +/- DAX 13.761,83 -3,1% DAX-Future 13.788,00 -2,1% XDAX 13.791,87 -2,1% MDAX 28.768,98 -3,0% TecDAX 3.020,40 -2,9% EuroStoxx50 3.599,20 -3,4% Stoxx50 3.510,73 -2,5% Dow-Jones 31.392,79 -2,7% S&P-500-Index 3.900,86 -2,9% Nasdaq-Comp. 11.340,02 -3,5% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 146,90 -90
FINANZMÄRKTE
EUROPA
AUSBLICK: Nur mit einer leichten Zwischenerholung rechnen Händler am Montag an Europas Aktienbörsen. An der überraschend negativen Nachrichtenlage habe sich nichts geändert. Vom DAX wird eine Stabilisierung über 13.800 erhofft. Nach der erhöhten Inflationsprognose der EZB und der viel zu hohen US-Inflationsrate müsse sich der Markt weiter auf einen längeren Inflationszeitraum einstellen als zuvor gedacht. Damit werde auch der Zinserhöhungszyklus länger und stärker als bisher eingepreist laufen. Die Bewertungen der Aktien geraten damit weiter unter Druck, Renditen dürften weiter steigen. "Der Ausverkauf dürfte erst zu Ende sein, wenn auch ein Ende des Inflationsanstiegs erkennbar ist", kommentierte ein Händler.
RÜCKBLICK: Baisse - Die Börsen sind nach Bekanntgabe neuer US-Preisdaten eingebrochen. Die US-Verbraucherpreise sind kräftiger als erwartet gestiegen. Die Daten ließen keinen Inflationsgipfel erkennen und sprachen dafür, dass an den Märkten zusätzliche Zinserhöhungen durch die Fed werden dürften. Vermehrt machten sich Rezessionsängste breit. Mit der Ausweitung der Zinsdifferenzen in der Eurozone wurden Erinnerungen an die Eurokrise geweckt, was wiederum belastete. Italienische Staatsanleihen gerieten besonders unter Druck, die Rendite sprang. Für den stark in Staatsanleihen investierten Bankensektor ging es daher 4,8 Prozent talwärts. Nicht überraschend unter Druck standen zinssensible Immobilienaktien. SAS haussierten um 12,8 Prozent. Hintergrund waren Hilfszusagen des dänischen Parlaments. Weiter unter Druck standen Credit Suisse (-5,7%). State Street hatte klargestellt, man sei nicht an einer Übernahme interessiert. Berichte über ein Kaufinteresse an der Just-Eat-Tochter Grubhub trieben deren Aktien um 5,7 Prozent nach oben.
DAX/MDAX/TECDAX
Baisse - Zyklische Werte wie BASF gaben 4,3 Prozent nach oder Siemens 5,4 Prozent. Bankenwerte wurden gemieden: Deutsche Bank verloren 5,9 Prozent und Commerzbank 5,6 Prozent. Hier belasteten nicht nur Rezessionssorgen, sondern auch die Angst vor einer zunehmenden Fragmentierung der Anleihemärkte in der Eurozone. Im Immobiliensektor büßten Vonovia (-3,3%), Aroundtown (-3%) und Instone (-13%) kräftig ein. Besser hielten sich Hellofresh mit Abgaben von 1,4 Prozent und Delivery Hero (-2%) - hier stützten die Berichte über ein Kaufinteresse an der Just-Eat-Tochter Grubhub. Händler sprachen von der Hoffnung auf eine Branchenkonsolidierung.
XETRA-NACHBÖRSE
Obwohl die Wall Street am Freitag im späten Handel nach den unerwartet stark gestiegenen Verbraucherpreisen tiefer ins Minus gerutscht ist, stabilisierten sich die deutschen Aktien im nachbörslichen Handel. Sie waren allerdings im regulären Geschäft schon heftig abverkauft worden.
Kursbewegende Nachrichten zu Einzelwerten waren Mangelware. In der zweiten Reihe berichtete Hapag-Lloyd von ersten Zeichen einer abkühlenden Nachfrage. Das belastete die Aktie aber nicht mehr weiter, nachdem sie im Xetra-Handel mit 6,6 Prozent schon überdurchschnittlich stark nachgegeben hatte.
USA - AKTIEN
Baisse - Inflations- und Zinssorgen bestimmten am Freitag das Geschehen an der Wall. Die US-Verbraucherpreise für Mai haben sowohl auf Monats- wie auch Jahressicht stärker als ohnehin befürchtet angezogen.Die Daten dürften die Beratungen während der US-Notenbanksitzung in der kommenden Woche mit Blick auf den künftigen Zinspfad beeinflussen. Sie zerschlugen überdies Hoffnungen, dass der Preisauftrieb seinen Höhepunkt überschritten haben könnte. Die Inflation beeinträchtigt inzwischen auch massiv die Verbraucherstimmung, wie sich an dem von der Uni Michigan ermittelten Index ablesen ließ, der Anfang Juni unerwartet deutlich auf ein Rekordtief abgesackt war. Unter den Einzelaktien verloren Meta Platforms mit der Schwäche der Technologiewerte 4,6 Prozent. Facebook überprüft offenbar sein Engagement für die Bezahlung von Nachrichten auf der eigenen Plattform. Das Unternehmen könnte somit Millionen US-Dollar, die es derzeit an Verlage überweist, einsparen. Docusign knickten nach enttäuschenden Zahlen und einem verhaltenen Ausblick um 24,5 Prozent ein. Stitch Fix brachen um 18,4 Prozent ein. Der Styling-Spezialist kämpft mit der Konsumzurückhaltung der Verbraucher und streicht 330 Stellen. Die Verluste weiten sich aus. Vail Resorts (+1,3%) hatte steigende Gewinne und Umsätze nach Ende der Corona-Schutzmaßnahmen vermeldet. Rent the Runway (-4%) hatte zwar den Umsatz verdoppelt, doch dürfte die extrem schwache Verbraucherstimmung die Aktie belastet haben.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,05 +25,4 2,80 232,3 5 Jahre 3,26 +18,0 3,08 199,5 7 Jahre 3,23 +14,6 3,09 179,2 10 Jahre 3,16 +11,2 3,04 164,7 30 Jahre 3,19 +2,6 3,16 129,1
Am kurzen Ende der Zinskurve zogen die Renditen steil an. Händler spekulierten auf kurzfristig steigende Leitzinsen, sogar Zinsschritte über 75 Basispunkte wurden wieder ins Spiel gebracht. Langfristig könnte die Inflation aber wieder nachlassen, daher stiegen die Renditen der Langläufer verhaltener.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Uhr Fr, 17:33 Uhr % YTD EUR/USD 1,0483 -0,3% 1,0515 1,0518 -7,8% EUR/JPY 141,65 +0,2% 141,37 141,12 +8,2% EUR/CHF 1,0376 -0,1% 1,0124 1,0401 +0,0% EUR/GBP 0,8536 -0,0% 0,8538 0,8538 +1,6% USD/JPY 135,10 +0,5% 134,43 134,14 +17,4% GBP/USD 1,2281 -0,3% 1,2317 1,2319 -9,2% USD/CNH 6,7587 +0,4% 6,7347 6,7308 +6,4% Bitcoin BTC/USD 25.918,92 -5,3% 27.363,70 29.341,32 -43,9%
Die Aussicht auf weiter steigende US-Zinsen trieb den US-Dollar auf den höchsten Stand seit drei Wochen. Der Dollarindex legte um 0,9 Prozent zu.
ROHSTOFFE
ÖL
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 118,81 120,67 -1,5% -1,86 +63,3% Brent/ICE 120,41 122,01 -1,3% -1,60 +59,6%
Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte WTI fiel um 0,7 Prozent auf 120,67 Dollar. Die Akteure befürchteten einen abnehmenden Ölbedarf, sollten die sich abzeichnenden Zinserhöhungen die Konjunktur abwürgen. Außerdem wurden neue Lockdowns aus Schanghai gemeldet. Diese dürften die Nachfrage aus China drücken.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.862,39 1.871,40 -0,5% -9,01 +1,8% Silber (Spot) 21,65 21,89 -1,1% -0,24 -7,1% Platin (Spot) 964,00 977,07 -1,3% -13,07 -0,7% Kupfer-Future 4,25 4,29 -1,0% -0,04 -4,3%
Konjunktursorgen stützten den Goldpreis, trotz anziehender Marktzinsen und des sehr festen Greenback. Die Feinunze verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 1.872 Dollar.
MELDUNGEN SEIT VORTAG 17.30 UHR
UKRAINE-KRIEG UND FOLGEN
- Bundeskanzler Olaf Scholz hat Ostdeutschland Unterstützung
bei der Bewältigung der Folgen aus den Russland-Sanktionen zugesagt. "Wir haben von Beginn an gesagt: Wir tun nichts, was uns mehr schadet als Putin", sagte Scholz am Sonntagabend beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow laut vorab verbreitetem Redetext. "Dabei haben wir immer auch Ostdeutschland im Blick, das aufgrund seiner Geschichte und Geographie natürlich andere Voraussetzungen hat in Sachen Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie."
- Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) plant einem Medienbericht zufolge noch vor dem G7-Gipfel Ende Juni eine gemeinsame Reise nach Kiew mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi.
- EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen ist zu Gesprächen über die EU-Beitrittsbewerbung der Ukraine in Kiew eingetroffen. Gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wolle sie eine "Bestandsaufnahme der gemeinsamen Arbeit machen, die mit Blick auf den Wiederaufbau und die Fortschritte der Ukraine auf ihrem europäischen Weg nötig sind", schrieb von der Leyen am Samstag bei ihrer Ankunft in Kiew.
- BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller ist einer der heftigsten Gegner eines Gasembargos gegen Russland. Es gehe ihm dabei nicht nur um BASF, sondern um die industrielle Stärke Deutschlands, sagte er der Süddeutschen Zeitung (SZ - Wochenendausgabe). Für das russische Gas gäbe es so schnell keinen Ersatz.
BMW
Der BMW-Konzern prüft eine Ausweitung seiner Autoexporte aus China. Nach Informationen des Handelsblatts aus Konzernkreisen knnte der gemeinsam mit Great Wall geplante elektrische Mini auch in die USA exportiert werden. Bislang sollten die in China gebauten Autos vornehmlich in China verkauft werden.
RHEINMETALL
Aufgrund der hohen Nachfrage nach militärischer Ausrüstung will Rheinmetall die Kapazitäten erhöhen. "Wir rechnen mit deutlich steigenden Umsätzen in der Größenordnung von bis zu 20 Prozent im Jahr und sind nun dabei, unsere Kapazitäten hochzufahren", sagte Vorstandsvorsitzender Armin Pappberger der Zeitung "Bild am Sonntag".
HAPAG-LLOYD
sieht nach dem Anstieg der Frachtraten erste Zeichen für eine abkühlende Nachfrage. Generell habe sich die Entwicklung bei den Frachtraten etwas entspannt, sagte CEO Rolf Habben Jansen.
TOTALENERGIES
hat von Katar als erstes ausländisches Unternehmen den Zuschlag für die gemeinsame Erschließung des größten Erdgasfeldes der Welt erhalten. Wie Katars Energieminister Saad Scherida al-Kaabi am Sonntag mitteilte, wird TotalEnergies 6,25 Prozent der Anteile an dem Projekt halten, durch das Katar seine Erdgasförderung bis 2027 um 60 Prozent steigern will.
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June 13, 2022 01:30 ET (05:30 GMT)
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