DJ Ministerium: Deutsche Wirtschaft robust - Unsicherheit bleibt
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft hat sich laut Bundeswirtschaftsministerium nach der russischen Invasion in der Ukraine vorerst stabilisiert. Die Unsicherheit bleibe dennoch weiterhin hoch angesichts des anhaltenden Kriegs in der Ukraine, der hohen Inflation und des Lockdowns in China. In seinem neuesten Bericht zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland erklärte das Ministerium, dass sich die Stimmung unter den Unternehmen mit Blick auf deren aktuelle Geschäftslage zuletzt aufgehellt habe. Allerdings blieben die Erwartungen gedämpft. Auch die Verbraucher verhielten sich zurückhaltend, was der Rückgang der Umsätze im Einzelhandel im April deutlich mache.
Insgesamt stehe der Ausblick für die wirtschaftliche Entwicklung weiter unter dem Vorzeichen der hohen Energiepreise. Zwar werde der eingeführte Tankrabatt für eine Entlastung in den Sommermonaten sorgen, die Unsicherheiten über die weitere wirtschaftliche Entwicklung hielten jedoch an. Besonders die hohe Inflationsrate von 7,9 Prozent getrieben von den Energiepreisen und hohen Preisen für Nahrungsmittel hinterlasse ihre Spuren.
"Die Stimmung unter den Konsumenten wird maßgeblich durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die weiterhin hohe Inflation getrübt", heißt es in dem Monatsbericht. "Eine rasche Entspannung des derzeit zu beobachtenden Inflationsdrucks ist angesichts der Unsicherheiten aufgrund des Kriegs Russlands in der Ukraine nicht absehbar."
Warnungen vor möglichen Engpässen wegen Lockdowns in China
Den deutschen Außenhandel sieht das Ministerium nach seinem kriegsbedingten Rückgang auf Erholungskurs. Beim Handel mit China habe sich im April eine vorläufige Entspannung gezeigt. Trotz langem Lockdown in Shanghai und der Schiff-Staus im dortigen Hafen seien die Importe aus China um 12,3 Prozent gestiegen. Seit Mitte Mai erhole sich zudem die Zahl der Container-Abfertigungen im Hafen von Shanghai.
Allerdings warnte das Ministerium vor möglichen Lieferengpässen in Deutschland aufgrund der Null-Covid-Strategie in China. "Zwar gab es in Shanghai zuletzt weitreichende Lockerungen, sollte es aber erneut zu Lockdowns solcher Größenordnungen in China kommen, dann wären verschärfte Lieferengpässe und eine weitere Verlangsamung des Welthandels nicht auszuschließen", erklärte das Ministerium. Insgesamt falle der Ausblick für den deutschen Außenhandel in den kommenden Monaten aber "optimistischer aus als noch im Vormonat".
Wirtschaft wird unabhängiger von Russland
Der Handel mit Russland hat sich hingegen weiter verringert. Deutsche Ausfuhren nach Russland sanken aufgrund der Sanktionen im April erneut deutlich um 10 Prozent. Die Einfuhren aus Russland brachen im April sogar um 16,4 Prozent ein. "Dass die Importe aus Russland nun so kräftig zurückgingen deutet darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft Importe aus Russland zunehmend ersetzt und unabhängiger von Russland wird", erklärte das Ministerium.
Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich laut Ministerium weiter stabil, auch wenn der Abbau der Arbeitslosigkeit zuletzt etwas nachgelassen habe. Die Frühindikatoren ließen aber dennoch eine weiterhin günstige Entwicklung des Arbeitsmarkts erwarten. "Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiter auf hohem Niveau", heißt es im Monatsbericht. Für den Juni sei dennoch ein leichter Anstieg bei der registrierten Arbeitslosigkeit denkbar aufgrund der Fluchtmigration der vergangenen Monate.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
(END) Dow Jones Newswires
June 13, 2022 05:12 ET (09:12 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.