DJ Wirtschaftsweise Grimm: EZB muss Inflationserwartungen verankert halten
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat die Europäische Zentralbank (EZB) dazu aufgerufen, die Inflationserwartungen in Europa mit ihrer Geldpolitik verankert zu halten. "Zunächst einmal gilt es, in Europa die Inflation wieder in den Griff zu bekommen, das ist eine Aufgabe der Europäischen Zentralbank", sagte Grimm im ZDF-Morgenmagazin. "Die EZB muss durch ihre Geldpolitik sicherstellen, dass die Inflationserwartungen verankert bleiben" - also, dass die Menschen und Akteure im Wirtschaftsleben glaubten, dass die Inflation mittelfristig wieder bei 2 Prozent landen werde.
Das bedeute dann, dass man keine Vorratskäufe hat und die Lohnabschlüsse nicht überschießen. "Deswegen ist es so wichtig, dass durch die Geldpolitik jetzt diese Inflationserwartungen verankert bleiben", sagte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Es gelte, "sich dieser Inflation sehr, sehr konsequent entgegenzustellen". Die Entwicklung werde sich noch etwas hinziehen. "So schnell wird die sich nicht entspannen", so Grimm.
Die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale sei "sicherlich gewachsen". Zu erwarten seien hohe Lohnabschlüsse. "Aber wenn die zu hoch ausfallen, dann kann das eben wieder preissteigernd wirken", warnte sie. Grimm betonte, es bestehe eine "angebotsgetriebene Inflation". Angesichts von Lieferengpässen könne das Angebot der hohen Nachfrage nicht entgegenkommen. "Deswegen steigen die Preise." Jedoch sei es schwierig, politisch Preissenkungen zu veranlassen, weil man damit noch die Nachfrage ankurbele. Den Tankrabatt nannte die Wirtschaftsweise "offensichtlich sehr problematisch". Geboten seien vielmehr gezielte Entlastungen über Einmalzahlungen.
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June 14, 2022 04:57 ET (08:57 GMT)
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