DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires.
IEA: Globale Ölnachfrage übersteigt 2023 Vor-Corona-Niveau
Die weltweite Ölnachfrage wird ihr Vor-Corona-Niveau nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) im nächsten Jahr übersteigen. Wie die IEA in ihrem Monatsbericht schreibt, dürfte der größte Teil des Nachfragezuwachses aus China kommen, das dann die Phase wiederholter Lockdowns wegen Covid-Ausbrüchen hinter sich gelassen haben dürfte. Die IEA rechnet für 2023 mit einem Wachstum der täglichen Nachfrage um 2,2 Millionen auf 101,6 Millionen Barrel. Zugleich prognostiziert die IEA einen Anstieg des weltweiten Ölangebots um 1,3 Millionen auf 101,1 Millionen Barrel, womit sich ein Nachfrageüberhang von 500.000 Barrel ergäbe.
Euroraum-Industrieproduktion steigt im April um 0,4%
Die Industrieproduktion im Euroraum hat sich zu Beginn des zweiten Quartals in etwa wie erwartet entwickelt. Nach Mitteilung von Eurostat stieg sie im April gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent und lag um 2,0 (März revidiert: 0,5) Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen monatlichen Zuwachs von 0,5 Prozent und ein Minus im Jahresabstand von 1,2 Prozent prognostiziert. Der für März vorläufig gemeldete Produktionsrückgang von 1,8 Prozent wurde auf 1,4 Prozent revidiert und das Minus auf Jahressicht von 0,8 auf 0,5 Prozent.
EZB: Zins für Dollar-Tender steigt auf 1,80 Prozent
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrem Dollar-Tender mit einer Laufzeit von sieben Tagen 190,5 (Vorwoche: 198,5) Millionen US-Dollar an fünf (fünf) Banken zugeteilt und dabei einen deutlich höheren Zins berechnet. Der Tender hat einen Festzinssatz von 1,80 (zuvor: 1,08) Prozent. Analysten erwarten, dass die US-Notenbank am Mittwochabend ihren Leitzins um 75 Basispunkte anheben wird.
Ifo-Institut: Russischer Angriff dämpft wirtschaftliche Erholung in Deutschland
Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Vorhersage für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 2,5 Prozent gekürzt, von noch im März erwarteten 3,1 Prozent. "Der russische Angriff auf die Ukraine mit dem kräftigen Anstieg der Energiepreise dämpft die wirtschaftliche Erholung in Deutschland", erklärte das Institut. Im kommenden Jahr erwartet das Ifo-Institut eine Beschleunigung auf 3,7 Prozent. Die Inflation dürfte 2022 laut der neuen Prognose auf 6,8 Prozent zulegen und erst kommendes Jahr auf 3,3 Prozent zurückgehen.
RWI: Hohe Inflation verzögert Erholung der deutschen Konjunktur
Das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 1,9 Prozent von 2,5 Prozent gesenkt. Für das kommende Jahr geht es von einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2,7 Prozent statt 3,6 Prozent aus. "Die wirtschaftliche Erholung wird insbesondere durch die stark gestiegene Inflation und die wieder zunehmenden Lieferengpässe gebremst", erklärte das Institut. Die Inflation dürfte dieses Jahr bei 6,9 Prozent liegen und kommendes bei 2,6 Prozent.
IfW: Hohe Preise und Lieferengpässe bremsen Aufschwung
Steigende Preise infolge des Ukraine-Krieges und verstärkte Lieferengpässe aufgrund neuerlicher Lockdowns in China belasten laut der neuen Prognose des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) den Aufschwung der deutschen Wirtschaft, die im zweiten Quartal kaum mehr als stagnieren dürfte. In seiner Prognose erwartet das Institut im laufenden Jahr wie bisher einen Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,1 Prozent. 2023 dürfte das BIP um 3,3 Prozent zulegen, 0,2 Prozentpunkte weniger als bislang erwartet. Die Inflationsrate sieht das IfW 2022 mit 7,4 Prozent höher als in der Ölkrise der 1970er-Jahre. 2023 soll sie bei 4,2 Prozent liegen.
Gasvorräte reichen laut Wirtschafts-Staatssekretär nicht für den Winter
Noch drohen keine Engpässe, im nächsten Winter könnten die Gasvorräte jedoch knapp werden: Aktuell ist die Energieversorgung in Deutschland gesichert, wie der parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Michael Kellner (Grüne) am Mittwoch den Fernsehsendern RTL/ntv. Die Gasspeicher in Deutschland seien aktuell zu über 50 Prozent gefüllt. "Das ist gut, aber nicht ausreichend für den nächsten Winter", sagte Kellner weiter.
Kabinett beschließt Gesetze zum Ausbau der Windenergie an Land
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch einer Vorlage zum beschleunigten Ausbau von Windenergie an Land und Änderungen am Naturschutz-Recht zugestimmt, mit der Länderregelungen für den Mindestabstand außer Kraft gesetzt werden können. Die beschlossenen Gesetzesentwürfe sehen vor, dass mit einem Gesetz den einzelnen Ländern konkrete und verpflichtende Ziele bei der Bereitstellung von Flächen für Windkraftanlagen vorgegeben werden sollen. Dieses neue "Wind-an-Land"-Gesetz übt damit deutlich mehr Druck auf jene Länder aus, die bislang durch Mindestabstandsregelungen den Ausbau der Windkraft behindert haben.
Brüssel leitet Verfahren gegen London wegen Nordirland-Streits ein
Im Streit um Zollvorschriften für die britische Provinz Nordirland hat die EU-Kommission Vertragsverletzungsverfahren gegen Großbritannien eingeleitet. Das Vorgehen Londons verstoße gegen internationales Recht und bedrohe den Frieden in Nordirland, erklärte Kommissions-Vizepräsident Maros Sefcovic am Mittwoch. Die britische Regierung hatte den Streit zu Wochenbeginn massiv verschärft und offiziell vorgeschlagen, einseitig bedeutende Änderungen am sogenannten Nordirland-Protokoll vorzunehmen.
Seco senkt BIP-Prognose für Schweiz 2022 auf 2,6 Prozent
Das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat seine Prognosen für das Wirtschaftswachstum der Schweiz im laufenden und kommenden Jahr etwas gesenkt und die Inflationsprognosen deutlich angehoben. Laut Mitteilung des Seco wird für 2022 nun ein Anstieg des (um Sportveranstaltungen bereinigten) Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,6 anstatt 2,8 Prozent erwartet. Die Prognose für 2023 wurde auf 1,9 (2,0) Prozent zurückgenommen. Zudem prognostiziert das Seco Inflationsraten von 2,5 (1,9) und 1,4 (0,7) Prozent.
In elf Ländern drohen Unruhen aufgrund steigender Lebensmittelpreise
In Ländern insbesondere in Afrika, Asien und im Nahen Osten könnten die steigenden Lebensmittelpreise laut einer Studie zu sozialen Unruhen führen. Elf Länder, die Nettoimporteure von Lebensmitteln sind oder auf Importe knapp gewordener Lebensmittel wie Getreide angewiesen sind, seien besonders gefährdet, schreibt der Kreditversicherer Allianz Trade in einer am Dienstag vorgelegten Studie. Dies seien Algerien, Tunesien, Bosnien-Herzegowina, Ägypten, Jordanien, der Libanon, Nigeria, Pakistan, die Philippinen, die Türkei und Sri Lanka.
AfD-Klage gegen Merkel wegen Äußerung zu Thüringen-Wahl erfolgreich
Das Bundesverfassungsgericht hat der AfD nach einer Klage gegen die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Recht gegeben. Merkel habe mit ihrer auf einer Auslandsreise getätigten Kritik an der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen im Februar 2020 die AfD in ihrem Recht auf Chancengleichheit verletzt, erklärte das Gericht am Mittwoch in Karlsruhe. Die Kanzlerin hatte in Südafrika scharfe Kritik an der Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich mit Stimmen von CDU und AfD geäußert und gefordert, dass die CDU sich nicht an einer Regierung Kemmerich beteiligen dürfe.
+++ Konjunkturdaten
EURORAUM
Handelsbilanz Apr Defizit 32,4 Mrd EUR (Vj Überschuss 14,9 Mrd EUR)
Exporte Apr +1,5%, Importe +7,1% gg Vormonat - saisonbereinigt
Handelsbilanz Apr saisonbereinigt Defizit 31,7 Mrd EUR (März: Defizit 17,8 Mrd EUR)
USA
MBA Market Index Woche per 10. Juni +6,6% auf 307,4 (Vorwoche: 288,4)
MBA Purchase Index Woche per 10. Juni +8,1% auf 225 (Vorwoche: 208,2)
MBA Refinance Index Woche per 10. Juni +3,7% auf 735,5 (Vorwoche: 709,5)
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/DJN/AFP/hab
(END) Dow Jones Newswires
June 15, 2022 07:33 ET (11:33 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.