DJ Lindner: Währungsunion stabil und robust, kein Grund für Nervosität
Von Andreas Kißler
LUXEMBURG/BERLIN (Dow Jones)--Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ist Befürchtungen entgegengetreten, die zunehmenden Renditeunterschiede zwischen einzelnen Euro-Ländern könnten zu einer Krise der Währungsunion führen. "Die Wirtschafts- und Währungsunion ist stabil und robust", betonte Lindner bei seinem Eintreffen zu einer Sitzung der Euro-Finanzminister in Luxemburg. "Es besteht kein Grund zur Nervosität für irgendjemand, nur weil einzelne Risikoaufschläge, Spreads, einmal etwas höher sind, als sie es vor wenigen Monaten waren."
Lindner forderte, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und die Regierungen gleichermaßen der Inflationsbekämpfung oberste Priorität geben sollten. "Wir sind alle sehr aufmerksam hinsichtlich des Inflationsdrucks", betonte er. "Aus der Inflation darf sich keine ernsthafte Wirtschaftskrise ergeben, und deshalb sind sowohl die Notenbank als auch die Finanzministerinnen und Finanzminister gefordert, der Bekämpfung der Inflation, der Preisstabilität die höchste Priorität einzuräumen", sagte der Bundesfinanzminister. Man habe die Äußerungen aus der EZB gehört und werde bei der Sitzung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde über ihre Politik unterrichtet werden.
Klar sei aber, dass die Länder in der Währungsunion koordiniert agierten. Lindner forderte ein Ende der Verschuldungspolitik. "Unsere Verantwortung als Finanzministerinnen und Finanzminister ist es, schnellstmöglich auch durch Taten zu zeigen, dass wir zu nachhaltig tragfähigen Staatsfinanzen zurückkehren."
Mit Blick auf die stockenden Verhandlungen über eine EU-Bankenunion stellte der Finanzminister klar, Deutschland könnte einer Bankenunion nicht zustimmen, "die die Marktposition unserer Sparkassen und genossenschaftlichen Institute beschädigt". Auch dürfe für Deutschland "niemals in Frage gestellt werden, dass jeder Mitgliedsstaat auch die Verantwortung für seine eigenen privaten Banken trägt" - erst recht, wenn es zu möglichen Krisensituationen kommen könnte. "Für Deutschland steht eine volle europäische Einlagensicherung nicht zur Debatte", betonte er.
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June 16, 2022 09:53 ET (13:53 GMT)
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