DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Bundesbank: Deutsche Wirtschaft wächst im zweiten Quartal leicht
Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung der Bundesbank im zweiten Quartal vor allem dank eines robusten privaten Konsums leicht wachsen. Die Aufhebung der Anti-Corona-Maßnahmen dürfte die Aktivität im Dienstleistungssektor so gestützt haben, dass dies per Saldo die Probleme von verarbeitendem Sektor und Bau mehr als ausgeglichen haben sollte, wie die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht schreibt. Zugleich erwartet sie für 2022 rund 7 Prozent Inflation.
Bundesbank: EU sollte weiterhin numerische Etat-Vorgaben machen
Die Deutsche Bundesbank hat die Entscheidung der EU-Kommission kritisiert, die Fiskalregeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts für 2023 erneut außer Kraft zu setzen. In ihrem aktuellen Monatsbericht warnt sie davor, bei einer Reform dieser Regeln den Status quo festzuschreiben und den Staaten nur noch vage qualitative Vorgaben zu machen. "Dieses Jahr will die Kommission Vorschläge zur Reform der Fiskalregeln vorlegen. Es wäre kritisch, wenn sie vorschlagen würde, ihre aktuelle Vorgehensweise als Regel zu etablieren", heißt es in dem Bericht.
G7 berät über Sanktionen, Ukraine-Hilfen und Fiskalpolitik - Kreise
Die Gruppe der sieben führenden demokratischen Industrienationen (G7) wird bei ihrem Treffen im bayerischen Schloss Elmau über den weiteren Umgang mit Sanktionen gegen Russland und über einen "goldenen Mittelweg" in der Finanzpolitik angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage reden. Ein hochrangiger Mitarbeiter der Bundesregierung erklärte, dass es bei dem am Sonntag beginnenden Treffen auch um weitere finanzielle Hilfen für die Ukraine gehen werde.
BDI-Präsident warnt G7 vor Deglobalisierung
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, hat im Namen von Wirtschaftsverbänden der sieben führenden Industrieländer (G7) entschieden vor Tendenzen eines Rückfalls in regionales Wirtschaftsdenken als Folge der jüngsten Krisen gewarnt. Er forderte die Politik auf, auf regelbasierte, freie Marktwirtschaften zu setzen.
Digitalverband sieht Dämpfer für Digitalisierung der Wirtschaft
Der Ukraine-Krieg, eine Unterbrechung von Lieferketten, steigende Energiekosten und eine beschleunigte Inflation drohen der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft nach einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom einen Dämpfer zu geben. So habe in 94 Prozent der Unternehmen die Digitalisierung zwar durch die Coronavirus-Pandemie an Bedeutung gewonnen, aber 95 Prozent erwarteten, dass Störungen in den Lieferketten nun die Digitalisierung bremsen würden. 92 Prozent haben diese Sorge laut dem Verband aufgrund der hohen Inflationsrate, 78 Prozent wegen steigender Energiekosten und 57 Prozent aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Commerzbank sieht kein Ende der Preisdynamik
Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen sieht bei den deutschen Erzeugerpreisen kein Ende der hohen Preisdynamik. "Zwar hat die Vorjahresrate nur noch geringfügig zugelegt. Die Dynamik von Monat zu Monat hat sich aber weiter verstärkt, und zwar sowohl für den Gesamtindex als auch für den Kernindex ohne Energie", schreibt der Experte in einem Kommentar. "Dies spricht dafür, dass auch bei den Verbraucherpreisen der unterliegende Preisauftrieb noch zunehmen wird."
LBBW: Erzeugerpreise halten Inflation hoch
LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch rechnet damit, dass die Inflationsrate in den kommenden Quartalen hoch bleiben wird. "Rekord folgt auf Rekord. Inzwischen hat man sich ja fast daran gewöhnt. Vor allem für die Energiepreise scheint so schnell keine Trendwende in Sicht, zumal angesichts der Nachrichten über die Drosselung der russischen Erdgaslieferungen", schreibt Niklasch in einem Kommentar.
Scholz: Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke helfen jetzt nicht weiter
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Forderungen nach einer längeren Laufzeit für die verbliebenen Atomkraftwerke zurückgewiesen. Atomstrom würde Deutschland in der aktuellen Situation auf absehbare Zeit nicht weiterhelfen, wie Scholz in einem Interview mit dem Münchener Merkur erklärte.
Berlin dämpft Erwartungen zu Nato-Aufnahme Finnlands und Schwedens bei Gipfel
Die Bundesregierung hat Hoffnungen auf ein Einlenken der Türkei im Streit um den geplanten Nato-Beitritt von Finnland und Schweden beim Gipfel des Verteidigungsbündnisses in der kommenden Woche in Madrid gedämpft. Angesichts der "historischen Dimension" der Aufnahme beider Länder wäre es "keine Katastrophe, wenn wir dafür ein paar Wochen mehr brauchen", sagte ein Regierungsvertreter in Berlin. Die Bundesregierung baue darauf, "dass es in nicht allzu ferner Zukunft zu einer guten Lösung kommt".
EU-Außenminister beraten über Kandidatenstatus für Ukraine
Die Außenminister der Europäischen Union haben Beratungen über den Vorschlag der EU-Kommission aufgenommen, der Ukraine und Moldau den Status als Beitrittskandidaten zu verleihen. "Die EU ist bereit, Nachbarn aufzunehmen, die beitreten wollen", sagte der Außenbeauftragte Josep Borrell am Rande des Luxemburger Treffens. Österreich knüpft seine Zustimmung beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag allerdings an Fortschritte im Beitrittsprozess der Westbalkanstaaen.
Französische Regierungssprecherin fürchtet Blockade der Regierungsarbeit
Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit bei der Parlamentswahl in Frankreich hat Regierungssprecherin Olivia Grégoire vor einer Totalblockade der Regierungsarbeit gewarnt. "Meine Sorge ist, dass das Land blockiert wird", sagte Grégoire dem Sender France Inter. Auf jeden Fall werde die Regierungsarbeit künftig "kompliziert", es könne nur durchgesetzt werden, was machbar sei.
Rechtspopulistin Le Pen gibt Parteivorsitz ab und wird Fraktionschefin
Die Rechtspopulistin Marine Le Pen will sich nach dem Überraschungserfolg ihrer Partei bei der Parlamentswahl in Frankreich künftig ganz auf ihre Rolle als Fraktionschefin konzentrieren. Sie werde daher nicht wieder den Vorsitz der Partei Rassemblement National übernehmen, den sie während ihres Präsidentschaftswahlkampfs vorerst an Jordan Bardella abgegeben hatte, kündigte sie in ihrem Wahlkreis in Hénin-Beaumont an. "Wir sind die stärkte Oppositionspartei", betonte Le Pen.
Russland wird zu Chinas wichtigstem Öllieferanten
Chinas Ölimporte aus Russland sind angesichts der westlichen Strafmaßnahmen gegen Moskau im vergangenen Monat deutlich gestiegen. Im Mai wurden in die Volksrepublik 55 Prozent mehr russisches Öl als im Vorjahresmonat eingeführt, wie die Zollbehörde in Peking mitteilte. Insgesamt importierte China im Mai 8,42 Millionen Tonnen Öl aus Russland, ein Jahr zuvor waren es 5,44 Millionen Tonnen gewesen. Damit war Russland im Mai Chinas wichtigster Öllieferant.
DJG/DJN/AFP/apo
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June 20, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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