DJ Fitch: Antifragmentierungswerkzeug der EZB kein Allheilmittel
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angekündigte Kontrolle der Renditeabstände (Spreads) von Staatsanleihen hoch verschuldeter Länder zur Verhinderung einer "Fragmentierung" kann nach Einschätzung von Fitch Ratings das Risiko verringern, dass es bei diesen Ländern zu einer negativen Schuldendynamik kommt. Die Ratingagentur betrachtet das Antifragmentierungswerkzeug jedoch nicht als Allheilmittel, wie sie in einer Mitteilung schreibt.
"Ein wirksames Instrument zur Begrenzung von Fragmentierung und übermäßiger Marktvolatilität würde das Risiko verringern, dass ein starker Anstieg der Zinskosten die Schuldendynamik hoch verschuldeter Staaten negativ beeinflusst", heißt es in der Mitteilung. Es würde aber nicht die Herabstufung der Kreditwürdigkeit dieser Länder verhindern, weil die Unterstützung zurückgezogen werden könnte, wenn ein Staat die Bedingungen nicht mehr erfülle. "Die Zinslast ist nur einer von mehreren Aspekten bei der Bestimmung der allgemeinen Haushaltslage", merkt Fitch an.
Laut Fitch zielt die neue Fazilität darauf ab, eine nachteilige, sich selbst verstärkende Marktdynamik in der Phase zu vermeiden, in der die EZB ihre Politik strafft. "Die Anleiherenditen werden aber immer noch viel höher sein als in der Periode seit 2015", gibt die Ratingagentur zu bedenken. Dies werde sich im Laufe der Zeit in höheren Zinszahlungen niederschlagen und den fiskalischen Spielraum der Staaten verringern. Ein wichtiger Faktor bei der Bewertung werde sein, wie sich die Länder diesem neuen Umfeld anpassten.
"Länder, die fiskalische Primärüberschüsse anstreben und erzielen, werden die Verschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) am ehesten auf einen Abwärtspfad bringen, was in der Regel ein positiver Faktor für unsere Rating-Bewertung wäre." Laut Fitch bleibt das Wirtschaftswachstum der Schlüssel zu einer positiven Schuldendynamik.
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June 21, 2022 09:09 ET (13:09 GMT)
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