DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
GASVERSORGUNG - Angesichts gedrosselter Gaslieferungen aus Russland will Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in zweieinhalb Wochen die nächste Etappe im Notfallplan Gas ausrufen. Er plane die so genannte Alarmstufe für den 8. Juli, sagte Habeck Teilnehmern zufolge am Mittwoch im Energieausschuss des Bundestags. Das Datum wurde gewählt, weil an jenem Freitag der Bundesrat tagt und damit zwei neue, für die Alarmstufe grundlegende Gesetze in Kraft treten können, das Energiesicherungsgesetz und das Ersatzkraftwerkebereitstellungsgesetz. Sie ermöglichen zum einen, dass Kohlekraftwerke aus der Reserve genommen werden, um die Stromerzeugung von Gas zu übernehmen. Zum anderen dürfen Energieversorgungskonzerne wie Uniper künftig die stark gestiegenen Einkaufspreise für Gas an ihre Kunden weitergeben. (FAZ)
STROMVERSORGUNG - Vor dem Hintergrund ausbleibender Gaslieferungen aus Russland hat das Bundeswirtschaftsministerium die Betreiber von Reservekraftwerken, die mit Kohle- und Öl befeuert werden, dazu aufgefordert, sich auf ein baldiges und dauerhaftes Hochfahren der Stromerzeugung vorzubereiten. Das geht aus einem Schreiben von Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Graichen an die Kraftwerksbetreiber hervor, das dem RedaktionsNetzwerk Deutschland vorliegt. (RND)
AKW - Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat sich für eine Verlängerung der Laufzeiten der drei verbleibenden Atomkraftwerke ausgesprochen. "Für die kommenden Jahre, in denen wir noch nicht ausreichend Erneuerbare Energien zur Verfügung haben, kann die Verlängerung der Laufzeit der Atomkraftwerke etwas Luft verschaffen", sagte Grimm. Das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung warnte vor einem Zusammenbrechen der Lieferketten, sollte Russland Deutschland kein Gas mehr liefern. "Die Auswirkungen müssten dann mit staatlichen Hilfsmaßnahmen adressiert werden, ähnlich die in der Corona-Pandemie: Unternehmenshilfen und Kurzarbeit", sagte Grimm. (Funke Mediengruppe)
EU-GIPFEL - Die Ukraine und die Republik Moldau sollen auf dem EU-Gipfel am Donnerstag zu Beitrittskandidaten ernannt werden. Das geht aus dem Entwurf der Gipfelerklärung vor, der dem Handelsblatt vorliegt. "Der EU-Rat hat entschieden, der Ukraine und der Republik Moldau den Kandidatenstatus zu verleihen", heißt es in dem Entwurf, der einstimmig verabschiedet werden muss. Damit folgen die 27 Staats- und Regierungschefs der Empfehlung der EU-Kommission von vergangener Woche. Dem dritten Bewerber Georgien hingegen wird der Kandidatenstatus nur in Aussicht gestellt. (Handelsblatt)
LITHIUM - Berechnungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zeigen, dass es bis 2030 nicht genug Lithium geben wird, um das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Elektroautos einzuhalten. Die Zahlen liegen dem Handelsblatt exklusiv vor. "Selbst wenn alle aktuell geplanten und im Bau befindlichen Projekte im Zeitplan umgesetzt werden und wir von einem mittleren Nachfragewachstum ausgehen, werden wir nicht genug Lithium haben, um die weltweite Nachfrage 2030 zu decken", erklärt Studienautor Michael Schmidt von der BGR. (Handelsblatt)
STADTWERKE - Die Stadtwerke sorgen sich darum, wie sie steigende Beschaffungskosten an ihre Kunden weitergeben sollen. "Wenn Wladimir Putin den Gashahn noch weiter zudreht, müssen auch die Stadtwerke zu höheren Preisen einkaufen", sagte Ingbert Liebing, Präsident des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Je höher die Energiepreise steigen, desto mehr Kunden würden das nicht mehr bezahlen können. "Wir kämen in ein ganz raues Fahrwasser: Es drohen nicht nur Zahlungsausfälle bei unseren Kunden, es könnte auch zu einer Insolvenzwelle in der Energiewirtschaft führen", sagte der Chef des Verbandes, in dem sich die Stadtwerke zusammengeschlossen haben, die Millionen Haushalte beliefern. (FAZ)
NACHHALTIGKEIT - Europäische Unternehmen müssen von 2024 an auf eine neue Nachhaltigkeitsberichterstattung umsteigen. Die EU-Gesetzgeber einigten sich darauf, dass die bisherige Richtlinie über nichtfinanzielle Berichterstattung (NFRD) durch die CSRD-Regeln (Corporate Sustainability Reporting Directive) ersetzt wird, die deutlich mehr Unternehmen in die Veröffentlichung von ESG-Daten einbezieht als bisher. Die neue Regulierung führt zudem eine Zertifizierungspflicht für die Nachhaltigkeitsberichte sowie eine bessere Zugänglichkeit der Informationen ein. (Börsen-Zeitung)
NORDIRLAND-PROTOKOLL - Der britische Premierminister Boris Johnson hält den Konflikt zwischen seiner Regierung und der EU, der sich vor kurzem weiter verschärft hat, für überbewertet. Die heftige Kritik der Europäischen Union an seinem Umgang mit dem Nordirland-Protokoll bezeichnet er als "sehr moderat". Johnson sagte in einem Interview, nach seiner Wahrnehmung gebe es ein Interesse aller Beteiligten, "kreative und pragmatische" Lösungen zu finden, und zwar mehr "als es manche Medienberichterstattung vermuten lässt". (SZ)
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June 23, 2022 00:54 ET (04:54 GMT)
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