DJ Moody's: Banken halten länger an EZB-Liquidität aus TLTROs fest
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums werden nach Meinung von Moody's wegen der für Juli und September angekündigten Leitzinserhöhungen länger als bisher angenommen an der billigen Liquidität aus den TLTRO-Geschäften der Europäischen Zentralbank (EZB) festhalten. Die Analysten weisen darauf hin, dass der Zins von TLTRO-Krediten normalerweise an den über die Laufzeit herrschenden durchschnittlichen EZB-Einlagensatz gebunden sei, die EZB diesen Satz mit Beginn der Corona-Pandemie aber auf bis zu 100 Basispunkte unter den Einlagensatz (minus 0,50 Prozent) gesenkt habe.
Am heutigen 23. Juni sei der TLTRO-Zins zwar wieder auf das Niveau des Einlagenzinses gebracht worden, doch werde der über die Laufzeit des TLTRO-Programms herrschende durchschnittliche Einlagenzins wegen der zwei angekündigten Anhebungen niedriger sein als der aktuelle Einlagenzins. "Durch die so entstehende Differenz zwischen TLTRO-Zins und Einlagenzins ergeben sich Arbitrage-Möglichkeiten", merken die Analysten von Moody's an. Eine Nebenwirkung davon könnte ihrer Meinung nach sein, dass die Banken im zweiten Halbjahr zur Refinanzierung weniger Covered Bonds oder andere Instrumente begeben müssen.
In der vergangenen Woche hatte die EZB mitgeteilt, dass die Banken vorfristig TLTRO-Kredite über weitere 74 Milliarden Euro zurückzahlen wollen. Diese Rückzahlung erfolgt am 29. Juni. Spürbare Auswirkungen auf die Liquidität des Bankensystems dürfte das nicht haben, da sich die Überliquidität zuletzt auf knapp 4.500 Milliarden Euro belief.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
(END) Dow Jones Newswires
June 23, 2022 07:14 ET (11:14 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.