DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
S&P Global: Deutsche Wirtschaft verliert im Juni an Schwung
Das Wachstum der deutschen Wirtschaft hat im Juni unerwartet stark an Dynamik verloren. Als Bremsklötze erwiesen sich die rückläufigen Auslandsbestellungen, die hohe Inflation und die gestiegene Unsicherheit. Der von S&P Global (ehemals IHS Markit) erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - verringerte sich auf 51,3 von 53,7 Punkten im Vormonat, wie aus den Daten der ersten Veröffentlichung für diesen Monat hervorgeht.
S&P Global: Dynamik im Euroraum lässt im Juni stark nach
Das Wachstum in der Eurozone hat im Juni aufgrund der stagnierenden Nachfrage überraschend stark nachgelassen. Der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel auf 51,9 Zähler von 54,8 im Vormonat, wie S&P Global (ehemals IHS Markit) im Zuge der ersten Veröffentlichung berichtete. Volkswirte hatten nur einen Rückgang auf 53,9 Punkte vorhergesagt.
VP Bank: PMI-Stände über 50 verwundern beinahe
Thomas Gitzel, der Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, findet es angesichts der widrigen Rahmenbedingungen für Unternehmen fast erstaunlich, dass die europäischen Einkaufsmanagerindizes (PMIs) noch über der Wachstumslinie von 50 Punkten notieren. "Die Herausforderungen für die Industrie und Dienstleister könnten derzeit kaum größer sein", schreibt Gitzel in einem Kommentar.
Commerzbank: PMIs sprechen für vorsichtigen EZB-Zinskurs
Der unerwartet starke Rückgang der im Euroraum erhobenen Einkaufsmanagerindizes im Juni spricht aus Sicht von Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen nur vorsichtig anheben wird. "Der massive Kaufkraftverlust durch die drastisch gestiegenen Energiepreise und der anhaltende Mangel an Vorprodukten hinterlassen in der Wirtschaft im Euroraum immer tiefere Bremsspuren", schreibt Weil in einem Kommentar.
Moody's: Banken halten länger an EZB-Liquidität aus TLTROs fest
Die Banken des Euroraums werden nach Meinung von Moody's wegen der für Juli und September angekündigten Leitzinserhöhungen länger als bisher angenommen an der billigen Liquidität aus den TLTRO-Geschäften der Europäischen Zentralbank (EZB) festhalten. Die Analysten weisen darauf hin, dass der Zins von TLTRO-Krediten normalerweise an den über die Laufzeit herrschenden durchschnittlichen EZB-Einlagensatz gebunden sei, die EZB diesen Satz mit Beginn der Corona-Pandemie aber auf bis zu 100 Basispunkte unter den Einlagensatz (minus 0,50 Prozent) gesenkt habe.
Norwegens Zentralbank erhöht Leitzins um 50 Basispunkte
Die norwegische Notenbank hat ihren Leitzins stärker als erwartet angehoben. Sie erhöhte ihn um 50 Basispunkte auf 1,25 Prozent und erklärte, dass sie davon ausgeht, den Zinssatz im August weiter auf 1,50 Prozent zu erhöhen. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten erwartet, dass die Zentralbank ihren Leitzins nur um 25 Punkte anheben würde. Die Norges Bank geht nun davon aus, dass der Leitzins bis zum Sommer 2023 auf etwa 3 Prozent steigen wird.
Türkische Notenbank belässt Leitzins bei 14,00 Prozent
Die türkische Zentralbank hat sich dafür entschieden, ihren Leitzins den sechsten Monat in Folge bei 14,00 Prozent zu belassen, obwohl der Inflationsdruck weiter zunimmt. Die jährliche Inflationsrate in der Türkei hat im Mai den höchsten Stand seit mehr als 23 Jahren erreicht und stieg von 70,0 Prozent im April auf 73,5 Prozent, was den zwölften Anstieg in Folge bedeutete.
Habeck ruft Alarmstufe des Notfallplans Gas aus
Das Bundeswirtschaftsministerium hat am Donnerstag nach Abstimmung innerhalb der Bundesregierung die zweite Stufe des Notfallplans Gas, die sogenannte Alarmstufe, ausgerufen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte in Berlin: "Aktuell ist die Versorgungssicherheit gewährleistet, aber die Lage ist angespannt." Die aktuelle Lage dürfe "uns nicht in einer falschen Sicherheit wiegen", warnte er. Der Notfallplan Gas hat laut dem Ministerium drei Stufen, die dritte ist die Notfallstufe.
Alle EU-Institutionen erteilen russischen Lobbyisten Hausverbot
Nach dem Europäischen Parlament haben nun auch die anderen EU-Institutionen russischen Lobbyisten Hausverbot erteilt. Das Zutrittsverbot für Vertreter russischer Firmen gelte auch in der Europäischen Kommission und im Europäischen Rat, sagte ein EU-Beamter vor dem Beginn des EU-Gipfels in Brüssel. Damit werden die wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gegen Russland verhängten EU-Sanktionen weiter umgesetzt.
Scholz: Deutschland unterstützt Westbalkanstaaten für EU-Beitritt
Deutschland will nach Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einen Beitritt der Westbalkanstaaten in die Europäische Union (EU) vorantreiben. "Aus meiner Sicht ist es von allergrößter Bedeutung, dass das jetzt ein glaubwürdiges Versprechen wird, weil die vielen Bemühungen, die in diesen Staaten unternommen worden sind, ja auch tatsächlich in einem Beitritt münden müssen", sagte er vor einem Gipfeltreffen der EU mit diesen Ländern in Brüssel.
Wissing: 9-Euro-Ticket dauerhaft nicht möglich
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat sich zufrieden mit der Entwicklung des 9-Euro-Tickets gezeigt, zugleich aber eine Verstetigung dieses günstigen Angebots ausgeschlossen. "Dauerhaft ist das nicht möglich", sagte der Minister zu RTL/ntv. "Denn das Ticket kostet im Monat über 1 Milliarde Euro."
+++ Konjunkturdaten +++
FR/Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe Juni 51,0 (1. Veröff.)
FR/Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe Juni PROGNOSE: 54,0
FR/Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe Mai war 54,6
FR/Einkaufsmanagerindex Service Juni 54,4 (1. Veröff.)
FR/Einkaufsmanagerindex Service Juni PROGNOSE: 57,7
FR/Einkaufsmanagerindex Service Mai war 58,3
FR/Einkaufsmanager-Sammelindex Juni 52,8 (1. Veröff.)
FR/Einkaufsmanager-Sammelindex Mai war 57,0
GB/Einkaufsmanagerindex Composite Juni 53,1 (1. Veröff.)
GB/Einkaufsmanagerindex Composite Juni PROG: 52,9
GB/Einkaufsmanagerindex Composite Mai war 53,1
GB/Einkaufsmanagerindex verarbeit. Gewerbe Juni 53,4 (1. Veröff.)
GB/Einkaufsmanagerindex verarbeit. Gewerbe Juni PROG: 53,7
GB/Einkaufsmanagerindex verarbeit. Gewerbe Mai war 54,6
GB/Einkaufsmanagerindex Service Juni 53,4 (1. Veröff.)
GB/Einkaufsmanagerindex Service Juni PROG: 53,0
GB/Einkaufsmanagerindex Service Mai war 53,4
DJG/DJN/AFP/apo
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June 23, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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