
DJ Deka: Deutsche Wirtschaft wächst 2022 um 1,6 Prozent
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Ökonomen der Dekabank haben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum Deutschlands im laufenden Jahr gesenkt. Wie sie im Rahmen ihres Kapitalmarktausblick mitteilten, rechnen sie jetzt mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,6 (bisher: 2,1) Prozent. "Die international immer noch vorhandenen Lieferengpässe, die No-Covid-Strategie Chinas und der Krieg in der Ukraine beeinträchtigen das Wirtschaftsleben deutlich", sagte Chefvolkswirt Ulrich Kater bei der Vorstellung des Ausblicks.
Eine gefährdete Energieversorgung, rekordhohe Inflationsraten und eine schwächelnde Weltkonjunktur verlangten auch von den deutschen Unternehmen ihren Tribut. "Wir gehen schwierigen Zeiten entgegen", sagte Kater.
Für 2023 prognostiziert der Deka-Chefvolkswirt weiterhin einen BIP-Anstieg von 2,3 Prozent - "für den Fall, dass wir einigermaßen durch die Stromschnellen kommen", wie er sagte. Sollte es jedoch zu einem Stopp der russischen Gaslieferungen und einer Rationierung kommen, dürfte das BIP um 1 Prozent sinken.
Kater erwartet, dass die Inflation bis zum Jahresende bei 7 Prozent liegen wird und bis 2025 bei bei 2 bis 4 Prozent. "Wo man aufpassen muss, ist, dass aus der exogenen inflation jetzt keine hausgemachte Inflation wird", sagte er.
Eine vierteljährliche Umfrage unter Sparkassenvorständen hat nach seiner Aussage ergeben: 70 Prozent erwarten, dass dass die Inflation langfristig bei über 3 Prozent liegen wird. Die gefühlte Inflationsrate der Haushalte liegt Kater zufolge bei 18 Prozent. "Das ist historisch hoch, das ist konjunkturhemmend, denn es entwertet die reale Nachfrage", sagte er. Zusätzlich würden die Konsumausgaben zurückgefahren.
Normalerweise würden Haushalte unter diesen Umständen nach Katers Aussage ihre Sparquote hochfahren - "aber das können die meisten nicht". Die Sparquote könnte dieses Jahr auf unter 10 Prozent sinken. "Man sieht, dass die Inflation dabei ist, alle Bereiche des Lebens zu erfassen." Die realen Einkommen seien wegen der hohen Inflation auf den Stand von 2016 gesunken.
Die Hauptverantwortung für die hohe Inflation sieht der Deka-Chefvolkswirt bei der Geldpolitik, denn diese sei dafür zuständig, Zweitrundeneffekte und eine Lösung der Inflationserwartungen zu verhindern "Die Notenbanken wissen das im Unterschied zu den 70er Jahren auch", sagte er. Kater rechnet damit, dass der Einlagensatz der Europäischen Zentralbank (EZB) bei 1,5 Prozent liegen wird. "Wenn sich herausstellt, dass die Inflationserwartungen weiter steigen, dann muss die EZB im nächsten Jahr nachlegen, und sie wird das auch tun."
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June 29, 2022 06:10 ET (10:10 GMT)
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