DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutsche Arbeitslosenzahl wegen Ukraine-Flüchtlingen stark erhöht
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im Juni aufgrund der statistischen Erfassung ukrainischer Flüchtlinge durch die Jobcenter nicht weiter gesunken. Nach Mitteilung der Bundesagentur für Arbeit (BA) stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vormonat um 133.000, nachdem sie im Vormonat um 5.000 zurückgegangen war. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dagegen ein Minus von 5.000 erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg auf 5,3 (5,0) Prozent, anstatt wie erwartet unverändert zu bleiben.
Frankreichs HVPI-Inflation steigt im Juni auf 6,5 Prozent
Die französische Inflation ist im Juni stärker gestiegen als erwartet. Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Jahresteuerung erhöhte sich auf 6,5 von 5,8 Prozent im Vormonat, wie das Statistikamt in einer ersten Veröffentlichung mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten eine Jahresrate von 6,3 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,8 Prozent. Die Prognose hatte auf 0,9 Prozent gelautet.
Eurozone-Arbeitslosenquote im Mai niedriger als erwartet
Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone ist im Mai unerwartet gesunken. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte, fiel die Arbeitslosenquote auf 6,6 Prozent, nachdem sie im April bei revidiert 6,7 (vorläufig: 6,8) Prozent gelegen hatte. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten eine Quote von 6,8 Prozent prognostiziert.
ADP setzt Jobreport wegen Umgestaltung aus
Der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing Inc (ADP) hat entschieden, dass der Jobbericht für den privaten Sektor ausgesetzt wird, um den Bericht umzugestalten. Der Bericht soll zu einem "robusteren, hochfrequenten Blick auf den Arbeitsmarkt und die Entwicklung des Wirtschaftswachstums" gemacht werden, wie ADP mitteilte.
Berenberg: EZB könnte Zinserhöhungen nach 75 Basispunkten beenden
Die Europäische Zentralbank (EZB) steht nach Einschätzung von Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding vor keinem langen Zinserhöhungszyklus. Schmieding schreibt in einer Analyse nach dem geldpolitischen Forum der EZB in Sintra: "Anstelle einer langen Serie von Zinserhöhungen wird die EZB möglicherweise schon nach 100 Basispunkten, vielleicht sogar schon nach 75 Basispunkten aufhören müssen, da eine Rezession einsetzt."
Enria warnt vor Folgen eines ungeordneten Zinsanstiegs
Der Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria, hat vor den Folgen eines ungeordneten Zinsanstiegs für die Banken des Euroraums gewarnt. In einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments sagte Enria laut veröffentlichtem Redetext: "Die Auswirkungen eines ungeordneten Ausstiegs aus dem Niedrigzinsumfeld für die Asset-Qualität würden die Vorteile zunichtemachen, die sich für die Banken aus höheren Zinsen ergeben."
Schwedens Notenbank erhöht Leitzins um 50 Basispunkte
Die schwedische Zentralbank hat ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,75 Prozent angehoben, ihren Zinspfad erhöht und ein langsameres Tempo bei den Ankäufen von Vermögenswerten signalisiert, um zu verhindern, dass sich die hohe Inflation in der Preis- und Lohnbildung festsetzt. Die von Dow Jones Newswires befragten Ökonomen hatten alle mit einer Anhebung um 50 Basispunkte gerechnet.
Containerumschlag hat sich im Mai belebt
Das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat eine Belebung des Containerumschlags trotz weiterhin gestörter Lieferketten im Mai festgestellt. Der Containerumschlag-Index des RWI und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) ist nach der aktuellen Schnellschätzung saisonbereinigt von revidiert 122,1 Punkten auf 123,6 Zähler gestiegen, wie das RWI mitteilte. Der Containerumschlag habe sich insbesondere in den chinesischen Häfen deutlich erholt.
Ifo: Dringender Handlungsbedarf bei neun Mineralien
Bei vielen Schlüsseltechnologien wie Batterietechnik, Robotik und Erneuerbaren Energien ist Deutschland laut einer Studie von importierten Rohstoffen abhängig, oftmals von einzelnen Lieferländern wie China. "Dringender Handlungsbedarf für krisensichere Lieferketten besteht bei neun kritischen Mineralien, das sind Kobalt, Bor, Silizium, Graphit, Magnesium, Lithium, Niob, Seltene Erden und Titan. Hier sind mehr Bezugsquellen nötig, um die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen", fasste Ifo-Außenwirtschaftsexpertin Lisandra Flach das Ergebnis einer Studie zusammen.
Habeck setzt auf starken Aufschwung im kommenden Jahr
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erwartet einen starken Wirtschaftsaufschwung im nächsten Jahr und insgesamt eine künftige Beschleunigung von Klimaschutzmaßnahmen. Die derzeitige Entwicklung sei angesichts der akuten Situation mit Ukraine-Krieg und hoher Inflation "auf der Oberfläche widersprüchlich, aber darunter sehr klar strukturiert", sagte Habeck in einer Videoschalte beim Nachhaltigkeitsgipfel der Süddeutschen Zeitung. Dies gelte für den Klimaschutz wie für die Wirtschaftsentwicklung.
Lindner: Drittes Entlastungspaket kommt erst 2023
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will ein drittes Entlastungspaket zur Abmilderung steigender Lebenshaltungskosten erst im kommenden Jahr schnüren. "Es wird 2023 ein weiteres Entlastungspaket geben: Die Regelsätze der Grundsicherung werden in jedem Fall nach oben angepasst, das hilft denen, die es ganz besonders nötig haben. Dann wird es auch für alle fleißigen Steuerzahler bei der kalten Progression eine Entlastung geben", sagte Lindner der Wirtschaftswoche.
Russische Armee verkündet Rückzug von ukrainischer Schlangeninsel
Die russische Armee hat sich nach eigenen Angaben von der ukrainischen Schlangeninsel zurückgezogen. Die auf der Insel im Schwarzen Meer stationierten Soldaten seien als eine "Geste des guten Willens" abgezogen worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau. Der Schritt solle der Ukraine den Export von Getreide ermöglichen.
Israelische Abgeordnete stimmen für Auflösung des Parlaments
Die Abgeordneten der israelischen Knesset haben für die Auflösung des Parlaments gestimmt und damit den Weg für die fünften Wahlen in weniger als vier Jahren freigemacht. 92 Abgeordnete votierten bei der Schlussabstimmung für das entsprechende Gesetz, Gegenstimmen gab es keine. Als Wahltermin wurde der 1. November festgelegt. Die aus acht Parteien gebildete Regierungskoalition war Anfang vergangener Woche zerbrochen.
Chinas Präsident Xi zu Jubiläumsfeier in Hongkong eingetroffen
Der chinesische Präsident Xi Jinping ist am Donnerstag in Hongkong eingetroffen, um an den Feierlichkeiten zur Übergabe Hongkongs von Großbritannien an China vor 25 Jahren teilzunehmen. Xi traf mit einem Hochgeschwindigkeitszug in der Finanzmetropole ein, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Der Staatschef verließ damit erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie Festland-China.
DJG/DJN/AFP/apo
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June 30, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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