DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
FEIERTAGSHINWEIS
FREITAG: In Hongkong bleiben die Börsen wegen des Tags der Errichtung der Sonderverwaltungsregion Hongkong geschlossen. In den USA findet ein lediglich bis 20.00 Uhr verkürzter Anleihehandel statt.
MONTAG: In den USA bleiben die Börsen wegen des Unabhängigkeitstags geschlossen.
TAGESTHEMA
Der Inflationsdruck im Euroraum dürfte im Juni wegen einer steigenden Teuerung bei Energie und Nahrungsmitteln weiter zugenommen haben. Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen sind, wodurch die Jahresteuerung auf 8,4 (Mai: 8,1) Prozent anziehen würde. Die bisher in Deutschland, Frankreich, Spanien und Belgien veröffentlichten Daten fielen widersprüchlich aus. In Deutschland sank die Jahresrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) auf 8,2 (8,7) Prozent, während Analysten 8,8 Prozent prognostiziert hatten. Ein derartiger Rückgang kann für den Durchschnitt des Euroraums nicht ohne Folge bleiben. Ursache war neben dem im Juni in Kraft getretenen Tank-Rabatt vor allem die Einführung des so genannten 9-Euro-Tickets in den Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn. Das ist auch einer der Gründe, warum Analysten nicht ausschließen wollen, dass die Kerninflation im Euroraum unverändert bei 3,8 Prozent geblieben ist, auch wenn die Ende vergangener Woche erhobene Konsensprognose einen Anstieg auf 3,9 Prozent vorsieht.
TAGESTHEMA
Siemens nimmt eine außerplanmäßige Abschreibung auf seine Beteiligung an Siemens Energy vor, weil der Marktwert der 35-prozentigen Beteiligung mit dem Schlusskurs am 30. Juni von 13,99 Euro signifikant unter dem Buchwert liegt. Dies führt zu einer außerplanmäßigen Abschreibung, woraus sich im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 insgesamt eine nicht zahlungswirksame Ergebnisbelastung nach Steuern von rund 2,8 Milliarden Euro ergibt.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
11:00 DE/Helma Eigenheimbau AG, Online-HV
DIVIDENDENABSCHLAG
Scout24: 0,85 EUR Zeal Network: 2,10 EUR
AUSBLICK KONJUNKTUR
- IT 09:45 Einkaufsmanagerindex/PMI verarbeitendes Gewerbe Juni PROGNOSE: 50,2 11:00 Verbraucherpreise Juni (vorläufig) PROGNOSE: +0,5% gg Vm/+7,4% gg Vj zuvor: +0,8% gg Vm/+6,8% gg Vj - FR 09:50 Einkaufsmanagerindex/PMI verarbeitendes Gewerbe (2. Veröffentlichung) Juni PROGNOSE: 51,0 vorläufig: 1. Veröff.: 51,0 zuvor: 54,6 - DE 09:55 Einkaufsmanagerindex/PMI verarbeitendes Gewerbe (2. Veröffentlichung) Juni PROGNOSE: 52,0 vorläufig: 1. Veröff.: 52,0 zuvor: 54,8 - EU 10:00 Einkaufsmanagerindex/PMI verarbeitendes Gewerbe Eurozone (2. Veröffentlichung) Juni PROGNOSE: 52,0 vorläufig: 1. Veröff.: 52,0 zuvor: 54,6 11:00 Verbraucherpreise Eurozone Juni (Vorabschätzung) PROGNOSE: +0,6% gg Vm/+8,4% gg Vj zuvor: +0,8% gg Vm/+8,1% gg Vj Kernrate (ohne Energie, Nahrung, Alkohol, Tabak) PROGNOSE: +0,5% gg Vm/+3,9% gg Vj zuvor: +0,5% gg Vm/+3,8% gg Vj - GB 10:30 Einkaufsmanagerindex/PMI verarbeitendes Gewerbe (2. Veröffentlichung) Juni PROGNOSE: 53,4 vorläufig: 1. Veröff.: 53,4 zuvor: 54,6 - US 15:45 Einkaufsmanagerindex/PMI verarbeitendes Gewerbe (2. Veröffentlichung) Juni PROGNOSE: 52,0 vorläufig: 1. Veröff.: 52,4 zuvor: 57,0 16:00 ISM-Index verarbeitendes Gewerbe Juni PROGNOSE: 54,3 Punkte zuvor: 56,1 Punkte 16:00 Bauausgaben Mai PROGNOSE: +0,3% gg Vm zuvor: +0,2% gg Vm
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- DAX-Future 12.668,00 -1,0% E-Mini-Future S&P-500 3.751,00 -1,0% E-Mini-Future Nsdq-100 11.400,75 -1,1% Nikkei-225 25.895,61 -1,9% Schanghai-Composite 3.390,44 -0,2% +/- Ticks Bund -Future 149,26 +50 Donnerstag: INDEX Schluss +/- DAX 12.783,77 -1,7% DAX-Future 12.798,00 -1,4% XDAX 12.816,94 -1,4% MDAX 25.823,45 -2,1% TecDAX 2.885,62 -0,8% EuroStoxx50 3.454,86 -1,7% Stoxx50 3.449,90 -1,5% Dow-Jones 30.775,43 -0,8% S&P-500-Index 3.785,38 -0,9% Nasdaq-Comp. 11.028,74 -1,3% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 148,76 +195
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Schwach - Nach dem schwächsten ersten Halbjahr seit 1970 in den USA und seit 2008 in Europa stehen die Ampeln an den Börsen am Freitag schon wieder auf rot. "Die Rezessionssorgen haben den Markt voll im Griff", so ein Marktteilnehmer. Die US-Index-Futures fallen mit den meisten asiatischen Börsen deutlich, die Rohstoffpreise ebenso, und die Anleiherenditen sinken. Zwar hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis im DAX laut QC Partners am Donnerstag mit nur noch 11,4 ein neues 10-Jahres-Tief erreicht. Bei der Deutschen Bank heißt es aber, das erwartete Gewinnwachstum für die Jahre 2022 und 2023 scheine mit 11 und 9 Prozent für den S&P-500 sowie 14 und 5 Prozent für den Stoxx-600 in Anbetracht der konjunkturellen Abkühlung zu hoch. Impulse könnten am Nachmittag vom ISM-Index in den USA ausgehen sowie von den US-Bauausgaben. Im Blick steht auch die Vorabschätzung der Inflationsdaten für die Eurozone im Juni. Die europäischen Einkaufsmanager-Indizes in der zweiten Lesung dürften dagegen keine Rolle mehr spielen, heißt es.
Rückblick: Sehr schwach - Ein Ende der Abwärtsbewegung ist nicht abzusehen, weil nichts auf ein schnelles Ende der Zins- und Rezessionsängste und der von ihnen ausgelösten Risikoscheu hindeutet. Dazu passend stiegen in Frankreich die Verbraucherpreise im Juni etwas stärker als erwartet. Verschärft worden sein dürfte der Druck zum Halbjahresultimo durch Anpassungen der Portfolios, sogenanntes Window Dressing. Die Anleihekurse schossen nach oben, aber nur weil sie wegen der Rezessionsängste als vermeintlich sicherere Analge gesucht waren. Bunzl (+1,8%) reagierten fest auf eine Prognoserhöhung des britischen Logistikunternehmens. Aston Martin brachen um 8 Prozent ein nach einem Medienbericht, wonach der Autobauer eine Kapitalerhöhung in Erwägung zieht für Investitionen in neue Technologien wie etwa Elektrifizierung.
DAX/MDAX/TECDAX
Sehr schwach - Ein Kursdebakel erlebte die Uniper-Aktie. Sie knickte um 14,4 Prozent ein. Der Kurs der Mutter Fortum verlor 6,1 Prozent. Der Energieversorger kann seine Prognose für das laufende Gesamtjahr wegen der niedrigen Gasliefermengen und des Ausweichens auf Ersatzbeschaffungen wegen der hohen Kosten nicht halten. Damit aber nicht genug: Das Unternehmen sucht nun Hilfe beim Staat zur Sicherung der Liquidität. Für Biontech ging es um 5,6 Prozent nach oben, nachdem die US-Regierung 105 Millionen Dosen der Impfstoffe gegen Corona bestellt hat, mit der Option auf weitere 195 Millionen. Überdurchschnittliche Kursabschläge bis 10,5 Prozent bei Aroundtown und Grand City Properties waren auch Dividendenabschlägen geschuldet.
XETRA-NACHBÖRSE
Siemens wurden bei Lang & Schwarz wenig verändert gesehen, nachdem das Unternehmen nicht völlig überraschend eine außerplanmäßige Abschreibung auf seine Beteiligung an der Tochter Siemens Energy gemeldet hatte. Siemens Energy wurden etwas höher gestellt, nachdem sie im regulären Handel erneut kräftig nachgegeben hatten. Lufthansa zeigten sich ebenso kaum bewegt, nachdem die erste Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft Verdi für die rund 20.000 Beschäftigten ohne Ergebnis zu Ende gegangen war. Keine Reaktion zeigte auch die Commerzbank-Aktie auf eine schlechtere Bonitätsnote durch Moody's bei gleichzeitiger Anhebung des Ausblicks auf stabil von negativ.
USA - AKTIEN
Schwach - Die anhaltenden Ängste vor weiteren Zinserhöhungen durch die US-Notenbank und das sich daraus ergebende Risiko einer Rezession dominierten das Geschehen. Neue US-Konjunkturdaten sorgten für keine Entspannung, auch wenn ein Preismaß für Mai einen Tick günstiger ausfiel. Unterdessen sorgten Umschichtungen zum Halbjahres- und Quartalsende tendenziell auf für Druck auf die Kurse. Der S&P-500 verzeichnete mit einem Minus von über 20 Prozent das schwächste erste Halbjahr seit 1970. Walgreens Boots Alliance (-7,3%) übertraf zwar die Prognosen, gleichwohl ging der Gewinn deutlich gegenüber dem Vorjahr zurück. Die Kurse der Kooperationspartner bei Corona-Impfstoffen, Pfizer (+2,9%) und Biontech (+5,0%) profitierten davon, mit der US-Regierung eine Abmachung zur Lieferung von 105 Millionen Impfdosen für 3,2 Milliarden Dollar getroffen zu haben.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,97 -7,7 3,05 224,2 5 Jahre 3,03 -11,0 3,14 177,5 7 Jahre 3,07 -9,8 3,16 162,5 10 Jahre 3,00 -9,1 3,09 149,3 30 Jahre 3,17 -5,2 3,22 126,6
Mit deutlichen Aufschlägen zeigten sich die Anleihen. Die Zehnjahresrendite reduzierte sich um 9,1 Basispunkte auf 3,00 Prozent. Händler sprachen vor einer weiter erhöhten Sorge vor einem konjunkturellen Abschwung, was dem "sicheren Hafen" Anleihen kräftigen Zulauf beschert habe. Die Zehnjahresrendite habe in den vergangenen Wochen vor diesem Hintergrund kontinuierlich nachgegeben, nachdem sie am 14. Juni bereits 3,48 Prozent erreicht habe.
DEVISENMARKT
zuletzt +/- % 0:00 Uhr Do, 17:31 Uhr % YTD EUR/USD 1,0460 -0,2% 1,0481 1,0463 -8,0% EUR/JPY 141,10 -0,8% 142,27 142,20 +7,8% EUR/CHF 0,9999 -0,1% 1,0469 0,9989 -3,6% EUR/GBP 0,8627 +0,2% 0,8609 0,8609 +2,7% USD/JPY 134,92 -0,6% 135,75 135,88 +17,2% GBP/USD 1,2126 -0,5% 1,2183 1,2156 -10,4% USD/CNH 6,7201 +0,4% 6,6944 6,6996 +5,8% Bitcoin BTC/USD 19.459,14 +3,6% 18.788,33 19.167,22 -57,9%
Der Dollar gab zwischenzeitliche Gewinne mit neuen, einen Tick günstiger ausgefallenen Preisdaten wieder ab. Dazu drückten die deutlich fallenden US-Renditen. Der Dollar-Index fiel um 0,3 Prozent.
ROHSTOFFE
ÖL
zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 105,56 105,76 -0,2% -0,20 +46,3% Brent/ICE 108,83 109,03 -0,2% -0,20 +45,3%
Die Ölpreise gaben weiter nach, um bis zu 3,6 Prozent. Am Vortag hatten die wöchentlichen US-Lagerdaten gezeigt, dass sich die Benzinnachfrage nicht erhöht sondern reduziert hat. Außerdem einigte sich die Opec+ nach Angaben von Delegierten auf eine Erhöhung der Ölproduktion geeinigt und bestätigte damit einen Plan bestätigt, den sie bereits Anfang des Monats angekündigt hatte. Der Markt sehe zudem den anstehenden Besuch von US-Präsident Joe Biden in Saudi-Arabien als einen möglichen Plan Washingtons, die Saudis davon zu überzeugen, mehr Öl zu fördern, hieß es.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.802,83 1.807,32 -0,2% -4,49 -1,5% Silber (Spot) 20,13 20,27 -0,7% -0,14 -13,7% Platin (Spot) 900,60 897,13 +0,4% +3,48 -7,2% Kupfer-Future 3,62 3,71 -2,5% -0,09 -18,5%
Der Goldpreis (-0,6%) verzeichnete den vierten Handelstag in Folge Abgaben. Der starke Dollar und die Zinssteigerungserwartungen belasteten das Edelmetall weiter, wobei es erneut nicht von der anhaltenden Risikoaversion an den Märkten profitiert habe, sagte ein Analyst.
MELDUNGEN SEIT DONNERSTAG 17.30 UHR
CORONA-PANDEMIE
Die Weltgesundheitsorganisation rechnet mit einer neuen Corona-Welle in diesem Sommer in Europa. Das Coronavirus werde sich voraussichtlich stark verbreiten, weil die Länder der gesamten Region ihre bisherigen Schutzmaßnahmen aufgehoben hätten.
CHINA
Der chinesische Präsident Xi Jinping hat zum 25. Jahrestag der Rückgabe Hongkongs an China ein Festhalten am Grundsatz "Ein Land, zwei Systeme" bekräftigt. Peking hat seinen Einfluss auf Hongkong aber über die Jahre Schritt für Schritt ausgeweitet. 2019 kam es zu Massenprotesten, die brutal niedergeschlagen wurden. 2020 zwang Peking dem Autonomiegebiet ein sogenanntes Sicherheitsgesetz auf, das die demokratischen Grundrechte wie Meinungs- oder Versammlungsfreiheit massiv einschränkt.
CHINA - Konjunktur
Die Stimmung in der chinesischen Industrie hat sich im Juni stark erholt und ist so gut wie seit Mai 2021 nicht mehr. Zudem wurde eine dreimonatige Schrumpfungsphase beendet. Der von Caixin Media Co und dem Researchhaus S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex für den verarbeitenden Sektor erhöhte sich auf 51,7 von 48,1 Punkten im Mai. Der staatliche offizielle Einkaufsmanagerindex war auf 50,2 (Vormonat: 49,6) Punkte gestiegen. Er ist stärker auf in Staatsbesitz befindliche Großunternehmen ausgerichtet.
JAPAN - Konjunktur
Die Stimmung unter Japans großen Herstellern hat sich in den drei Monaten bis Juni stärker eingetrübt als erwartet. Der Hauptindex, der die Stimmung der großen Hersteller misst, lag bei plus 9, wie aus der vierteljährlichen Tankan-Unternehmensumfrage der Bank of Japan hervorgeht. In der März-Umfrage hatte der Index noch plus 14 erreicht. Damit hat sich die Stimmung zum zweiten Mal in Folge verschlechtert. Volkswirte hatten mit plus 12 gerechnet.
NATO
will aktiv gegen den wachsenden Einfluss Russlands und Chinas in Afrika und Nahost vorgehen.
EU / NEUSEELAND
haben sich nach vierjährigen Verhandlungen auf ein Freihandelsabkommen verständigt.
COMMERZBANK
Die Ratingagentur Moody's hat der Commerzbank eine schlechtere Bonitätsnote zugewiesen von A2 nach zuvor A1 gegeben. Der Ausblick wurde gleichzeitig auf stabil von negativ angehoben.
LUFTHANSA
Die erste Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft Verdi ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Verdi fordert für die Beschäftigten 9,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
JULIUS BÄR
beendet eine ältere Rechtssache mit einem Vergleich in Höhe von 105 Millionen Euro. Der dem Rechtsstreit zugrunde liegende Sachverhalt reicht mehr als zehn Jahre zurück. Rund die Hälfte der Vergleichssumme ist durch bestehende Rückstellungen gedeckt.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/raz/ros/gos
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July 01, 2022 01:30 ET (05:30 GMT)
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