DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Euroraum-Inflation steigt im Juni auf 8,6 Prozent
Der Inflationsdruck im Euroraum hat im Juni erneut deutlicher als erwartet zugenommen, wobei die Kerninflation marginal zurückging. Laut Mitteilung von Eurostat stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent und lagen um 8,6 (Mai: 8,1) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das ist ein neues Rekordhoch. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Preisanstieg von nur 0,6 Prozent und eine Jahresteuerung von 8,4 Prozent prognostiziert. Die Kernverbraucherpreise erhöhten sich um 0,2 Prozent auf Monats- und 3,7 (3,8) Prozent auf Jahressicht. Erwartet worden waren Raten von 0,5 und 3,9 Prozent.
Commerzbank: Unterliegende Euroraum-Inflation nimmt zu
Der Anstieg des Inflationsdrucks im Euroraum im Juni ist nach Aussage von Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil zwar vor allem von den Energie- und Nahrungsmittelpreisen ausgelöst worden, beschränkte sich aber nicht auf sie. "Auch der unterliegende Preisauftrieb hat weiter zugenommen. Alleine der temporären Einführung des 9-Euro-Tickets im öffentlichen Regionalverkehr in Deutschland ist es zu verdanken, dass die Inflationsrate ohne die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel geringfügig von 3,8 auf 3,7 Prozent gesunken ist", schreibt Weil in einem Kommentar.
Nordea: Hochpunkt der Euroraum-Inflation im September
Die Nordea-Volkswirte Jan von Gerich und Tuuli Koivu erwarten auf Basis aktueller Marktpreise, dass die Inflation im Euroraum ihren Hochpunkt im September mit 9,5 Prozent erreichen wird. Deshalb werde die EZB vorerst auch hawkish gestimmt bleiben, schreiben sie in einem Kommentar zu den Verbraucherpreisdaten für Juni. Die Analysten schränken aber ein: "Die Güterinflation wird sich wahrscheinlich allmählich abschwächen, und die entscheidende Frage ist, was mit der Dienstleistungsinflation und den Löhnen geschehen wird."
S&P Global: Eurozone-Industrie büßt im Juni an Schwung ein
Die europäische Industrie hat im Juni aufgrund einer Nachfrageflaute deutlich an Schwung verloren. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Sektor fiel auf 52,1 Punkte von 54,6 im Vormonat, wie S&P Global bei einer zweiten Veröffentlichung mitteilte. Bei der ersten Veröffentlichung war ein Wert von 52,0 Zählern ausgewiesen worden, Volkswirte hatten eine Bestätigung dieses ersten Ausweises erwartet.
S&P Global: Deutsche Industrie verliert im Juni an Dynamik
Die deutsche Industrie hat im Juni spürbar an Schwung verloren. Der von S&P Global in diesem Sektor erhobene Einkaufsmanagerindex sank auf 52,0 von 54,8 Punkten. Volkswirte hatten einen Stand von 52,0 erwartet. Schon bei der ersten Veröffentlichung war ein Wert von 52,0 ermittelt worden.
VDMA: Nachfrage nach Maschinen und Anlagen intakt
Die globale Nachfrage nach Maschinen und Anlagen ist trotz aller Probleme in den Lieferketten aus der Sicht des deutschen Branchenverbandes intakt. Im Mai verbuchte die Branche real 13 Prozent mehr Aufträge in ihren Büchern, wie der der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mitteilte. Die Inlandsorders stiegen um 6 Prozent, die Aufträge aus dem Ausland sogar um 16 Prozent. Auffällig war dabei der Zuwachs der Bestellungen aus dem Euroraum um 33 Prozent, während die Orders aus dem Rest der Welt um 8 Prozent zulegten.
CS: Rezession im Euroraum möglich, aber nicht sicher
Die Credit Suisse (CS) prognostiziert für die Eurozone ein BIP-Wachstum von 2,4 Prozent im Jahr 2022 und 0,7 Prozent im Jahr 2023, was deutlich unter den Konsenswerten von 2,8 bzw. 2,0 Prozent liegt. Die Inflation dürfte in Kombination mit der raschen Straffung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) und der nachlassenden Auslandsnachfrage das Konsum- und Investitionswachstum schwächen, schreiben die Ökonomen der Credit Suisse in einer Mitteilung.
CS: Rezession in den USA keine ausgemachte Sache
Die US-Wirtschaft wird sich in diesem und im nächsten Jahr voraussichtlich abschwächen und damit eine Rezession knapp vermeiden, so die Ökonomen der Credit Suisse (CS) in ihrem vierteljährlichen Bericht zur Weltwirtschaft. Sie rechnen mit einem Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent im Jahr 2022 und 1,2 Prozent im Jahr 2023. "Eine Rezession ist nun eine klare Möglichkeit, aber unserer Ansicht nach gibt es immer noch Puffer, die verhindern sollten, dass eine Verschlechterung der Wachstumsaussichten in einen breiteren Abschwung mündet, zumindest bis zum nächsten Jahr", heißt es.
EZB will bei PEPP-Reinvestitionen Umverteilung von Nord nach Süd - Agentur
Die Europäische Zentralbank (EZB) will laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bei der Wiederanlage von Tilgungsbeträgen fällig gewordener Staatsanleihen, die unter dem Pandemiekaufprogramm PEPP erworben wurden, eine Umverteilung von Nord nach Süd. Wie Reuters unter Berufung auf informierte Personen berichtet, sollen unter anderem die Tilgungsbeträge deutscher, niederländischer und französischer Anleihen für den Kauf italienischer, spanischer und portugiesischer Papiere verwendet werden.
Kabinett billigt Haushaltsplan für 2023 mit 17,2 Milliarden Neuverschuldung
Das Regierungskabinett hat den von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) vorgelegten Budgetentwurf für 2023 gebilligt, der 17,2 Milliarden Euro Neuverschuldung im nächsten Jahr vorsieht. "Das Bundeskabinett hat soeben meinen Entwurf für den Haushalt 2023 beschlossen", teilte Lindner über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Damit hat die Bundesregierung nach drei Jahren wieder den Anspruch, innerhalb der Schuldenbremse des Grundgesetzes zu wirtschaften", erklärte er. "Ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung der Inflation."
Bundesverfassungsgericht verhandelt Ende Juli über EU-Corona-Hilfsfonds
Das Bundesverfassungsgericht verhandelt noch in diesem Monat über zwei Verfassungsbeschwerden gegen das deutsche Ratifizierungsgesetz zum Corona-Hilfsfonds der Europäischen Union. Die mündliche Verhandlung finde am 26. und 27. Juli in Karlsruhe statt, teilte das Gericht mit. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich 2020 auf einen 750 Milliarden Euro schweren Hilfsfonds zur Linderung der wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie verständigt.
Wissing: Statt weiter 9-Euro-Ticket Vereinfachung des Tarifsystems
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) lehnt eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets ab. "Das Ticket war von Anfang an für drei Monate konzipiert. Dauerhaft können wir es nicht für 9 Euro pro Monat anbieten", sagte Wissing dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Man werde im Herbst auf der Verkehrsministerkonferenz beratschlagen, wie es weitergeht. "Fest steht: Wir wollen den Nahverkehr attraktiver machen", sagte er.
Marburger Bund will 8,9 Prozent mehr Gehalt für Uniklinik-Ärzte
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert eine kräftige Gehaltserhöhung für die Ärztinnen und Ärzte in Universitätskliniken. Mit der Forderung nach einer linearen Erhöhung um 8,9 Prozent mehr Gehalt und nach einer besseren Bezahlung von Nacht- und Wochenendarbeit will der Marburger Bund in die am 11. Juli beginnende Tarifrunde mit den Ländern gehen, teilte der Bund mit.
Ertragsprognose sagt schlechte Weizenernte in der Ukraine voraus
Durch den Krieg in der Ukraine droht in dem Land in diesem Jahr eine schlechte Weizenernte. Derzeit reiften auf den Feldern in der Ukraine 22,48 Millionen Tonnen Brotweizen für die diesjährige Ernte, heißt es in einer Ertragsprognose der Unternehmensgruppe BayWa für das ukrainische Landwirtschaftsministerium. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen Jahre sei das ein Rückgang um 17 Prozent, erklärte BayWa.
Russland überträgt Öl- und Gasprojekt Sachalin-2 an neue Firma
Russland hat das Projekt Sachalin-2 zur Förderung von Öl und Erdgas im Ochotskischen Meer per Dekret auf eine neue russische Firma übertragen. Die japanische Regierung reagierte am Freitag beunruhigt - die beiden japanischen Firmen Mitsui und Mitsubishi hatten bislang zusammen 22,5 Prozent der Anteile am Projekt. Was die Übertragung nun genau bedeutet, war zunächst unklar. Sachalin-2 ist nach Unternehmensangaben eines der weltgrößten, "exportorientierten" Öl- und Gasprojekte - die Anlage liefert Öl und verflüssigtes Erdgas (LNG).
+++ Konjunkturdaten +++
Frankreich/Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe Juni 51,4 (2. Veröff.)
Fr/Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe Juni PROG: 51,0
FR/Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe Mai war 54,6
Italien/Einkaufsmanagerindex verarbeit. Gewerbe Juni 50,9
IT/Einkaufsmanagerindex verarbeit. Gewerbe Juni PROG: 50,2
IT/Einkaufsmanagerindex verarbeit. Gewerbe Mai bei 51,9
Italien/Verbraucherpreise Juni vorl. +1,2% gg Vm, +8,0% gg Vj
IT/Verbraucherpreise Juni PROG: +0,5% gg Vm, +7,4% gg Vj
DJG/DJN/AFP/apo
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July 01, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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