DJ IMK: Arbeitskosten steigen 2021 um 1,2 Prozent - Keine Lohn-Preis-Spirale
BERLIN (Dow Jones)--In Deutschland gibt es laut einer Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung aktuell keine Anzeichen für eine Preis-Lohn-Spirale. Deutsche Arbeitskosten sind demnach 2021 im Jahresverglich um 1,2 Prozent gestiegen, nach einem Zuwachs von 2,2 Prozent im Jahr 2020. Damit lagen die deutschen Arbeitskosten im vergangenen Jahr innerhalb der Europäischen Union weiter auf Position sieben, so das Ergebnis der IMK-Analyse der Arbeits- und Lohnstückkosten.
Durch Kurzarbeit und staatliche Unterstützungszahlungen sei es gelungen, zahlreiche Unternehmen und mehrere Millionen Arbeitsplätze in den Corona-Jahren 2020 und 2021 zu retten. Gleichzeitig hätten sich die Arbeits- und die Lohnstückkosten der deutschen Privatwirtschaft über die gesamte Krise hinweg absolut stabilitätskompatibel entwickelt.
"Die meisten europäischen Länder und insbesondere Deutschland sind bislang binnenwirtschaftlich recht stabil und außenwirtschaftlich hoch wettbewerbsfähig durch die vergangenen Jahre gekommen. Die von manchen beschworene Preis-Lohn-Spirale ist bislang kein Thema", erklärte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Hier zeige sich erneut, wie stabilitätsfördernd das deutsche Modell der Sozialpartnerschaft sei - sowohl durch die direkte Mitwirkung der Beschäftigten an strategischen Unternehmensentscheidungen im Rahmen der Mitbestimmung wie auch durch die relativ zentralisierten und gut koordinierten Tarifverhandlungen.
Trotz der aktuell hohen Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine mahnte Dullien zu mehr Gelassenheit. "Stabilitätskonform ist ein gesamtwirtschaftliches Lohnwachstum im Rahmen der Zielinflationsrate der EZB von 2 Prozent plus dem Produktivitätswachstum von im Trend 1 Prozent", so Dullien. Bei der Bewertung des Lohnwachstums 2022 und 2023 müsse zudem mit einbezogen werden, dass die Lohnkosten 2020 und 2021 langsam gestiegen sind.
"Selbst wenn wir im Jahr 2022 mit dem Lohnkostenanstieg im Durchschnitt aller Branchen etwas über 3 Prozent lägen, wäre das noch keine echte Preis-Lohn-Spirale, sondern lediglich eine Korrektur der schwachen Vorjahre", so Dullien. Generell habe der Euroraum als Ganzes und insbesondere Deutschland nichts an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt und es droht laut IMK von Seiten der Lohnentwicklung keine Gefahr für die internationale Wettbewerbsfähigkeit.
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July 05, 2022 04:54 ET (08:54 GMT)
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