DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
S&P Global: Deutsche Dienstleister verlieren im Juni an Schwung
Die deutschen Dienstleister haben im Juni spürbar an Dynamik verloren. Der von S&P Global für den Sektor ermittelte Einkaufsmanagerindex schwächte sich ab auf 52,4 von 55,0 Punkten, wie aus den finalen Daten für den Monat hervorgeht. Das ist der niedrigste Wert seit fünf Monaten. Volkswirte hatten einen Stand von 52,4 vorhergesagt. Vorläufig war für Juni ebenfalls ein Wert von 52,4 ermittelt worden.
S&P Global: Schwächstes Wachstum im Euroraum seit 16 Monaten
Die Wirtschaft der Eurozone ist im Juni zwar auf Wachstumskurs geblieben, die Steigerungsrate sank jedoch auf den tiefsten Wert seit Beginn des Aufschwungs im März 2021. Der Sammelindex für die Produktion der Privatwirtschaft der Eurozone, der Industrie und Dienstleistungen umfasst, fiel auf 52,0 Zähler von 54,8 im Vormonat, wie S&P Global bei einer zweiten Veröffentlichung berichtete.
Barclays: Preisdruck in Euroraum-Industrie sinkt
Barclays-Volkswirt Mark Cus Babic sieht durch die Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes (PMI) in seiner Einschätzung bestätigt, dass der Euroraum auf eine Rezession zusteuert. "Der Dienstleistungssektor schwächt sich ab, und im verarbeitenden Gewerbe gibt es Anzeichen für Nachfragezerstörung und schwächeren Inflationsdruck", schreibt er in einem Kommentar. Das Wachstum im Tourismussektor habe wohl schon seinen Höhepunkt überschritten.
HDE: Einzelhandelsumsatz schrumpft 2022 inflationsbereinigt um 2 Prozent
Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht für die Einzelhandelsbranche insgesamt von einem nominalen Umsatzwachstum von 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 607,1 Milliarden Euro aus, inflationsbereinigt entspreche das einem Minus von 2 Prozent. Dabei legen die Umsätze im stationären Handel laut der Prognose um nominal 1,4 Prozent zu, während der Onlinehandel ein Plus von 12,4 Prozent verzeichnet. "Steigende Inflation, immer höhere Energiekosten und eine schlechte Verbraucherstimmung sorgen für herausfordernde Rahmenbedingungen im Einzelhandel", erklärte der Verband.
Rabobank: EZB bei TLTROs in der Zwickmühle
Die Europäische Zentralbank (EZB) kann nach Einschätzung der Analysten der Rabobank den Banken des Euroraums nicht die unerwarteten Gewinne aus den TLTRO-Krediten vorenthalten, ohne dabei zugleich die originären Ziele der langfristigen und gezielten Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) zu gefährden. Wie sie in einer Analyse schreiben, haben die Banken die Kredite der TLTRO3-Serie überwiegend für die von der EZB angestrebten Zwecke eingesetzt. Den Banken nun die Gewinne wegzunehmen, die sich aus dem unerwartet aggressiven Zinskurs ergeben, würde das Gesamtpaket in Frage stellen.
Muller: EZB sollte Zinsen im Juli um 25 Basispunkte erhöhen - Agentur
Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte die Leitzinsen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Madis Muller entsprechend ihrem zuletzt kommunizierten Plan im Juni nur um 25 Basispunkte anheben. Angesichts des Inflationsausblicks sei es angemessen, die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte zu erhöhen, sagte Muller bei einem Interview in Dubrovnik laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Klingbeil: Osterpaket wird in letzter Sitzungswoche auf den Weg gebracht
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil hat eine endgültige Einigung der Ampel-Koalition auf ein Osterpaket zur Beschleunigung der Energiewende bestätigt und noch weitergehende Maßnahmen verlangt. "Ich bin froh, dass es beim Osterpaket jetzt die Einigung gibt", sagte Klingbeil bei einer Wirtschaftskonferenz des SPD-Wirtschaftsforums. "Das waren am Wochenende doch sehr harte und sehr leidenschaftliche Verhandlungen", betonte er. "Aber wir haben es hingekriegt, dass das Osterpaket jetzt in der letzten Sitzungswoche auf den Weg gebracht werden kann."
BDEW macht sich für Umlagesystem bei hohen Gaspreisen stark
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat sich für ein Umlagesystem stark gemacht, um die gestiegenen Kosten in der Gasbranche gleichmäßig zu verteilen. Die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae, sagte im Deutschlandfunk, keines der denkbaren Systeme sei schön, denn am Ende müsse irgendjemand die erhöhten Preise zahlen. Eine Umlage sei aber eine Möglichkeit, um die Kosten in halbwegs solidarischer Form weiterzugeben und auf möglichst viele Schultern zu verteilen.
Netzagentur: Gasversorgung war 2021 weiterhin verlässlich
Im vergangenen Jahr war die Versorgungssicherheit verlässlich. Laut Bundesnetzagentur betrug die durchschnittliche Unterbrechung der Versorgung von Letztverbrauchern mit Gas im Jahr 2021 2,18 Minuten (2020: 1,09 Minuten). Der Wert mit rund 2 Minuten liegt leicht über dem langjährigen Mittel. "Auch wenn die Dauer von Versorgungsunterbrechungen im Jahr 2021 zugenommen hat, ist die Gasversorgung in Deutschland weiter sehr zuverlässig," sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. "Ursache für den Anstieg der durchschnittlichen Unterbrechung waren vor allem Fremdeinwirkungen auf Gasleitungen bei baulichen Maßnahmen."
Erneuerbare decken im 1H fast die Hälfte des Stromverbrauchs
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Deutschland ist im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Wie vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigen, haben die Erneuerbaren in den ersten sechs Monaten rund 49 Prozent des Bruttoinlandsstromverbrauchs gedeckt. Das waren sechs Prozentpunkte mehr als im ersten Halbjahr 2021.
Kreditwirtschaft will mehr Freiraum für Innovationen im Zahlungsverkehr
Die deutsche Kreditwirtschaft hat angesichts einer von der Europäischen Kommission begonnenen Überprüfung der zweiten EU-Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) gefordert, "sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Kunden zu orientieren und den Instituten mehr Raum für Innovationen zu geben". Derzeit blockiere die Richtlinie diese und setze Fehlanreize im Markt. Mit der 2018 in Kraft getretenen PSD2 sollte der Wettbewerb gefördert sowie Daten aus dem Zahlungsverkehr nutzbar gemacht werden. Dafür seien unter anderem Kundenschnittstellen von Banken und Sparkassen für neue Dienstleister geöffnet worden.
IMK: Arbeitskosten steigen 2021 um 1,2 Prozent - Keine Lohn-Preis-Spirale
In Deutschland gibt es laut einer Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung aktuell keine Anzeichen für eine Preis-Lohn-Spirale. Deutsche Arbeitskosten sind demnach 2021 im Jahresverglich um 1,2 Prozent gestiegen, nach einem Zuwachs von 2,2 Prozent im Jahr 2020. Damit lagen die deutschen Arbeitskosten im vergangenen Jahr innerhalb der Europäischen Union weiter auf Position sieben, so das Ergebnis der IMK-Analyse der Arbeits- und Lohnstückkosten.
EU-Parlament stimmt für strengere Regulierung von Internetriesen
Das Europäische Parlament hat mit großer Mehrheit für eine strengere Regulierung von großen Internetkonzernen wie Google und Amazon gestimmt. Die Abgeordneten billigten in Straßburg abschließend das Marktkontrollgesetz (DMA) und dem Gesetz über digitale Dienste (DSA). Mit dem Digital Markets Act will die EU wettbewerbsschädliches Verhalten großer Internetfirmen in der Europäischen Union unterbinden. Das Gesetz über digitale Dienste verpflichtet Onlineplattformen unter anderem, verstärkt gegen Hass- und Falschnachrichten vorzugehen.
Nato unterzeichnet Beitrittsprotokolle für Finnland und Schweden
Die Botschafter der 30 Nato-Staaten haben in Brüssel den Ratifizierungsprozess für den Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens eingeleitet. "Die Unterzeichnung der Beitrittsprotokolle leitet den Ratifizierungsprozess in jedem der Mitgliedsländer ein", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Nach der Unterzeichnung der Beitrittsprotokolle müssen noch die 30 Nato-Länder die Beitritte billigen.
Biden erwägt Rücknahme von Handelszöllen gegen China - Kreise
US-Präsident Joe Biden erwägt nach Angaben aus informierten Kreisen, einige der von seinem Vorgänger Donald Trump eingeführten Handelszölle gegen China zurückzunehmen. Es wird erwartet, dass Biden einige Abgaben auf chinesische Importe bald zurücknehmen wird, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf Personen, die mit Gesprächen innerhalb der Regierung vertraut sind.
+++ Konjunkturdaten +++
Frankreich/Einkaufsmanagerindex Service Juni 53,9 (2. Veröff.)
FR/Einkaufsmanagerindex Service Juni PROGNOSE: 54,4
FR/Einkaufsmanagerindex Service Mai war 58,3
Italien/Einkaufsmanagerindex Service Juni 51,6
IT/Einkaufsmanagerindex Service Juni PROGNOSE: 51,5
IT/Einkaufsmanagerindex Service Mai bei 53,7
GB/Einkaufsmanagerindex Service Juni 54,3
GB/Einkaufsmanagerindex Service Juni PROG: 53,4
GB/Einkaufsmanagerindex Service Mai war 53,4
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
July 05, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.