DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutsche Wirtschaft im 2Q bisher stärker als erwartet
Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind düster, aber im zweiten Quartal könnte sie allen Problemen zum Trotz etwas gewachsen sein. Laut Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) stieg der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe kräftig, was auch für die Produktion (Veröffentlichung Donnerstag) einen ordentlichen Zuwachs erwarten lässt. Die vom Branchenverband VDA gemeldeten Autoproduktionszahlen deuten zudem darauf hin, dass der Output im Juni stagniert haben könnte, was für das zweite Quartal insgesamt ein Wirtschaftswachstum in den Bereich des Möglichen rückt.
Commerzbank: Deutsches BIP könnte im 2Q gestiegen sein
Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen sieht nach dem Anstieg des deutschen Industrieumsatzes um 3,2 Prozent im Mai die Chance, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal gewachsen ist. "Zusammen mit den Zuwächsen einiger Dienstleistungssektoren, die nicht länger durch die Corona-Maßnahmen eingeschränkt wurden, lässt dies darauf hoffen, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) trotz des kräftigen Anstiegs der Energiepreise und der zusätzlichen Belastungen durch den Ukraine-Krieg im zweiten Quartal leicht gestiegen ist", schreibt er in einem Kommentar.
DIHK zu Auftragseingängen: Große Verunsicherung in der Wirtschaft
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat trotz einer positiveren Bilanz bei den deutschen Auftragseingängen eine weiterhin "große Verunsicherung in der Wirtschaft" festgestellt. "Der Auftragseingang der deutschen Industrie hat sich im Mai etwas besser als erwartet entwickelt", sagte DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Carolin Herweg. "Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe treten auf der Stelle." Erneut gebe es keinen starken Nachfrageimpuls.
Wirtschaftsministerium: LNG-Lieferungen sind gesichert
Das Bundeswirtschaftsministerium hat Warnungen von Energieexperten widersprochen, nach denen die Pläne von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für den raschen Import von Flüssiggas als Ersatz für russisches Erdgas kaum realisierbar seien. "Die Bundesregierung steht in engem Austausch mit Gashändlern, die einen erheblichen Anteil am Welthandel mit Flüssiggas (LNG) betreiben", erklärte eine Sprecherin des Ministeriums. "Demnach sind die LNG-Lieferungen einschließlich der notwendigen Transporte nach Deutschland und zu LNG-Anlandungsterminals in angrenzende EU-Länder gesichert."
Bitkom: Digitalbranche erwartet 2022 und 2023 Umsatzplus über 4 Prozent
Der Digitalverband Bitkom erwartet für die Unternehmen der IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik 2022 ein Umsatzplus von 4,3 Prozent auf 189,4 Milliarden Euro und 2023 eine Steigerung in ähnlicher Größenordnung auf rund 197 Milliarden Euro. Das sagte Bitkom-Präsident Achim Berg bei einer Pressekonferenz auf Basis aktueller Berechnungen. Die aktuellen Herausforderungen für die Weltmärkte führten in der digitalen Wirtschaft in Deutschland allerdings zu Verunsicherung. "Derzeit laufen die Geschäfte noch gut, allerdings blickt die Branche verhalten auf die zweite Jahreshälfte", betonte der Verband.
Bundeskabinett bringt Bleiberecht für gut integrierte Geduldete auf den Weg
Die Ampel-Koalition hat die erste Stufe ihrer Migrationsreform auf den Weg gebracht. Das Bundeskabinett verabschiedete einen Gesetzentwurf, der gut integrierten Migranten einen erleichterten Zugang zu einem dauerhaften Bleiberecht öffnet. Dafür soll ein neues so genanntes Chancen-Aufenthaltsrecht gesetzlich verankert werden. Auch für Fachkräfte und Asylbewerber sieht der Entwurf Verbesserungen vor. Ein weiterer Punkt: Die Abschiebung von Straftätern soll erleichtert werden.
Beschäftigtenzahl im Flugverkehr auf niedrigstem Stand seit 2015
In der Personenbeförderung in der deutschen Luftfahrt sind die Umsätze im April gegenüber dem Vorjahresmonat April um 359,8 Prozent gestiegen. Zugleich wurden 6,6 Prozent weniger Menschen beschäftigt als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Verglichen mit dem April 2019 waren es sogar 11,3 Prozent weniger. Die Anzahl der Beschäftigten in dieser Branche lag im April auf dem bisher tiefsten Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2015.
EU-Parlament billigt Einstufung von Gas und Atom als nachhaltig
Das Europäische Parlament hat die Einstufung von Gas und Atom in der EU als nachhaltig gebilligt. Eine Entschließung, um die sogenannte Taxonomie zu blockieren, bekam im Straßburger Parlament nicht die nötige Mehrheit. 278 Abgeordnete stimmten für die Blockade, 328 dagegen und 33 enthielten sich. Für die Blockade wäre eine absolute Mehrheit von 353 der 705 Abgeordneten nötig gewesen.
EU-Fokus unter tschechischem Ratsvorsitz auf Energiepolitik
Unter tschechischem Vorsitz im EU-Rat will Brüssel den Fokus in den kommenden sechs Monaten vor allem auf die Energiepolitik legen. "Wir müssen uns auf weitere Unterbrechungen in der Gas-Versorgung vorbereiten", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im EU-Parlament in Straßburg. Auch auf ein gänzliches Ausbleiben russischer Gaslieferungen müsse Europa vorbereitet sein.
Johnson verliert weitere Regierungsmitglieder
Nach dem Rücktritt seines Finanz- und seines Gesundheitsministers als Konsequenz aus einer Reihe von Skandalen verliert der britische Premierminister Boris Johnson weitere Regierungsmitglieder. Der für Familie und Kinder zuständige Staatssekretär Will Quince und die dem Verkehrsstaatssekretär zuarbeitende Abgeordnete Laura Trott reichten ihren Rücktritt ein. Auf Johnsons Programm standen am Mittwoch gleich zwei unangenehme Fragerunden im Parlament.
Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo gestorben
Mohammed Barkindo, der die Rolle des Opec-Generalsekretärs umgestaltete und eine Ausweitung der Rolle der Erdöl produzierenden Gruppe auf den Märkten beaufsichtigte, ist gestorben. Er wurde 63 Jahre alt. Barkindos unerwarteter Tod am Dienstagabend kam nur wenige Wochen vor dem erwarteten Ende seiner sechsjährigen Amtszeit an der Spitze der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec).
Gouverneur ruft zu Evakuierung von Slowjansk auf
Angesichts der massiven russischen Angriffe auf die Stadt Slowjansk im Osten der Ukraine hat die Regionalregierung die Einwohner zur Flucht aufgerufen. "Mein wichtigster Ratschlag ist die Evakuierung", sagte der Gouverneur von Donezk, Pawlo Kyrylenko. "In dieser Woche gab es keinen Tag ohne Beschuss." Die Stadt befinde sich nun in Reichweite russischer Mehrfachraketenwerfer. "Der Feind beschießt die Stadt chaotisch, die Angriffe zielen darauf ab, die lokale Bevölkerung zu vernichten", fügte der Gouverneur hinzu.
Medwedew bringt möglichen Einsatz von Atomwaffen zur Sprache
Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat im Zusammenhang mit den Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) zu möglichen Kriegsverbrechen in der Ukraine vor einem Atomkrieg gewarnt. "Die Idee, ein Land zu bestrafen, das über das größte Atomwaffenarsenal verfügt, ist an und für sich absurd", schrieb Medwedew im Onlinedienst Telegram. Dadurch werde möglicherweise "eine Bedrohung für die Existenz der Menschheit" geschaffen.
+++ Konjunkturdaten +++
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Mai +0,2% gg Vm, +0,2% gg Vj
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Apr rev -1,4% gg Vm, +4,0% gg Vj
US/MBA Market Index Woche per 1. Juli -5,4% auf 305,3 (Vorwoche: 322,7)
US/MBA Purchase Index Woche per 1. Juli -4,3% auf 232,6 (Vorwoche: 243,1)
US/MBA Refinance Index Woche per 1. Juli -7,7% auf 670,3 (Vorwoche: 726,1)
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
July 06, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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