
DJ IWH: Insolvenzgeschehen trotz Krisen noch erfreulich robust
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften liegt laut Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Juni mit 709 leicht unter dem Niveau der Vormonate. Das seien nahezu exakt so viele Fälle wie im Vorjahresmonat. "Das Insolvenzgeschehen zeigt sich trotz Energiekrise, Lieferkettenproblemen und dem schrittweisen Auslaufen der Corona-Hilfen noch immer erfreulich robust", sagte IWH-Insolvenzforscher Steffen Müller.
Die Frühindikatoren des IWH lassen laut dem Institut für die kommenden beiden Monate keine starken Veränderungen bei den Insolvenzzahlen erwarten. Die Analyse des IWH zeige, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juni gemeldet wurde, 5.400 Jobs betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Jobs liege damit leicht unter dem Niveau der Vormonate und in etwa auf dem durchschnittlichen Niveau des Jahres 2021.
"Doch die Zumutungen für die Unternehmen werden in den nächsten Monaten nochmals deutlich steigen", warnte Müller. Dazu gehörten die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro im Oktober, die seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) eingeleitete Zinswende und weiter zu erwartende Preissteigerungen bei der Energie. "Letztlich steigen die Erzeugerpreise auf breiter Front. Das umfasst die Lohnkosten, die Kapitalkosten und voraussichtlich auch die Energiekosten", so der Ökonom. "Wie stark diese Belastungen auf das Insolvenzgeschehen durchschlagen, hängt auch davon ab, wie stark die Unternehmen selbst die Preise erhöhen können."
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July 07, 2022 05:23 ET (09:23 GMT)
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