DJ Unicredit: EZB-Spread-Kontrolle braucht unbegrenzte Feuerkraft
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Das von der Europäischen Zentralbank (EZB) geplante Instrument zur Kontrolle der Renditedifferenzen (Spreads) zwischen Euroraum-Staatsanleihen braucht nach Aussage von Unicredit-Ökonom Erik Nielsen "eine jederzeit verfügbare und unbegrenzte Feuerkraft", die aber nicht über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden dürfte. "Das wäre Sache des OMT", schreibt Nielsen in einem Kommentar unter Verweis auf die Outright Monetary Transactions (OMT), die die EZB 2012 unter der Ägide ihres damaligen Präsidenten Mario Draghi beschlossen hatte.
OMT sehen den gezielten Kauf von Staatsanleihen einzelner Länder vor, deren Staatsanleiherenditen die EZB für zu hoch hält und die dazu führen könnten, dass ein Land den Euroraum gegen seinen Willen verlassen muss. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte kürzlich gesagt: "Es ist nichts falsch am OMT, es ist ein Werkzeug, es gehört in den Werkzeugkasten und es kann eingesetzt werden, wenn die Umstände das rechtfertigen."
Nielsen schreibt in seinem Kommentar: "Die Skeptiker haben argumentiert, dass ein solches Instrument bereits in Form der OMT existiert. Doch so wichtig OMT auch ist, es ist ein Krisenreaktionsinstrument, das nach fundamentalen Störungen (und nach der Vereinbarung eines ESM-Programms) aktiviert wird.
Im Gegensatz dazu müsse das neue Anti-Fragmentierungs-Instrument ein Krisenpräventionsinstrument sein, um spekulativen Angriffen entgegenzuwirken, bevor diese dauerhafte Probleme verursachten.
Die EZB will am 21. Juli über ein solches Programm beraten. Es scheint innerhalb des EZB-Rats allerdings recht unterschiedliche Meinungen dazu zu geben, wie es auszusehen hat, und einige geldpolitischen "Falken", wie Joachim Nagel und Robert Holzmann, scheinen überhaupt sketisch zu sein. Die EZB dürfte ihren Leitzins an diesem Tag um 25 Basispunkte erhöhen.
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July 11, 2022 06:15 ET (10:15 GMT)
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