DJ EZB/Nagel: Spreads bis zum Beweis des Gegenteils gerechtfertigt
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die zu erwartende Straffung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wird nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel zu finanziellen Belastungen führen. Nagel sagte laut veröffentlichtem Redetext in München: "So differenzieren die Finanzmärkte aufgrund des geänderten geldpolitischen Ausblicks nun wieder stärker zwischen verschiedenen Risiken. Ich gehe davon aus, dass diese Preisentwicklungen fundamental begründet sind, solange nicht das Gegenteil belegt ist."
Analysten erwarten, dass der EZB-Rat am 21. Juli über einen Vorschlag für ein so genanntes Antifragmentierungsinstrument beraten wird, mit dem die EZB eine übertriebenen Anstieg der Differenzen (Spreads) von Staatsanleiherenditen verhindern will. Nagel hat gesagt, dass die EZB dieses Instrument nur einsetzen dürfe, wenn die Spreads fundamental nicht gerechtfertigt seien. Zudem hat er angezweifelt, dass sich die Angemessenheit von Spreads "in Echtzeit" feststellen lasse.
Der Präsident der Deutschen Bundesbank wies darauf hin, dass die Inflationsrate im Juni erneut höher als von den meisten Fachleuten erwartet gewesen sei. "Gegenüber Mai hat sich der Prognosefehler erneut ausgeweitet. Damit steigt auch das Risiko, dass die Inflation mittelfristig höher bleibt", sagte er. Der EZB-Rat werde vor allem an seinen Taten gemessen. "Wir müssen die Inflation mittelfristig wieder zu unserem Zielwert zurückführen", sagte er.
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July 12, 2022 05:34 ET (09:34 GMT)
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