DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Eurozone-Produktion steigt im Mai stärker als erwartet
Die Industrie im Euroraum hat ihre Produktion im Mai moderat gesteigert und damit die Prognosen übertroffen. Wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte, erhöhte sich die Produktion (ohne Bauwirtschaft) gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,8 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur einen Anstieg um 0,2 Prozent erwartet. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Industrieproduktion um 1,6 Prozent höher. Volkswirte hatten lediglich mit einem Plus von 0,1 Prozent gerechnet.
Chinas Exporte steigen im Juni wegen Corona-Lockerungen
Chinas Exporte sind im Juni stärker als erwartet gestiegen, da Peking die Beschränkungen von Corona-Lockdowns gelockert hatte, um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Wie die Zollverwaltung mitteilte, stiegen die Ausfuhren im vergangenen Monat um 17,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und damit stärker als im Mai (16,9 Prozent). Das Ergebnis übertraf die mittlere Prognose eines Anstiegs von 12,0 Prozent, die von Ökonomen in einer Umfrage von Dow Jones Newswires abgegeben wurde.
IEA: Globale Ölkrise zeigt Anzeichen der Entspannung
Die schlimmste Ölversorgungskrise seit Jahrzehnten zeigt nach Einschätzung der IEA erste Anzeichen einer Entspannung, da das nachlassende Wirtschaftswachstum die Nachfrage nach Rohöl dämpft und die Sanktionen gegen die russische Ölindustrie weniger Auswirkungen haben als erwartet. Die in Paris ansässige Internationale Energie-Agentur (IEA) senkte ihre Prognosen für die Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr.
Julius Bär: Rechtliche Bedenken halten EZB nicht von Spread-Kontrolle ab
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich nach Einschätzung von David Kohl, Chefvolkswirt der Bank Julius Bär, nicht durch rechtliche Bedenken davon abhalten lassen, ein Instrument zur Kontrolle der Renditeabstände (Spreads) von Euroraum-Staatsanleihen einzusetzen. "Der Druck, so ein Instrument vorzustellen, fällt in den nächsten sechs Monaten an, aber ein Gerichtsurteil wird erst in zwei Jahren verkündet", sagte Kohl bei der Vorstellung des Kapitalmarktausblicks für das zweite Halbjahr.
Berlin besorgt über engeres Zusammenrücken von Russland, China - Kreise
Das Treffen der Finanzminister und Zentralbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) in Bali wird wohl von Differenzen in der Ukraine-Frage und einem möglichen Zusammenrücken von China und Russland überschattet. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen zeichnet sich im Vorfeld eine engere Zusammenarbeit der beiden Länder ab, was aus deutscher Sicht besorgniserregend sei. Dies mache eine Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine noch schwerer. Russland wiederum bemühe sich, die Kausalität der aktuellen Probleme in der Wirtschaft und bei der Nahrungsmittelversorgung umzukehren und dafür die Sanktionen der westlichen Länder verantwortlich zu machen.
Bundeskabinett gibt grünes Licht für Einsatz von Ersatzkraftwerken
Das Bundeskabinett hat die Rechtsverordnung zum Einsatz von Kraftwerken aus der Netzreserve verabschiedet. Die Verordnung tritt laut Bundeswirtschaftsministerium am morgigen Donnerstag in Kraft. Damit können mehr Kraftwerke zur Stromerzeugung aus der Reserve herangezogen und die Verstromung mit Gas angesichts der Energiekrise reduziert werden. Bis Ende April 2023 können Kraftwerke, die mit Öl und Kohle betrieben werden und sich aktuell in der Netzreserve befinden, befristet und freiwillig an den Strommarkt zurückzukehren.
Gesamtmetall-Präsident fordert bei Gas Vorrang für Industrie
Im Falle einer akuten Gasknappheit fordert der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, Industriebetrieben den Vorrang vor Privathaushalten zu geben. "Die Priorisierung muss dringend geändert werden", sagte Wolf den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Industriebetriebe müssen während einer etwaigen Alarmstufe vorrangig Gas erhalten, wenn ihr Bestand oder ihre Produktionsanlagen akut gefährdet sind oder sich infolge der Lieferketten massive Produktionsausfälle über den Betrieb hinaus ergeben würden."
Bayern erwägt Hilfen für Stadtwerke in Gaskrise
Bayern erwägt Hilfen für Stadtwerke und kommunale Energieunternehmen bei einer Zuspitzung der Gaskrise. "Sollten im Hinblick auf die kommunalen Versorger vor Ort Unterstützungsmaßnahmen notwendig werden, werden wir hierzu die enge Abstimmung mit den Kommunen, den anderen Ländern und auch dem Bund selbst suchen, um passgenaue Lösungen zu ermöglichen", sagte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) der Augsburger Allgemeinen.
FDP-Fraktionschef: Grundstoffindustrie in Notlage mit Gas versorgen
FDP-Fraktionschef Christian Dürr plädiert dafür, in einer Gasmangellage nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Grundstoffindustrie mit Gas zu versorgen. "Die deutsche Grundstoffindustrie insbesondere, die darf nicht einfach abgeschaltet werden, weil das wiederum auch Privathaushalte betrifft", sagte Dürr im ZDF-Morgenmagazin. Zur Grundstoffindustrie zählen Unternehmen, die Primärrohstoffe wie Agrarprodukte, Erdgas, Erdöl, Erze, Kohle, Metalle, Mineralien, Nutzholz oder Salze zu Grundstoffen für die Industrieproduktion verarbeiten. Denn dann drohe ein Zusammenbrechen der Lieferketten, leere Lager und Supermärkte könnten unter Umständen nicht beliefert werden.
Esken sieht bei Gasnotlage Vorrang von Verbraucher vor Industrie
In der Debatte um die Priorisierung im Falle einer Gasnotlage hat die SPD-Vorsitzende Saskia Esken den Vorrang vor Privathaushalten vor der Industrie betont und einen Schutzschirm für Verbraucher gefordert. "Privathaushalte und systemrelevante Einrichtungen müssen in einer Gasmangellage ganz klar eine Priorität haben. Das ist auch so im Gas-Notfallplan festgeschrieben", sagte Esken der Rheinischen Post. Die Bundesregierung prüfe die Sicherheit der Stromversorgung für den kommenden Winter.
Deutsche Wirtschaft kritisiert Gigabitstrategie der Regierung
Vor der Verabschiedung der Gigastrategie durch das Bundeskabinett hat die deutsche Wirtschaft scharfe Kritik an dem Maßnahmenpaket von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) geübt. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bezweifelt, dass die Regierung damit die flächendeckende Abdeckung mit schnellem Internet bis 2030 erreichen kann. Der Digitalverband Bitkom warnte, dass der privatwirtschaftliche Ausbau abgewürgt würde. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) monierte, dass trotz einiger positiver Ansätze die Strategie insgesamt nicht ausreiche, um die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen.
Bund will mit zusätzlichen Maßnahmen Emissionen im Gebäudesektor senken
Die Bundesregierung will mit neuen Maßnahmen den Ausstoß von Treibhausgasen im Gebäudesektor reduzieren. So wird etwa der Einbau von Gasheizung ab 2024 verboten. Zudem sollen serielle Sanierungen von Gebäuden sowie der Einbau von Wärmepumpen und die Nutzung von Fernwärme gefördert werden. Das ist nach Angaben aus Regierungskreisen Teil des Sofortprogramms für den Klimaschutz im Gebäudesektor, das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesbauministerin Klara Geywitz am Mittag vorstellen wollen.
Frankreichs neue Regierung erleidet erste Niederlage im Parlament
Frankreichs neue Regierung hat ihre erste Abstimmungsniederlage im Parlament einstecken müssen. Die Nationalversammlung schmetterte in der Nacht zum Mittwoch mit den Stimmen der Opposition einen Antrag ab, angesichts der aktuellen Corona-Welle die Einreisekontrollen zu verschärfen. Der Entwurf wurde nach einer hitzigen Debatte von der Nationalversammlung mit 219 gegen 195 Stimmen abgewiesen.
Sri Lanka ruft nach Flucht des Präsidenten den Notstand aus
Nach der Flucht von Staatschef Gotabaya Rajapaksa ist in Sri Lanka der Notstand ausgerufen worden. Die Maßnahme gelte landesweit, sagte ein Regierungssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Rajapaksa war in der Vornacht angesichts von Massenprotesten wegen der schweren Wirtschaftskrise im Land gemeinsam mit seiner Ehefrau in einem Militärflugzeug in Richtung Malediven geflohen.
+++ Konjunkturdaten +++
US/MBA Market Index Woche per 8. Juli -1,7% auf 300 (Vorwoche: 305,3)
US/MBA Purchase Index Woche per 8. Juli -3,6% auf 224,3 (Vorwoche: 232,6)
US/MBA Refinance Index Woche per 8. Juli +2,2% auf 685,3 (Vorwoche: 670,3)
DJG/DJN/AFP/apo
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July 13, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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