DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
TAGESTHEMA
Der Modekonzern Hugo Boss ist nach einem starken zweiten Quartal 2022 deutlich optimistischer mit Blick auf das Gesamtjahr geworden. Das Unternehmen sieht den Konzernumsatz im laufenden Jahr nun um 20 bis 25 Prozent auf 3,3 bis 3,5 Milliarden Euro steigen. Bislang war die Hugo Boss AG von einem Zuwachs zwischen 10 und 15 Prozent auf 3,1 bis 3,2 Milliarden Euro ausgegangen. Für das EBIT prognostiziert Hugo Boss nun einen Anstieg zwischen 25 und 35 Prozent auf 285 bis 310 Millionen Euro. Zuvor hatte Hugo Boss für 2022 ein EBIT-Plus von 10 bis 25 Prozent auf 250 bis 285 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Im zweiten Quartal übertraf Hugo Boss nach eigenen Angaben bei Umsatz und Ergebnis die allgemeinen Markterwartungen. Der währungsbereinigte Konzernumsatz kletterte um 34 Prozent auf 878 Millionen Euro. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 sei dies ein Anstieg von 29 Prozent und zugleich der höchste jemals in einem zweiten Quartal erzielte Umsatz. Das EBIT erreichte nach vorläufigen Berechnungen 100 (Vorjahr 42) Millionen Euro. Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau stieg das EBIT um 25 Prozent. Zu dieser Entwicklung trugen laut Hugo Boss neben einer besonders starken Nachfrage in Europa und Amerika die erfolgreiche Umsetzung der Wachstumsstrategie "CLAIM 5" sowie die Anfang des Jahres begonnene Erneuerung des Markenauftritts von Boss und Hugo bei. Die vollständigen Ergebnisse des zweiten Quartals sollen am 3. August veröffentlicht werden. Nachfolgend ein Vergleich der vorläufigen Zahlen zum zweiten Quartal mit den Prognosen (in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie in Euro, nach IFRS):
VORAB . BEKANNTGABE PROG PROG PROG 2. QUARTAL 2Q22 ggVj 2Q22 ggVj Zahl 2Q21 Umsatz 878 +40% 784 +25% 14 629 EBIT 100 +138% 66 +57% 14 42 Ergebnis vor Steuern k.A. -- 59 +74% 11 34 Ergebnis nach Steuern/Dritten k.A. -- 43 +72% 11 25 Ergebnis je Aktie k.A. -- 0,60 +76% 11 0,34
AUSBLICK UNTERNEHMEN
07:00 SE/Telefon AB LM Ericsson, Ergebnis 2Q
10:00 DE/Fielmann AG, Online-HV
10:00 DE/Südzucker AG, Online-HV
12:45 US/JP Morgan Chase & Co, Ergebnis 2Q
13:30 US/Morgan Stanley, Ergebnis 2Q
Mögliche vorgezogene Termine - auf Basis des Vorjahres geschätzt:
- DE/Jenoptik AG, Ergebnis 2Q
AUSBLICK KONJUNKTUR
- US 14:30 Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche) PROGNOSE: 235.000 zuvor: 235.000 14:30 Erzeugerpreise Juni PROGNOSE: +0,8% gg Vm zuvor: +0,8% gg Vm Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) PROGNOSE: +0,5% gg Vm zuvor: +0,5% gg Vm
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- DAX-Future 12.770,00 -0,0% E-Mini-Future S&P-500 3.799,50 -0,1% E-Mini-Future Nsdq-100 11.740,50 -0,2% Nikkei-225 26.688,84 +0,8% Schanghai-Composite 3.294,63 +0,3% +/- Ticks Bund -Future 152,51 -41 Mittwoch: INDEX Schluss +/- DAX 12.756,32 -1,2% DAX-Future 12.776,00 -0,1% XDAX 12.791,58 -0,1% MDAX 25.503,28 -1,0% TecDAX 2.925,17 -1,0% EuroStoxx50 3.453,97 -0,9% Stoxx50 3.476,07 -1,0% Dow-Jones 30.772,79 -0,7% S&P-500-Index 3.801,78 -0,4% Nasdaq-Comp. 11.247,58 -0,2% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 152,92 +25
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Mit einer gut behaupteten Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten rechnen Marktteilnehmer am Donnerstag. Der DAX wird wieder eng an der 12.800er Marke erwartet, bereits in den vergangenen Tagen die zentrale Anlaufmarke für den deutschen Leitindex. Etwas gestützt wird die Stimmung von überwiegend freundlichen Vorlagen aus Asien. Im Blick steht aber vor allem der Start der Berichtssaison in den USA mit den Quartalszahlen von JP Morgan und Morgan Stanley. Daneben werden in den USA die wöchentlichen Arbeitsmarktzahlen und die Erzeugerpreise bekannt gegeben. Nach der "Horrorzahl" beim Verbraucherpreisanstieg von 9,1 Prozent am Mittwoch könnten schon kleinere Abweichungen nach unten für Erleichterung sorgen. Nach den CPI-Daten sind Spekulationen um eine Zinserhöhung um einen ganzen Prozentpunkt aufgekommen. Die Bank of Canada hat den Leitzins am Mittwoch bereits um einen Punkt erhöht.
Rückblick: Eine Verkaufswelle schwappte über die Börsen, als aus den USA die Inflationsdaten veröffentlicht wurden. Der Inflationsdruck hat dort im Juni weiter zugenommen, wobei die Jahresrate auf den höchsten Stand seit fast 41 Jahren gestiegen war. Der Euro rutschte nach den US-Daten kurzfristig unter die Dollar-Parität, erholte sich aber schnell wieder. Auch Anleihen gerieten unter Druck, dürfte die Fed nun doch die Zinsen stärker anheben als bisher erwartet. Renault (-2,1%) und Vitesco Technologies (+1,8%) kooperieren bei der Entwicklung von Leistungselektronik für Elektro- und Hybridantriebe. Telekom Austria stiegen um 0,8 Prozent. Das Unternehmen hatte besser als erwartet ausgefallene Zahlen vorgelegt.
DAX/MDAX/TECDAX
Schwach - Die Rendite der Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren stieg mit den US-Inflationsdaten kurzfristig auf 1,20 Prozent. Gerresheimer schlossen 3,1 Prozent im Plus, nachdem das Unternehmen operativ mehr verdient hatte. Fraport konnte beim Passagieraufkommen im Juni deutlich zulegen, lag aber damit immer noch 24,1 Prozent unter dem Niveau von Juni 2019 und damit vor dem Pandemiebeginn. Der Wert schloss knapp im Minus. Für die Aktie von Allgeier ging es um 7,9 Prozent nach unten, weil die Bafin den Abschluss 2020 wegen der Nagarro Abspaltung prüfen will.
XETRA-NACHBÖRSE
Im nachbörslichen Handel ist es zu einer kleinen Gegenbewegung auf die Verluste aus dem regulären Geschäft gekommen. An der Wall Street hatten sich die Kurse im Verlauf von ihren Tagestiefs gelöst. Hugo Boss zogen bei Lang & Schwarz um 1,8 Prozent an, nachdem das Unternehmen seine Jahresziele nach einem starken zweiten Quartal erhöht hatte.
USA - AKTIEN
Etwas leichter - Der Schock wegen der unerwartet stark gestiegenen Verbraucherpreise ließ rasch nach und die Börsen erholten sich deutlich von ihren Tagestiefs. Am Markt wurde auf Spekulationen verwiesen, dass der Preisauftrieb im Juni nun tatsächlich den Gipfelpunkt erreicht haben könnte und danach nachlassen werde. So wurde auf den jüngsten deutlichen Rückgang der Ölpreise verwiesen. Auch die Löhne stiegen inzwischen langsamer, hieß es. Bei steigenden Zinserwartungen verlor der Bankensektor 1,4 Prozent, obwohl höhere Zinsen das Geschäftsmodell der Institute begünstigen. Doch überwögen nun die Rezessionsbefürchtungen, hieß es. Unter den Einzelaktien sanken Delta Air Lines um 4,5 Prozent. Die Fluggesellschaft verfehlte im zweiten Quartal gewinnseitig die Markterwartungen. Der Umsatz schlug jedoch die Prognosen und stellte sich über das Vorpandemieniveau ein.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,13 +8,7 3,04 239,8 5 Jahre 3,01 -1,4 3,03 175,3 7 Jahre 3,00 -3,9 3,04 156,1 10 Jahre 2,91 -6,2 2,97 140,2 30 Jahre 3,07 -9,1 3,16 117,3
Am Rentenmarkt dominierten Rezessionssorgen, was sich in einer deutlich inversen Zinskurve spiegelte.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Uhr Mi, 17:32h % YTD EUR/USD 1,0024 -0,3% 1,0056 1,0093 -11,8% EUR/JPY 138,70 +0,4% 138,21 138,59 +6,0% EUR/CHF 0,9846 -0,0% 1,0212 0,9866 -5,1% EUR/GBP 0,8454 -0,0% 0,8457 0,8463 +0,6% USD/JPY 138,38 +0,7% 137,42 137,32 +20,2% GBP/USD 1,1857 -0,3% 1,1893 1,1924 -12,4% USD/CNH 6,7359 +0,1% 6,7267 6,7189 +6,0% Bitcoin BTC/USD 20.173,44 +1,4% 19.900,63 19.482,77 -56,4% YTD zu Vortag
Der US-Dollar kam nach einem zwischenzeitlichen Anstieg leicht zurück, trotz der zunehmenden Zinsfantasien. Der Dollar-Index sank um 0,1 Prozent und bewegte sich damit aber weiter auf einem 20-Jahreshoch. Der Euro erholte sich leicht. Der kanadische Dollar zog derweil zu seinem US-Pendant an. Während über eine 100-Basispunkte-Zinserhöhung der US-Notenbank bislang nur spekuliert wird, hat die Bank of Canada diesen Schritt am Mittwoch schon vollzogen. Für einen Kanada-Dollar wurden im späten Handel etwa 0,7710 US-Dollar gezahlt. Im Tagestief vor dem Zinsentscheid waren es 0,7658.
ROHSTOFFE
ÖL
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 96,50 96,30 +0,2% 0,20 +33,7% Brent/ICE 100,24 99,57 +0,7% 0,67 +33,8% GAS VT-Schluss +/- EUR Dutch TTF 0,00 180,50 0% 0,00 +33,6% YTD zu Vortag
Die mit den Zinsspekulationen verbundenen Rezessionsängste bremsten die Erdölpreise nicht nachhaltig. Denn diese hatten am Dienstag schon eine rasante Talfahrt hingelegt, wobei die Preise für die Sorten WTI und Brent unter 100 Dollar je Barrel absackten, so dass es nun zu einer kleinen Gegenbewegung kam. Die US-Sorte WTI verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 96,30 Dollar je Barrel. Brent zeigte sich behauptet. Auch die deutlich gestiegenen Ölvorräte der USA belasten nicht weiter.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.727,07 1.735,53 -0,5% -8,47 -5,6% Silber (Spot) 19,09 19,22 -0,7% -0,13 -18,1% Platin (Spot) 854,03 858,50 -0,5% -4,48 -12,0% Kupfer-Future 0,00 3,33 0% 0 -25,1% YTD zu Vortag
Der Goldpreis erholte sich derweil mit dem leicht nachgebenden Dollar. Das Edelmetall dürfte auch vor dem Hintergrund der ungewissen Wirtschaftsaussichten gesucht gewesen sein.
MELDUNGEN SEIT VORTAG 17.30 UHR
UKRAINE-KRIEG
- Russland und die Ukraine sind bei Verhandlungen über eine mögliche Wiederaufnahme der Getreidelieferungen nach Angaben der Türkei und der UNO vorangekommen. Es sei vereinbart worden, dass sich die russische und die ukrainische Delegation kommende Woche erneut in der Türkei treffen, sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar. UN-Generalsekretär António Guterres nannte die Gespräche einen "Hoffnungsschimmer".
- Nordkorea hat die selbsternannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine anerkannt.
US-GELDPOLITIK
Trotz der verheerenden Inflationsdaten in den USA erwartet die Präsidentin der Cleveland-Fed, Loretta Mester, derzeit keine beschleunigte Straffung der Geldpolitik. Ob die Daten die Fed dazu bewegen werden, die Zinsen am Ende des Monats um einen dreiviertel Prozentpunkt oder einen ganzen Prozentpunkt anzuheben, bleibe abzuwarten, so Mester. Sie fügte jedoch hinzu, dass die Daten nicht darauf hindeuteten, dass die Fed bei der Sitzung des Offenmarktausschusses am 26. und 27. Juli die Zinsen um weniger als 75 Basispunkte anheben müsste.
BEIGE BOOK USA
Die US-Wirtschaft ist einer Erhebung der US-Notenbank zufolge seit Mitte Mai moderat gewachsen. Wie aus dem Konjunkturbericht Beige Book hervorgeht, meldeten jedoch mehrere Distrikte wachsende Anzeichen für eine Verlangsamung der Nachfrage. Aus fünf Distrikten wurde über ein erhöhtes Risiko für eine Rezession berichtet. Laut Beige Book meldeten alle Distrikte substanzielle Preisanstiege für Verbraucher. Besonders die hohen Preise für Benzin und Nahrungsmittel belasteten die Haushalte, was sich auf die Konsumausgaben auswirke. Bei Baustoffen wie Holz und Stahl habe sich in drei Viertel der Regionen jedoch eine Mäßigung der Preise gezeigt.
POLITIK GROSSBRITANNIEN
Nach der ersten Abstimmungsrunde über die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson sind zwei der acht Kandidaten ausgeschieden - der gerade erst ernannte Finanzminister Nadhim Zahawi und Ex-Außenminister Jeremy Hunt. Das teilte der Vorsitzende des für die Wahlorganisation zuständigen Ausschusses, Graham Brady, mit. Auf die breiteste Unterstützung stieß demnach Rishi Sunak, der aus Protest gegen Johnson vergangene Woche als Finanzminister zurückgetreten war.
US-NOTENBANK
Der US-Senat hat den Finanzexperten Michael Barr als neuen Gouverneur der Notenbank Federal Reserve mit Zuständigkeit für die Bankenaufsicht bestätigt.
GASPREISE DEUTSCHLAND
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat vor einer Verdreifachung der Gaspreise für Verbraucher oder einem sogar noch stärkeren Preisanstieg gewarnt.
SEEHÄFEN DEUTSCHLAND
Verdi hat mehrere tausend Beschäftigte in den deutschen Seehäfen zu einem weiteren, 48-stündigen Warnstreik aufgerufen. In den Tarifverhandlungen für die rund 12.000 Beschäftigten habe eine kurzfristig anberaumte Verhandlung am Mittwoch erneut keine Einigung mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) gebracht, teilte Verdi am Mittwochabend mit.
DEUTSCHE TELEKOM
hat einen Abnehmer für die Mehrheit ihres milliardenschweren Funkturm-Geschäfts gefunden. Wie der Konzern mitteilte, übernehmen die Investoren Brookfield und Digitalbridge eine Beteiligung von 51 Prozent an seinem Funkmasten-Geschäft. Die Sparte GD Towers werde dabei mit 17,5 Milliarden Euro bewertet, der Barmittelzufluss wird von der Telekom auf 10,7 Milliarden Euro geschätzt.
LUFTHANSA
Die zweite Runde der Tarifverhandlungen zwischen der Lufthansa und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi für das Bodenpersonal der Fluggesellschaft haben keinen Durchbruch gebracht.
ALLGEIER
hat bekräftigt, dass die am Vortag bekanntgewordene Prüfung der Finanzaufsicht Bafin im Zusammenhang mit der Abspaltung der Nagarro SE steht. Es gehe dabei ausschließlich um die Darstellung der Abspaltungstransaktion im Konzernabschluss der Allgeier SE zum 31.Dezember 2020. Es gebe keine Auswirkungen auf die Unternehmen Allgeier und Nagarro.
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July 14, 2022 01:33 ET (05:33 GMT)
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