DJ Investitionen in deutsche Start-ups auf hohem Niveau rückläufig
FRANKFURT (Dow Jones)--In der deutschen Start-up-Branche ist die Rekordjagd vorerst gestoppt. Der Gesamtwert der Investitionen von Risikokapital in deutsche Jungunternehmen sank im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf knapp über 6 Milliarden Euro, wie aus einer Studie von EY hervorgeht. Dies markiert allerdings immer noch den zweithöchsten Wert eines ersten Halbjahres aller Zeiten, nur im ersten Halbjahr des Jahres 2021 floss mehr Risikokapital an deutsche Startups.
Bei der Anzahl der Finanzierungsrunden sieht es laut EY ähnlich aus: In den ersten sechs Monaten stand ein Minus von 7 Prozent zu Buche. Doch auch die Anzahl der Finanzierungsrunden liegt weiter deutlich über den Werten der Jahre vor 2021.
Auch im ersten Halbjahr 2022 war Berlin wieder der Hotspot der deutschen Start-up-Szene: In der Hauptstadt gab es 219 Finanzierungsrunden - mehr als in Bayern (118), Nordrhein-Westfalen (59) und Hamburg (38) zusammen. Allerdings ging laut EY die Anzahl der Runden in Berlin stark zurück - im ersten Halbjahr 2021 waren es mit 264 fast 50 mehr. In den meisten anderen Bundesländern blieben die Zahlen dagegen stabil, beziehungsweise legten sogar leicht zu.
Vier Branchen erhielten der Studie zufolge Finanzierungssummen jenseits der 700 Millionen-Euro-Schwelle: Das meiste Risikokapital floss in den Bereich Software & Analytics. Die Branche brachte es auf ein Gesamtvolumen von mehr als 1,8 Milliarden Euro und konnte den Wert des Vorjahreszeitraums damit knapp stabil halten. In den Bereich Energy gingen mehr als 900 Millionen Euro an Investitionen, das waren gut 870 Millionen Euro mehr als im ersten Halbjahr 2021. Dahinter folgt der Bereich Mobility mit einem Finanzierungsvolumen von 844 Millionen Euro - in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 war es mit 1,41 Milliarden Euro allerdings noch fast doppelt so hoch. Noch deutlicher war der Rückgang bei Fin- und Insurtechs: Hier sank das Finanzierungsvolumen von mehr als 2 Milliarden Euro in der Vorjahresperiode auf rund 760 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2022.
Im ersten Halbjahr gab es 15 Top-Deals mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es genauso viele. Die größten Finanzierungsummen erhielten das Logistik-Start-up Forto (229 Millionen Euro), und der Online-Broker TradeRepublic (227 Millionen Euro) - beide Jungunternehmen sitzen in Berlin. Die Schallmauer von 200 Millionen Euro knackten außerdem Taxfix (Berlin), 1Komma5° (Hamburg) und Hy2gen (Hessen).
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July 15, 2022 02:43 ET (06:43 GMT)
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