DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutscher Einzelhandelsumsatz für Mai nach oben revidiert
Die Umsätze des deutschen Einzelhandels sind im Mai stärker gewachsen als zunächst angenommen. Wie die Bundesbank mitteilte, stiegen die Umsätze gegenüber dem Vormonat preisbereinigt um 1,2 Prozent. Vorläufig war vom Statistischen Bundesamt (Destatis) nur ein Zuwachs von 0,6 Prozent gemeldet worden. Auf Jahressicht lagen die Umsätze der Revision zufolge um 3,0 Prozent niedriger.
Eurozone weist erneut Handelsbilanzdefizit aus
Die Eurozone hat im Mai erneut ein Handelsbilanzdefizit verzeichnet, da die Importe aufgrund hoher Energiekosten gestiegen sind. Das Defizit betrug 26,3 Milliarden Euro verglichen mit einem Überschuss von 12,0 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, wie die Statistikbehörde Eurostat berichtete. Dies ist der siebte Monat in Folge, in dem die Eurozone ein Handelsbilanzdefizit bei Waren verzeichnete.
Commerzbank: EZB hält an Zinserhöhungsplänen fest
Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) an ihre im Juni kommunizierten Zinserhöhungsplänen festhalten und die Leitzinsen im Juli um 25 Basispunkte anheben wird. Für September prognostiziert Schubert 50 Basispunkte. Er erwartet außerdem, dass die EZB am nächsten Donnerstag ein Programm zur Kontrolle der Spreads von Staatsanleiherenditen ("Transmission Protection Mechanism" - TPM) vorstellen wird. "Ziel der EZB dürfte es sein, das Programm so auszugestalten, dass an den Märkten keine Zweifel am Einsatzwillen aufkommen."
Deutsche Bank: Hürde für EZB zu 50 Basispunkte im Juli ist hoch
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Leitzinsen nach Überzeugung der Volkswirte der Deutschen Bank im Juli um nur 25 Basispunkte erhöhten. "Die Hürde für einen Zinsschritt von 50 Basispunkten im Juli ist hoch", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung in der nächsten Woche. Jegliche Sorgen über den Inflationsausblick werde die EZB in den für September avisierten Zinsschritt packen. "Wir meinen, dass die EZB ihre Inflationsprognose stark genug anheben wird, um einen Zinsschritt von 50 Basispunkten zu rechtfertigen, aber die jüngsten Daten und Ereignisse erhöhen das Risiko, dass es auch im September nur 25 Basispunkte werden."
J. Safra Sarasin: EZB hebt Zinsen um 50 Basispunkte an
Karsten Junius, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters J. Sara Sarasin, erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen in der nächsten Woche nicht nur um 25 Basispunkte erhöhen wird. "Wir gehen davon aus, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte anheben wird, obwohl sie zuvor nur eine Erhöhung um 25 Basispunkte angedeutet hatte und obwohl die Geldmärkte nur 32 Basispunkte einpreisen - also nur eine geringe Chance auf eine größere Erhöhung", schreibt Junius in seinem Ausblick auf die Beratungen am 20./21. Juli.
Citi: Italien-Krise macht EZB-Spread-Kontrolle dringlicher
Die aktuelle Regierungskrise in Italien macht die Schaffung eines Instruments zur Kontrolle der Rendite-Spreads von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) nach Ansicht von Aman Bansal, Zinsstratege bei Citi, noch dringlicher. Da italienische Staatsanleihen gemessen an den Fundamentaldaten teuer seien, gebe es Spielraum für eine Ausweitung der Spreads zwischen BTP und Bundesanleihen, schreibt er in einem Kommentar. Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen der Eurozone sinken derzeit auf breiter Front, wobei der Rückgang in den Kernländern deutlicher ausfällt als in den Peripherieländern.
Unicredit: Chancen für Neuwahlen in Italien steigen
Die aktuelle politische Krise in Italien erhöht die Wahrscheinlichkeit von vorgezogenen Neuwahlen, die im September oder Oktober stattfinden könnten, schreiben die Ökonomen von Unicredit Research in einer Notiz. Die Unsicherheit über die Zukunft von Ministerpräsident Mario Draghi sei groß und man werde sich bemühen, dem Land bis zum Jahresende eine Regierung zu garantieren, meinen die Experten.
Chinas Zentralbank hält Leitzinsen stabil
Die People's Bank of China (PBoC) hat ihren Leitzins unverändert gelassen, mit dem sie die Kreditkosten der Banken steuert, und dem Bankensystem gleichzeitig neue Liquidität zugeführt. Die PBoC beließ den Zinssatz für die einjährige mittelfristige Kreditfazilität (MLF) unverändert bei 2,85 Prozent und den Zinssatz für das siebentägige umgekehrte Wertpapierpensionsgeschäft konstant bei 2,10 Prozent, wie sie auf ihrer Website mitteilte.
Wells Fargo: Fed erhöht Zins im Juli um 100 Basispunkte
Die US-Notenbank wird die Zinssätze weiterhin aggressiv erhöhen, da es kaum Anzeichen dafür gibt, dass sich die Inflation auf einem nachhaltigen Abwärtspfad befindet, schreiben die Ökonomen von Wells Fargo in einer Mitteilung. Die US-Bank geht davon aus, dass die Fed die Zinsen im Juli um 100 Basispunkte anheben und bis zum Jahresende weiter erhöhen wird, bis der Leitzins eine Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent erreicht.
Netzagentur: Priorisierung bei Gasversorgung bindend
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, schließt aus, dass im Fall einer Gasmangellage Privathaushalte zugunsten der Industrie bei der Priorisierung heruntergestuft werden. Zudem werde die Gaslage auch im Winter 23/24 kritisch bleiben. "Es gibt hier eine glasklare europäische Rechtsregelung, die sogenannte SOS-Verordnung, die eine Priorisierung privater Haushalte vorsieht. Diese ist auch für die Bundesnetzagentur bindend", sagte Müller im Podcast des Sozialverbands VdK. Der Behördenchef appellierte zudem an alle Verbraucher, Gas einzusparen, zumal die Lage für mindestens zwei Winter kritisch bleibe.
Deutsche Bahn will Getreideexport aus Ukraine weiter ausbauen
Die Deutsche Bahn (DB) will den Getreideexport aus der Ukraine auf dem Schienenweg weiter ausbauen. "Wir gehen davon aus, dass wir das System jetzt in den nächsten Wochen extrem hochfahren können, so dass es uns wirklich gelingt, das Maximum, was die Kapazität der Schiene hergibt, aus der Ukraine rauszufahren", sagte die Chefin der DB-Güterverkehrssparte, Sigrid Nikutta, im ZDF. In den ukrainischen Häfen, die unter russischer Kontrolle sind oder von russischen Truppen blockiert werden, stecken Millionen Tonnen Weizen fest. Die Ukraine sucht daher nach alternativen Exportwegen.
EU will Importstopp gegen russisches Gold verhängen
Die Europäische Union will einen Importstopp gegen russisches Gold verhängen. EU-Vizekommissionspräsident Maros Sefcovic sagte am Rande eines Europaminister-Treffens in Prag, geplant seien "Sanktionen gegen Gold, das ein wichtiges Exportgut Russlands ist". Diplomaten zufolge könnten sich die EU-Außenminister am Montag in Brüssel mit den neuen Strafmaßnahmen befassen. Sefcovic zufolge sollen die erweiterten Sanktionen auch eine Reihe von Schlupflöchern schließen.
Chinas Präsident Xi besucht erstmals seit 2014 Region Xinjiang
Chinas Präsident Xi Jinping ist erstmals seit 2014 zu einem offiziellen Besuch in die Region Xinjiang gereist. Xi habe am Mittwoch unter anderem die Stadt Shihezi besucht, berichteten chinesische Staatsmedien am Freitag. Dort habe er unter anderem Studenten und örtliche Regierungsbeamte getroffen. Der kommunistischen Führung in Peking wird seit Jahren vorgeworfen, in der Region Xinjiang die muslimische Bevölkerungsgruppe der Uiguren und andere Minderheiten systematisch zu unterdrücken.
+++ Konjunkturdaten +++
DJG/DJN/AFP/apo
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July 15, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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