DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
FEIERTAGSHINWEIS
MONTAG: In Japan bleiben die Börsen wegen des Tages des Meeres geschlossen.
TAGESTHEMA
In der politischen Krise in Italien haben mehr als tausend Bürgermeister an Regierungschef Mario Draghi appelliert, im Amt zu bleiben. "Die Regierung muss weitermachen", heißt es in einer Petition, die bis Sonntag von mehr als tausend Bürgermeistern aus dem ganzen Land unterschrieben wurde. Draghi solle seinen Rücktritt überdenken und das Land durch die derzeit schwierigen Zeiten lenken. Die Bürgermeister unter anderem aus Rom, Florenz und Venedig kritisieren in der Petition vor allem das "unverantwortliche Verhalten" der Fünf-Sterne-Bewegung. Diese ist Teil der aktuellen Regierungskoalition, sie hatte aber am Donnerstag eine mit dem Votum über ein Konjunkturpaket verbundene Vertrauensabstimmung im Senat boykottiert und damit die aktuelle Krise ausgelöst. Draghi überstand die Abstimmung zwar, reichte aber trotzdem seinen Rücktritt ein. Zur Begründung erklärte der Ministerpräsident, die Voraussetzungen für eine Fortführung der Regierungskoalition seien "nicht mehr gegeben". Allerdings wurde das Rücktrittsgesuch Draghis von Staatspräsident Sergio Mattarella, der gegen vorzeitige Neuwahlen ist, abgelehnt. Stattdessen forderte er den Regierungschef auf, eine Erklärung im Parlament abzugeben. Diese ist für Mittwoch anvisiert. Auch am Sonntag war nach Ansicht von Beobachtern unklar, ob Draghi in seiner Ansprache auf seinem Rücktritt bestehen oder einen Plan für das Fortführen der Regierungsgeschäfte präsentieren wird.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
11:00 DE/Porsche AG, PG (virtuell) im Rahmen des Kapitalmarkttages
12:45 US/Bank of America Corp, Ergebnis 2Q
13:35 US/Goldman Sachs Group Inc, Ergebnis 2Q
22:08 US/International Business Machines Corp (IBM), Ergebnis 2Q
DIVIDENDENABSCHLAG
Unternehmen Dividende Enel 0,19 EUR
AUSBLICK KONJUNKTUR
Keine wichtigen Termine angekündigt
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: Stand +/- DAX-Future 12.914,00 +0,6% E-Mini-Future S&P-500 3.880,25 +0,4% E-Mini-Future Nsdq-100 12.092,50 +0,7% Nikkei-225 Feiertag Schanghai-Composite 3.274,58 +1,4% +/- Ticks Bund -Future 153,11 +15 Vortag: INDEX Schluss +/- DAX 12.864,72 +2,8% DAX-Future 12.842,00 +2,0% XDAX 12.854,78 +2,0% MDAX 25.557,64 +2,2% TecDAX 2.937,56 +2,2% EuroStoxx50 3.477,20 +2,4% Stoxx50 3.495,81 +2,1% Dow-Jones 31.288,26 +2,1% S&P-500-Index 3.863,16 +1,9% Nasdaq-Comp. 11.452,42 +1,8% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 152,96 +26
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Die Entspannungsrally vom Freitag dürfte sich vorsichtig fortsetzen. Mit Blick auf die Hauptereignisse der Woche, EZB-Sitzung und unsichere Wiederaufnahme der Gaslieferung durch Russland am Donnerstag, herrscht verhaltener Optimismus. Dazu setzte sich die Reihe ermutigender Konjunkturdaten fort. In Singapur hätten die Exporte ex Öl mit 9 Prozent zum Vorjahr zugelegt, was auf eine starke Weltwirtschaft hindeute. Beim Euro sind die Augen auf die EZB gerichtet, wo die Mehrheit des Marktes am Donnerstag mit einer Zinsanpassung um nur 25 Basispunkte rechnet. Von den anstehenden Zahlen weiterer US-Banken dürfte sich der Markt nicht mehr negativ überraschen lassen, heißt es weiter. Am Mittag stehen Bank of America und Goldman Sachs auf dem Programm. Nach Börsenschluss legt IBM seine Quartalsdaten vor.
Rückblick: Sehr fest - Marktteilnehmer sprachen von einer Gegenbewegung ohne fundamentale Auslöser. Beschwichtigende Worte von Fed-Gouverneur Christopher Waller halfen, der die Befürchtung einer Zinserhöhung um 100 Basispunkte gedämpft hatte. Für Erleichterung sorgte auch, dass der von Italiens Ministerpräsident Mario Draghi angebotene Rücktritt vom Staatspräsidenten abgelehnt wurde. Am Nachmittag kam Unterstützung von der ebenfalls fester tendierenden Wall Street nach günstig ausgefallenen US-Konjunkturdaten, die sowohl eine robuste Wirtschaft wie auch eine Abschwächung des Preisauftriebs zeigten. Gesucht waren Automobilwerte, deren Branchenindex um 3,9 Prozent kletterte. Aston Martin schossen um 23,7 Prozent nach oben, nachdem der Autobauer mit dem Public Investment Fund einen zweiten großen Ankerinvestor gefunden hat. Voestalpine (+2,3%) kam mit einem erwartet starken Erstquartal gut an. Richemont verloren nach Erstquartalszahlen 2,9 Prozent, Burberry ging sogar 3,8 Prozent. Das Ergebnis habe schwer enttäuscht, sagte eine Analystin zu Burberry.
DAX/MDAX/TECDAX
Sehr fest - Der DAX-Sprung über die 12.800er-DAX-Marke sorgte am späten Nachmittag nochmals für Anschlusskäufe. Eine überraschende Rückkehr in die Gewinnzone trieb die Lufthansa-Aktie um 6,9 Prozent nach oben. Die Citi-Analysten lobten insbesondere das Frachtgeschäft. Die Geschäftszahlen von Drägerwerk (-1,9%) verfehlten die bereits niedrige Erwartung. Software AG verloren 0,3 Prozent nach einer vorsichtigeren Wachstumsprognose für das Segment Digital Business. Deutsche Beteiligungs AG reagierten nur kurz negativ auf eine gesenkte Jahresprognose, der Kurs erholte sich schnell und die Aktie schloss 4,7 Prozent fester. Händler sprachen von einer erwartbaren Warnung angesichts des Marktumfeldes.
XETRA-NACHBÖRSE
Linde zeigten sich unbeeindruckt von einem Medienbericht, wonach das Unternehmen wegen des Rückzugs aus Russland den Abbau von bis zu 500 Arbeitsplätzen plant. Alstria Office verbesserten sich um fast 6 Prozent. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, ein Darlehen über 500 Millionen Euro zur Zahlung einer Sonderdividende aufzunehmen.
USA - AKTIEN
Sehr fest - Unter den Erwartungen ausgefallene Importpreise linderten Inflations- und Zinserhöhungssorgen, die zuletzt die Kurse auf Talfahrt geschickt hatten. Zudem überraschten der Uni-Michigan-Index für die Verbraucherstimmung, der Empire State Manufacturing Index und die Einzelhandelsumsätze positiv. Auf Unternehmensseite fielen die Quartalsberichte von Citigroup (+13,3%) und U.S. Bancorp (+5,4%) besser aus als erwartet. Wells Fargo (+6,2%) enttäuschte zwar mit einem Gewinnrückgang, reduzierte aber die Rückstellungen für Kreditausfälle. Der Bankensektor führte mit plus 5,8 Prozent die Liste der Gewinner an. Der Krankenversicherer Unitedhealth (+5,4%) schlug im zweiten Quartal auf bereinigter Basis die Gewinnprognosen des Marktes und erhöhte die Gewinnprognose. Eine Beteiligungserhöhung des Investors Elliott Management bei Pinterest bescherte der Aktie einen Kurssprung um 16,2 Prozent.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,12 +0,5 3,12 239,0 5 Jahre 3,04 -3,8 3,08 177,8 7 Jahre 3,01 -3,8 3,05 157,4 10 Jahre 2,92 -4,6 2,96 140,6 30 Jahre 3,08 -2,8 3,11 118,3
Trotz der starken Aktienmärkte fanden Staatsanleihen Käufer. Die Renditen am Rentenmarkt kamen zurück, lediglich am kurzen Ende stiegen sie ganz leicht. Beobachter verwiesen auf die gesunkenen Inflationserwartungen in der Uni-Michigan-Verbraucherumfrage.
DEVISENMARKT
zuletzt +/- % 0:00 Uhr Fr, 17:34 % YTD EUR/USD 1,0092 +0,1% 1,0085 1,0091 -11,2% EUR/JPY 139,56 -0,1% 139,72 139,81 +6,6% EUR/CHF 0,9849 -0,0% 1,0236 0,9869 -5,1% EUR/GBP 0,8491 -0,1% 0,8498 0,8507 +1,1% USD/JPY 138,29 -0,2% 138,56 138,53 +20,1% GBP/USD 1,1885 +0,1% 1,1868 1,1865 -12,2% USD/CNH 6,7524 -0,2% 6,7657 6,7666 +6,3% Bitcoin BTC/USD 21.440,87 +2,1% 21.008,14 20.855,24 -53,6% YTD zu Vortag
Der zuletzt sehr feste Dollar kam etwas zurück, der Dollarindex verlor 0,5 Prozent - bewegte sich damit aber noch immer in der Nähe seines 20-Jahreshochs. Die unter den Erwartungen ausgefallenen US-Importpreise sprächen nicht unbedingt für eine forschere Gangart bei den geldpolitischen Straffungen der Fed, hieß es aus dem Handel. Zudem kamen aus Notenbankerkreisen Signale, die nicht für eine befürchtete Zinserhöhung um einen ganzen Prozentpunkt später im Monat sprechen.
ROHSTOFFE
ÖL
zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 97,92 97,59 +0,3% 0,33 +35,7% Brent/ICE 101,74 101,16 +0,6% 0,58 +35,8% YTD zu Vortag
Die Erdölpreise zogen an um rund 2 Prozent. Berichten zufolge erwartet US-Präsident Joe Biden von Saudi-Arabien nicht, dass dort eine Förderausweitung zur Senkung der inflationstreibenden Preise vorgenommen wird.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.714,84 1.707,70 +0,4% +7,14 -6,3% Silber (Spot) 18,84 18,70 +0,8% +0,14 -19,2% Platin (Spot) 862,15 848,75 +1,6% +13,40 -11,2% Kupfer-Future 3,28 3,24 +1,5% +0,05 -26,1% YTD zu Vortag
Gold (-0,3%) war erneut nicht gefragt. Das Edelmetall hatte schon an den Tagen zuvor stetig nachgegeben, belastet vom festen Dollar. Am Freitag dämpfte zusätzlich die wieder erwachte Risikobereitschaft der Anleger das Interesse an Gold.
MELDUNGEN SEIT FREITAG 17.30 UHR
GELDPOLITIK USA
Der Präsident der Federal Reserve von St. Louis, James Bullard, fordert eine stärkere Zinserhöhung auf 3,75 bis 4 Prozent in diesem Jahr. Bisher hatte er für einen Anstieg auf 3,5 Prozent geworben.
G20 - Ukraine-Krieg
Wegen des Streits um den Ukraine-Krieg hat sich die G20-Staatengruppe bei einem Finanzministertreffen nicht auf eine gemeinsame Abschlusserklärung einigen können. Das Gastgeberland Indonesien teilte mit, "viele Mitglieder" der Gruppe hätten die russische Invasion im Nachbarland "energisch verurteilt" und Moskau aufgefordert, den Krieg zu beenden. Russland gehört der G20-Gruppe an.
NORDMAZEDONIEN
hat den Weg für Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen freigemacht durch einen Kompromiss mit Bulgarien im jahrelangen Streit um Geschichte und Kultur.
UKRAINE-BLOG
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Entscheidung Kanadas, Turbinen für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland zurückzuschicken, scharf kritisiert. Es handle sich dabei um eine "Verletzung des Sanktionsregimes" gegen Russland.
- Vor dem Hintergrund zunehmender Verdachtsfälle von Landesverrat durch ukrainische Beamte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Generalstaatsanwältin und den Chef der Sicherheitsdienste entlassen.
UNGARN
In Budapest haben am Samstag tausende Menschen an Demonstrationen gegen die Regierung teilgenommen. Die Proteste dauern seit fünf Tagen an und richten sich gegen eine geplante Steuerreform.
USA / NAHER OSTEN
US-Präsident Joe Biden hat zum Abschluss seiner Nahostreise das Engagement seines Landes im Nahen Osten bekräftigt. Die USA wollten Staaten wie China, Russland oder dem Iran in der Region nicht das Feld überlassen, sagte er bei einem Treffen mit Regierungschefs arabischer Staaten.
LINDE
plant laut Reuters unter Berufung auf informierte Personen nach dem Rückzug aus Russland den Abbau von 400 bis 500 Arbeitsplätzen im Anlagenbau. Demnach sprach der für den Anlagenbau zuständige Vorstand Jürgen Nowicki in einer Betriebsversammlung von "notwendigen strukturellen Maßnahmen am Standort Pullach" und einem einschneidenden Personalabbau. Mit den Russland-Aufträgen wäre der Standort auf Jahre ausgelastet gewesen.
VOLKSWAGEN
hält an der Produktion von Fahrzeugen in Chinas westlicher Region Xinjiang fest und zeigt sich offen für einen Werksbesuch durch einen Menschenrechtsexperten, der kürzlich vom Vorstand des Unternehmens ernannt wurde. Westliche Politiker, Wissenschaftler und Menschenrechtsgruppen werfen Peking vor, in der Region ethnische Minderheiten gewaltsam zu unterdrücken, weshalb auch VW in Kritik geraten ist.
DEUTSCHE LUFTHANSA / FRAPORT
begrüßt die Kapazitätsreduktion am Frankfurter Flughafen durch den Flughafenbetreiber Fraport als einen "richtigen Schritt, um den Flugbetrieb zu stabilisieren". Fraport will ab kommender Woche die Anzahl der Starts und Landungen am Frankfurter Flughafen auf 88 von 96 Bewegungen pro Stunde senken.
ALSTRIA OFFICE REIT
will 500 Millionen Euro als Sonderdividende ausschütten. Das Geld dafür soll aus einer Kreditvereinbarung über ein besichertes Darlehen in dieser Höhe stammen.
ADVA OPTICAL (ADTRAN)
wird etwas pessimistischer für die Marge im Gesamtjahr, hat die Umsatzerwartung aber leicht angehoben. Wie das von der US-Firma Adtran übernommene Unternehmen mitteilte, hat der Vorstand die Margenprognose für das Gesamtjahr wegen der Dollar-Aufwertung und höher als erwarteter Beschaffungskosten gesenkt. Im zweiten Quartal lag der operative Gewinn unter dem Vorjahreswerten und der Analystenschätzung.
BOEING
steht kurz davor, die Auslieferungen des 787 Dreamliner nach einer fast zweijährigen Pause wieder aufzunehmen. Der behördliche Genehmigungsprozess zur Behebung verschiedener Produktionsfehler bei den Großraumflugzeugen sei fast abgeschlossen, sagte Stan Deal, Chef der Passagiermaschinensparte. Der Flugzeughersteller hatte die Auslieferungen des Dreamliners Ende 2020 zunächst gestoppt, um verschiedene Fertigungsprobleme zu lösen.
GLAXOSMITHKLINE
spaltet am Montag sein Consumer-Health-Care-Geschäft Haleon ab. Die Aktie wird deshalb als 51. Titel im Stoxx-50 gelistet.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/flf/cln/gos
(END) Dow Jones Newswires
July 18, 2022 01:31 ET (05:31 GMT)
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