DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Morgan Stanley: EZB erhöht Zinsen in Rezession hinein
Die Europäische Zentralbank (EZB) steht nach Einschätzung der Volkswirte von Morgan Stanley davor, die Zinsen in eine Rezession hinein zu erhöhen. Sie rechnen damit, dass die EZB die Zinsen in dieser Woche um 25 Basispunkte anheben wird, im September um 50 Basispunkte und bei den beiden letzten EZB-Ratssitzungen dieses Jahres um je 25 Basispunkte. "Unsere jüngsten Wachstumsprojektionen sehen im Basisszenario immer noch ein leicht positives Wachstum im dritten Quartal vor, bevor der Euroraum im vierten Quartal und im ersten Quartal 2023 in eine leichte technische Rezession eintritt", schreiben die Volkswirte in ihrem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung.
RBC: EZB könnte Tiering beenden
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich nach Aussage von RBC Capital Markets spätestens mit dem Ende des negativen Einlagenzinses von ihren zweistufigen Einlagenzinssystem (Tiering) verabschieden. "Wir gehen davon aus, dass die EZB das sogenannte Tiering-System entweder sofort beenden oder ein Ende für September ankündigen wird, wenn sie die Zinssätze wieder in den positiven Bereich bringt", schreiben die Analysten Peter Schaffrik und Cathal Kennedy in ihrem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung in dieser Woche. Sie weisen darauf hin, dass dieses System schon immer Kritiker gehabt habe, da es praktisch eine öffentliche Subvention der Banken darstelle.
G20 sehen immer deutlichere Anzeichen einer Stagflation - Kreise
Die konjunkturellen Schwierigkeiten und die hohen Inflationsraten gehörten zu den Hauptsorgen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) während ihres Treffens auf Bali Ende vergangener Woche. Mehrheitlich sah man nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen die Notwendigkeit für gemeinsame Anstrengungen gegen die drohende Stagflation. Differenzen zum Ukraine-Krieg und zu den Ursachen über die aktuellen wirtschaftlichen Probleme blieben aber zwischen der überwiegenden Mehrheit der G20 und Russland bestehen.
Chinas Bankenaufseher will Probleme im Immobiliensektor anpacken
Die chinesische Bankenaufsichtsbehörde geht gegen die steigenden finanziellen Risiken vor, die sich aus dem einbrechenden Immobilienmarkt und der Liquiditätskrise einiger kleiner Banken ergeben. Die Banking and Insurance Regulatory Commission erklärte in einem Statement auf ihrer Website, dass sie die Banken auffordern wird, die Kredite bereitzustellen, die in Frage kommende Bauträger für die Fertigstellung unvollendeter Wohnprojekte benötigen.
Scholz warnt vor einer globalen Renaissance der fossilen Energie
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat vor einer globalen Renaissance der fossilen Energie gewarnt. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die rasant steigenden Energiepreise bestärkten ihn nur in dem Ziel, "mit Vollgas" raus aus Kohle, Öl und Gas zu kommen, sagte Scholz am Montag beim Petersberger Klimadialog in Berlin. "Unsere Devise lautet: Jetzt erst recht". Scholz sagte, niemand könne zufrieden sein, dass auch in Deutschland der Anteil der Kohleverstromung derzeit wieder steige.
Ministerium sieht keinen Grund für längere Wartungen an Nord Stream 1
Die Bundesregierung sieht keine technischen Gründe für eine mögliche Verlängerung der Wartungsarbeiten an der Gaspipeline Nord Stream 1, die mit der nach Kanada zu Wartungsarbeiten geschickten Gasturbine in Zusammenhang stehen könnten. Die Gasturbine des Konzerns Siemens Energy ist nach Angaben einer Sprecherin des Bundeswirtschaftsministerium nicht Bedingung für die Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen nach der Beendigung der turnusgemäßen Wartungsarbeiten an Nord Stream 1. Diese Turbine sei erst für den Einsatz im Herbst bestimmt.
Özdemir skeptisch zu russisch-ukrainischen Getreidegesprächen
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) rechnet nicht mit einem raschen Erfolg der Verhandlungen über ein Ende der russischen Blockade ukrainischer Getreideausfuhren. "Wer an das Wort von (Wladimir) Putin glaubt, kann auch an den Weihnachtsmann glauben oder an den Osterhasen", sagte Özdemir in Brüssel über den russischen Staatschef. Brüssel müsse sich um eine permanente Alternativroute für die Ausfuhr ukrainischen Getreides bemühen, forderte Özdemir am Rande eines Treffens mit seinen EU-Kollegen. Solange Putin oder "ein vergleichbarer Verbrecher in Moskau das Sagen" habe, werde die Route über das Schwarze Meer nicht sicher sein.
Hofreiter: Mit EU-Einkaufskartell den Druck auf Russland erhöhen
Der Grünenpolitiker Anton Hofreiter will mit einem europäischen Einkaufskartell für Energieprodukte mehr Druck auf Russland ausüben. Er stellte sich hinter den Vorschlag des italienischen Regierungschefs Mario Draghi, "nämlich dass wir Einkaufskartelle gründen und die europäische Nachfragemacht bündeln und die Preise deckeln", sagte der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag im ARD-Morgenmagazin. "Wenigstens sich trauen, so einen Preisdeckel (für Gas aus Russland) einzuführen, wäre das Richtige. Die EU muss da mehr Stärke zeigen."
IEA: Europa vor Bewährungsprobe wegen drohender Gasknappheit
Der Leiter der Internationalen Energie-Agentur (IEA), Fatih Birol, hat die europäischen Länder zu dringendem und koordiniertem Handeln aufgefordert, um eine möglicherweise katastrophale Erdgaskrise in diesem Winter abzuwenden, die durch eine Verringerung der russischen Lieferungen verursacht werden könnte. Europa stehe vor der realen Möglichkeit, dass Russland seine Gaslieferungen vollständig einstellt, sagte der Exekutivdirektor der IEA.
EU-Außenminister beraten über Gold-Embargo gegen Russland
Die EU-Außenminister haben in Brüssel mit Beratungen über einen Einfuhrstopp für russisches Gold und andere verschärfte Sanktionen gegen Moskau begonnen. Es gehe darum, Schlupflöcher in den bisherigen sechs Sanktionspaketen zu schließen, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Ende Juni hatten bereits die USA und andere führende Industriestaaten der G7-Gruppe einen Importstopp für Gold angekündigt. Die EU importiert keine großen Goldmengen aus Russland, deshalb hätte ein Embargo eher symbolische Bedeutung.
Umweltbundesamt: Deutlich mehr Strom aus Wind und Sonne im ersten Halbjahr
Im ersten Halbjahr 2022 ist aufgrund der vorteilhaften Witterungsbedingungen deutlich mehr Strom aus Wind und Sonne produziert worden als in den ersten Monaten des Vorjahrs. Nach ersten Schätzungen der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) lag laut Umweltbundesamt der Anteil der erneuerbaren Energien am Brutto-Stromverbrauch damit bei etwa 49 Prozent. Im Gesamtjahr 2021 waren es 41 Prozent.
Wissing will Anschluss zum 9-Euro-Ticket mit den Ländern beraten
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat Beratungen mit den Ländern über die Zukunft des 9-Euro-Tickets angekündigt. Er freue sich über die vielen Vorschläge, wie ein Anschluss-Ticket aussehen könnte, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wir werden all das genau prüfen und evaluieren, auch eigene Modelle durchrechnen und mit den Ländern beraten. Wir müssen uns genau anschauen, zu welchem Preis man ein solches Ticket deutschlandweit anbieten könnte."
Immoscout 24: Stärkerer Anstieg der Mietpreise im zweiten Quartal
Die Mietpreise in Deutschland sind laut dem Portal Immoscout 24 im zweiten Quartal deutlich stärker angestiegen als in den vorangegangenen Quartalen. Für die Neuanmietung von Bestandswohnungen stiegen die Preise um 2,7 Prozent und für neu gebaute Wohnungen um 3,6 Prozent, wie Immoscout mitteilte. Zwischen Januar und April waren die Preise für Bestandswohnungen um 1,8 und für Neubauwohnungen um 1,5 Prozent gestiegen.
DJG/DJN/AFP/apo
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July 18, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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