OFFENBACH (dpa-AFX) - Angesichts sehr heißer Temperaturen und einer hohen Waldbrandgefahr wegen der Trockenheit sind die Menschen in Deutschland zu besonderer Vorsicht aufgerufen. In der Westhälfte Deutschlands kann an diesem Dienstag die 40-Grad-Marke geknackt werden. "Der Hitze-Schwerpunkt liegt im Bereich vom Saarland über Rheinland-Pfalz bis nach Nordrhein-Westfalen, dabei sind vor allem tiefe Lagen am Rhein und Ballungsräume wie das Ruhrgebiet prädestiniert", erklärte die Meteorologin Sabine Krüger vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Gesundheitsexperten empfahlen, direkte Sonne zu vermeiden und viel zu trinken.
Der bisher heißeste Tag dieses Jahres war der 19. Juni, damals wurden laut DWD in Cottbus und Dresden 39,2 Grad gemessen. Die Meteorologen gehen davon aus, dass es am Dienstag noch heißer wird. Nicht auszuschließen ist, dass sogar der bisherige Hitzerekord für Deutschland geknackt werden könnte. Dieser liegt bei 41,2 Grad - gemessen am 25. Juli 2019 in Duisburg.
Der DWD sprach von einer "starken Wärmebelastung". Hausärzte sehen Kleinkinder und Senioren sowie chronisch Kranke besonders gefährdet. Zum Basisschutz gehörten: Aufenthalt möglichst nur im Schatten, Vermeidung von Anstrengung, regelmäßiges halbstündliches Wasser-Trinken, Hautbefeuchtung und Kühlen etwa durch einen Ventilator. Werde die Thermoregulation des Körpers überfordert, könne es zu einer kritischen Überhitzung des Organismus kommen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb auf Twitter: "Jüngere Menschen sollten auf Ältere achten und sie an die Bedeutung von ausreichendem Trinken und Kühle erinnern. Bei Älteren sind oft Temperaturempfinden und Durstgefühl gestört. Ihr Leben ist in den nächsten Tagen in Gefahr. Rücksicht und aktive Hilfe sind jetzt notwendig."
Nicht nur Deutschland, auch andere Teile Westeuropas ächzen unter der Hitze. Extreme Temperaturen haben am Dienstag etwa den Bahnverkehr in Teilen Großbritanniens lahmgelegt. Wie der Streckennetzbetreiber Network Rail mitteilte, wurde der Betrieb auf den Hauptbahntrassen entlang der englischen Ostküste und in die Midlands komplett eingestellt. Die Menschen wurden aufgerufen, ihre Reisepläne zu ändern. Erwartet wurden in Teilen Englands im Laufe des Dienstags bis zu 42 Grad Celsius. Sollte sich das bestätigen, wäre es die höchste je gemessene Temperatur in Großbritannien.
Wegen der ausgetrockneten Böden besteht zudem vielerorts höchste Waldbrandgefahr. Der fünfstufige Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes weist in Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Berlin, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen teilweise die höchste Stufe aus.
Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) appellierte an alle Menschen, in Wäldern besonders vorsichtig zu sein. "Die aktuelle Hitzewelle und die herrschende Trockenheit sorgen dafür, dass die Waldböden vielerorts mit vertrockneten, leicht entzündlichen Blättern, Zweigen und Nadeln bedeckt sind. Schon eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe reicht aus, um einen folgenschweren Waldbrand auszulösen", sagte sie.
Auch die Waldbrände an der französischen Atlantikküste breiteten sich weiter aus. Innerhalb einer Woche verbrannten sie südlich von Bordeaux 19 300 Hektar Land, wie die zuständige Präfektur für die Gironde am Dienstagmorgen mitteilte. Das entspricht etwas mehr als dem gesamten Stadtgebiet Braunschweigs. Am Dienstag bleibe die Lage ungünstig. Heftige Winde hatten es den Einsatzkräften immer wieder erschwert, die Brände auf trockenen Böden im Zaum zu halten.
Am Mittwoch werden die Temperaturen im Westen zurückgehen, dafür wird es in der Osthälfte heißer. Auch dort können laut DWD dann örtlich 40 Grad erreicht werden, am wahrscheinlichsten ist dies im Gebiet von der Lüneburger Heide bis nach Sachsen-Anhalt./lif/DP/men