DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutsche Bank: EZB-Zinserhöhung um 50 Basispunkte möglich
Die Analysten der Deutschen Bank halten eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag um 25 Basispunkte weiterhin für das wahrscheinlichste Szenario. Sie wollen aber inzwischen auch nicht mehr einen Schritt von 50 Basispunkten ausschließen. Grund sind zwei am Mittwoch gelaufene "Kreise"-Meldungen, die von "offenen Diskussionen" über einen großen Zinsschritt berichteten. "Diese Meldungen wirkten koordiniert - es ist möglich, dass die EZB die Option von 50 Basispunkten wegen noch unveröffentlichter Daten zu den Inflationserwartungen braucht", schreiben sie in einem Kommentar.
Euroraum-Leistungsbilanzdefizit im Mai konstant bei 4 Mrd Euro
Die Leistungsbilanz des Euroraums hat im Mai ein konstantes Leistungsbilanzdefizit aufgewiesen. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) war die Leistungsbilanz saisonbereinigt wie im April mit 4 Milliarden Euro negativ. Der Handelsbilanzsaldo betrug minus 1 (April: 0) Milliarden Euro, wobei die Exporte bei 247 (243) Milliarden Euro lagen und die Importe bei 249 (243) Milliarden Euro. Die Dienstleistungsbilanz wies dagegen einen Überschuss von 12 (11) Milliarden Euro auf.
Commerzbank: Hoffnungszeichen bei Erzeugerpreisen
Die Erzeugerpreise in Deutschland sind im Juni gegenüber dem Vorjahr mit 32,7 Prozent erneut sehr stark gestiegen. Mit Ausnahme der vergangenen Monate hat es einen solchen Wert seit Beginn der Statistik Ende der 1940er Jahre nicht gegeben. "Allerdings gibt es erste Hoffnungszeichen, dass die Dynamik zuletzt etwas abgenommen hat", schreibt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen in einem Kommentar. So war der saisonbereinigte Anstieg der Preise gegenüber dem Mai mit 0,6 Prozent deutlich schwächer als in den Vormonaten.
KfW: Erzeugerpreise werden nur zum Teil weitergegeben
"Bei Erzeugerpreisanstiegen von über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat sorgen sich viele, dass das dicke Ende bei der Inflation noch bevorsteht", schreibt KfW- Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib in einem Kommentar zu den deutschen Produzentenpreisen. "Erzeugerpreisschwankungen landen erfahrungsgemäß jedoch nur zum Teil bei den Verbrauchern und werden recht schnell weitergegeben. Unsere Analyse zeigt außerdem, dass sich der Zusammenhang zwischen Verbraucher- und Erzeugerpeisschwankungen im Zeitablauf abgeschwächt hat."
Bundesregierung will 30 Prozent von Uniper übernehmen - Zeitung
Zur Rettung des Gasversorgers Uniper zeichnen sich einem Zeitungsbericht zufolge Details ab. Das Handelsblatt zitiert aus einem Papier des Bundeswirtschaftsministeriums an den Klima- und Energieausschuss des Bundestages, in dem es heißt: "Zur Deckung der aufgelaufenen Verluste ist eine Kombination aus Kapitalerhöhung mit Zielbeteiligung des Bundes von 30 Prozent an Uniper und weiterem hybriden Eigenkapital geplant."
EU soll Gasnachfrage bis März um 15 Prozent senken
Angesichts drohender russischer Gaslieferstopps soll die Europäische Union ihre Gasnachfrage bis März um 15 Prozent senken. Das sieht ein Brüsseler Vorschlag vor, den Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorstellte. Für den Notfall strebt die Kommission Sondervollmachten an, um in Europa noch drastischere Maßnahmen erzwingen zu können. Russland erpresse die EU und nutze Gas "wie eine Waffe", sagte von der Leyen zur Begründung.
Putin sendet widersprüchliche Signale zu Gaslieferungen
Der russische Präsident Wladimir Putin hat angedeutet, dass Moskau die Nord-Stream-1-Pipeline nach Europa am Donnerstag wieder in Betrieb nehmen wird. Er warnte jedoch auch davor, dass der Gasfluss kurz darauf gedrosselt werden könnte, wenn Sanktionen weitere Wartungsarbeiten an den Anlagen verhinderten. Nord Stream 1, die Hauptschlagader für russisches Gas nach Europa, ist derzeit wegen regelmäßiger Wartungsarbeiten außer Betrieb, und die europäischen Regierungen sind besorgt, dass der Kreml den Durchfluss nicht wiederherstellen wird, wenn die Arbeiten am Donnerstag beendet sind.
Citi: Risiko von Gasstopp gering wegen Abhängigkeit
Das Risiko einer längeren Unterbrechung der Nord-Stream-1-Lieferungen scheint aufgrund der hohen gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Russland und Europa gering zu sein, schreiben die Citi-Ökonomen in einer Researchnote. "Ein vollständiger Stopp der Gaslieferungen wäre sehr kostspielig", meinen die Experten. Etwa 32 Prozent des europäischen Gasverbrauchs kommen aus Russland, 90 Prozent davon über Pipelines. Auch Russland ist in hohem Maße vom europäischen Markt abhängig, denn 82 Prozent seiner Gasexporte über Pipelines sind für Europa bestimmt.
Bundesregierung will Vorfahrt für Güterzüge mit Kohle und Öl
Wegen der kritischen Energiesituation will die Bundesregierung den Transport von Kohle und Öl per Bahn beschleunigen. Entsprechende Güterzüge sollten "Vorrang im Netz erhalten", sagte Verkehrs-Staatssekretär Michael Theurer (FDP) der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. Eine entsprechende Regelung sei in Arbeit. Der vorrangige Transport auf der Schiene solle die Beförderung auf den Wasserwegen ergänzen. "Wir müssen auch bei niedrigen Pegelständen für die Schifffahrt sicherstellen, dass Öl- und Kohlekraftwerke ausreichende Nachschub erhalten", sagte Theurer.
Saudi-Arabien nähert sich seiner Ölfördergrenze - Kreise
Saudi-Arabien verfügt nach Angaben von informierten Personen, die mit den Fördermöglichkeiten vertraut sind, nur über begrenzte zusätzliche Kapazitäten zur Produktionssteigerung, eine Einschränkung, die es Riad erschweren würde, das weltweite Angebot zu erhöhen, selbst wenn es dazu bereit wäre. US-Präsident Joe Biden beendete vor kurzem eine viel beachtete Reise nach Saudi-Arabien und sagte, er erwarte, dass das Königreich den USA bei der Steigerung der weltweiten Lieferungen helfen werde.
Fremdpersonalverbot in der Fleischindustrie bleibt bestehen
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat mehrere Beschwerden gegen das Fremdpersonalverbot in der Fleischindustrie abgewiesen. Nach dem Beschluss müssen Fleischverarbeiter, die gegen das Verbot vorgehen wollen, ihre Betriebsstrukturen offenlegen und konkret darlegen, für welche Tätigkeiten sie in welchem Umfang Werk- und Leihkräfte eingesetzt haben.
DIHK: Bund soll Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte erleichtern
Die deutsche Wirtschaft fordert von der Bundesregierung einfachere Regelungen für die Zuwanderung von Fachkräften, um den Engpass an qualifizierten Arbeitskräften zu verringern. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) betonte, dass Deutschland ohne Zuwanderung aus dem Ausland seinen Fachkräftemangel nicht bewältigen könne. Der Verband unterbreitete daher Vorschläge, zu denen beschleunigte Verwaltungsverfahren für die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis gehören. Nötig sei aber auch ein Kulturwandel in den Verwaltungen und praktische Unterstützung.
Draghi will seine bisherige Regierung retten
Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi strebt eine Fortsetzung seiner bisherigen Regierung an. Als Voraussetzung dafür forderte er in einer Rede vor dem Senat in Rom einen neuen "Vertrauenspakt" zwischen den Parteien. Dies sei der "einzige Weg, um zusammen zu bleiben", sagte er. "Sind Sie dazu bereit, diesen Pakt wiederherzustellen?" fragte der Ministerpräsident die Parlamentarier. Für den Nachmittag ist eine Vertrauensabstimmung über die Draghi-Regierung im Senat geplant.
EU-Parlamentsvize Beer sagt Taiwan Unterstützung für "souveräne" Zukunft zu
Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Nicola Beer (FDP), hat Taiwan die Unterstützung der EU für eine "souveräne" Zukunft des von der Volksrepublik China bedrohten Inselstaats zugesagt. "Nur die Taiwaner können über Taiwans Zukunft entscheiden", sagte Beer bei einem Treffen mit Präsidentin Tsai Ing-wen in Taipeh. Die EU sei besorgt darüber, dass Peking "sich in eine Richtung bewegt, die einseitig den Status Quo verändern könnte".
Sri Lankas Parlament wählt Wickremesinghe zum neuen Präsidenten
Sri Lankas Interimspräsident Ranil Wickremesinghe ist zum neuen Staatschef in dem südasiatischen Krisenland gewählt worden. Laut dem offiziellen Abstimmungsergebnis sicherte sich der 73-Jährige bei dem Votum im Parlament die Unterstützung von 134 Abgeordneten. Auf Ex-Bildungsminister Dullas Alahapperuma entfielen demnach 82 Stimmen. Für den Chef der linken Oppositionspartei JVP, Anura Dissanayak, votierten nur drei Abgeordnete.
+++ Konjunkturdaten +++
US/MBA Market Index Woche per 15. Juli -6,3% auf 281,1 (Vorwoche: 300)
US/MBA Purchase Index Woche per 15. Juli -7,3% auf 208 (Vorwoche: 224,3)
US/MBA Refinance Index Woche per 15. Juli -4,3% auf 655,7 (Vorwoche: 685,3)
DJG/DJN/AFP/apo
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July 20, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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