
DJ EZB BLOG/DIHK fordert weitere wohldosierte Zinsschritte
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat beschlossen, die Zinsen um 50 Basispunkte anzuheben. Die erste Zinserhöhung seit elf Jahren war damit stärker als von Analysten erwartet, die einen Zinsschritt von nur 25 Basispunkten prognostiziert hatten. Die EZB stellte außerdem eine weitere Zinsnormalisierung in Aussicht, über die von Sitzung zu Sitzung entschieden werden soll. Zudem stellte sie ein Programm zur Begrenzung der Renditeabstände (Spreads) von Euroraum-Staatsanleihen vor, das den Namen Transmission Protection Instrument (TPI) hat.
Einschätzung von Analysten und Verbänden zu den geldpolitischen Entscheidungen:
DIHK fordert weitere wohldosierte Zinsschritte
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat nach dem deutlichen Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) weitere wohldosierte Schritte im Kampf gegen die Inflation gefordert. "In der aktuellen Lage ist eine klare Positionierung der EZB wichtig, um die Inflationserwartungen zu dämpfen. Deshalb gibt es derzeit keine bessere Option als die Zinsen zu erhöhen, auch wenn das für sich genommen die Konjunktur belastet", erklärte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Weitere wohldosierte Zinsschritte müssen folgen." Die Inflation sei zum großen Teil eine importierte Inflation. Daher müsse nicht nur die EZB reagieren, sondern auch die Bundesregierung sollte Maßnahmen ergreifen, die an den Ursachen der Inflation ansetzten. So sollte sie sich zum Beispiel für funktionierende Lieferketten, neue Handelsverträge sowie den Abbau von Zöllen stark machen. Die vielen exportorientierten deutschen Unternehmen werden in Zukunft noch stärker als bisher auf optimale Rahmenbedingungen für den internationalen Handel angewiesen sein.
ZEW lobt Zinsschritt und warnt vor Gefahren von TPI
Ökonom Friedrich Heinemann vom ZEW Mannheim hat die deutlichen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) gelobt, gleichzeitig aber Bedenken an dem geplanten Programm zur Begrenzung der Renditeabstände von Euroraum-Staatsanleihen (TPI) angemeldet. "Es ist gut, dass sich der EZB-Rat zu einem großen Zinsschritt durchgerungen hat. Die Rückkehr der Inflation in den Zielbereich ist nicht absehbar", erklärte Heinemann. "Während die Zinsentscheidung somit zu begrüßen ist, birgt das neue Transmissionsschutz-Instrument große Gefahren. Die EZB wird damit immer mehr zur Instanz, die über die Finanzierbarkeit hoher Staatsschulden und damit auch über das Schicksal von Regierungen entscheidet." Dies sei nicht mit der geldpolitischen Aufgabe einer unabhängigen Zentralbank vereinbar.
BdB: EZB stellt sich Inflation entschlossen entgegen
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hat die Europäische Zentralbank (EZB) für ihren Zinsschritt und das Signal an die Tarifparteien gelobt. "Mit der Erhöhung der Leitzinsen um 50 Basispunkte stellt sich die EZB der Inflation entschlossen entgegen", sagte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, mit Blick auf die Ratssitzung der EZB. "Damit beenden die europäischen Währungshüter endlich nach acht Jahren die Phase der Negativzinspolitik. Sie zeigen damit, dass sie die hohe Inflation nicht dauerhaft hinnehmen wollen. Das ist auch ein wichtiges Signal an die Tarifparteien."
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July 21, 2022 09:25 ET (13:25 GMT)
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