DJ Bitkom: Betriebe setzen Klimaziele mit digitalen Technologien um
BERLIN (Dow Jones)--Neun von zehn Unternehmen in Deutschland setzen laut einer Umfrage ihre Klimaziele mit digitalen Technologien um. Dabei ist bei 77 Prozent der CO2-Ausstoß durch die Digitalisierung gesunken, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergab. Knapp die Hälfte der Unternehmen will demnach Deutschlands Klimaschutzziele früher erreichen als von der Bundesregierung geplant. Dabei soll die Digitalisierung eine große Rolle spielen.
Mit 45 Prozent der befragten Betreibe will fast die Hälfte der Unternehmen bereits bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein - weitere 37 Prozent bis 2040. Die Bundesregierung will Deutschland bis 2045 klimaneutral machen.
"Deutschland muss den Verbrauch von Öl, Gas und Kohle massiv senken - nur so können der CO2-Ausstoß gesenkt, die Klimaziele erfüllt und die Abhängigkeit von Russland beendet werden. Das wird ohne eine drastisch gesteigerte Energieeffizienz mithilfe digitaler Technologien nicht gelingen", erklärte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Laut der repräsentativen Befragung von 506 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland integriert jedes Unternehmen, das eine konkrete Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt (52 Prozent) oder plant (37 Prozent), darin digitale Technologien.
Bei einem Viertel sind digitale Technologien für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele sogar entscheidend. Bei 27 Prozent haben sie "große Bedeutung" und bei 42 Prozent "eher große Bedeutung" - das sind insgesamt 93 Prozent.
Lediglich bei 4 Prozent der Unternehmen haben digitale Technologien und Anwendungen eine "eher geringe Bedeutung" für die Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie.
Ganz ohne Digitalisierung kommt laut Umfrage kein einziges Unternehmen mit Nachhaltigkeitszielen aus.
Clouds, KI und Big Data
Laut Bitkom sind die Klimaeffekte von Digitalisierungsmaßnahmen für die überwiegende Mehrheit der Unternehmen bereits sichtbar. Bei 77 Prozent ist laut Umfrage der CO2-Ausstoß durch den Einsatz von Technologien und Anwendungen insgesamt gesunken.
Besonders Cloud Computing leistet hier laut 71 Prozent der Befragten einen Beitrag zum Klimaschutz. Der Betrieb von Servern, Speichern und Anwendungen in einem großen Rechenzentrum sei in der Regel effizienter als der Betrieb dieser Infrastruktur vor Ort in jedem einzelnen Unternehmen, so Bitkom.
Für die Hälfte der Betriebe steckt in der Vernetzung von Geräten und Maschinen über das Internet (Internet of Things) Potenzial zur Energieeffizienzsteigerung. Ebenso viele heben Big Data und Analytics sowie die Automatisierung von Geschäftsprozessen hervor. Ein Drittel (36 Prozent) bescheinigt künstlicher Intelligenz Klimaschutzpotenzial im eigenen Unternehmen, etwa durch ein intelligentes Gebäudemanagement oder eine sich selbst optimierende Steuerung von Produktionsprozessen.
"Künstliche Intelligenz, Vernetzung und Datenanalyse können den Energieeinsatz in produzierenden Unternehmen stark reduzieren, im Handel Logistikprozesse optimieren oder mit einer smarten Verkehrssteuerung Abgase vermeiden", erklärte Rohleder.
Superabschreibungen auf digitale Technologien zügig umsetzen
Aus Sicht von 52 Prozent der Unternehmen sollte die Bundesregierung mit finanziellen Anreizen Investitionen in digitale Technologien stärker fördern. Bitkom forderte die Bundesregierung daher auf, Superabschreibungen auf diese Technologien zügig umzusetzen.
"Energieeffizienz, Klimaschutz und die Dekarbonisierung hängen untrennbar mit der Digitalisierung zusammen. Superabschreibungen für Investitionen in digitale Technologien, die im Koalitionsvertrag festgehalten sind, müssen jetzt zügig umgesetzt werden", so Rohleder.
Je mehr Unternehmen grüne Technologien einsetzten, auf diese Weise Energie sparten und ihren CO2-Ausstoß reduzierten, desto größer sei der Beitrag, der für das Klima und auch die Abkehr von russischem Gas und Öl geleistet werde.
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July 27, 2022 04:39 ET (08:39 GMT)
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