DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutscher Auftragseingang sinkt im Juni um 0,4 Prozent
Der Auftragseingang der deutschen Industrie hat im Juni moderat abgenommen. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sanken die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent und lagen kalenderbereinigt um 9,0 (Vormonat: minus 3,1) Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, der durch ein ein sehr hohes Bestellniveau gekennzeichnet war. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten für Juni einen monatlichen Rückgang um 0,5 Prozent prognostiziert.
Commerzbank: Klarer Abwärtstrend bei den Aufträgen
Die Commerzbank sieht bei den Auftragseingängen für die deutsche Industrie einen klaren Abwärtstrend. "Der fünfte Rückgang der Auftragseingänge in Folge zeigt, wie die deutsche Wirtschaft unter dem Nervenkrieg um das Gas und unter der hohen Inflation leidet", schreibt Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Im zweiten Quartal haben die Unternehmen 5,6 Prozent weniger neue Aufträge erhalten als im ersten Quartal.
EZB: Verbraucher erwarten hohe Inflation und schwache Wirtschaft
Die Verbraucher in der Eurozone rechnen nach einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) mit einer anhaltend hohen Inflation und einer schwachen Wirtschaft. Die befragten Konsumenten gehen im Median davon aus, dass die Inflationsrate in zwölf Monaten immer noch bei 5,0 Prozent liegen wird. Auf Sicht von drei Jahren wird eine Inflation von 2,8 Prozent unterstellt. Das liegt deutlich über dem EZB-Zielwert, der bei 2 Prozent liegt. Die Verbraucher gehen zudem davon aus, dass die Euroraum-Wirtschaft auf Jahressicht um 1,3 Prozent schrumpfen wird.
Bank of England erhöht Leitzins um 50 Basispunkte
Die Bank of England (BoE) hat ihren Leitzins um 50 Basispunkte erhöht und zudem ein Programm zum Verkauf von Anleihen angekündigt. Der Leitzins steigt somit auf 1,75 Prozent. Ökonomen und Börsianer hatten mit diesem Schritt gerechnet. Damit hat die BoE die Zinsen bei sechs Sitzungen in Folge erhöht, was die längste Serie seit Ende der 1990er Jahre ist. Die Zinserhöhung ist die größte Straffung in einem einzigen Schritt seit mehr als 25 Jahren.
Deutschland fürchtet bei Eskalation von Taiwan-Konflikt Halbleiterkrise
Deutschlands Wirtschaft fürchtet bei einer Eskalation des Taiwan-Konflikts eine Verschärfung der aktuellen Halbleiterkrise. "Die Knappheit an Halbleitern, die uns heute schon betrifft durch die generell erhöhte Nachfrage und die Auswirkungen der Corona-Pandemie, würde durch eine Eskalation des Taiwan-Konflikts natürlich noch stärker werden", sagte Achim Haug von der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) der Mediengruppe Bayern. Die Sorge vor einer Zuspitzung des Streits mit China sei in der Wirtschaft "sehr groß".
DIHK fordert Auktionsverfahren zum Gassparen
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat die Bundesregierung aufgefordert, "rasch" ein Auktionsverfahren zum Gassparen in der Industrie zu starten. Das dadurch nicht verbrauchte Gas könne dann in die Gasspeicher eingelagert werden, sagte DIHK-Geschäftsführungsmitglied Ilja Nothnagel der Rheinischen Post. Zudem müsse die Regierung mit Blick auf Herbst und Winter alles daran setzen, "dass keinem Unternehmen der Gashahn zugedreht werden muss". Auch der Brennstoffwechsel von Gas insbesondere auf Heizöl in den Betrieben müsse erleichtert werden, forderte der DIHK.
Ifo-Geschäftsklima für Kleinstunternehmen fällt auf Rekordtief
Das Geschäftsklima für Kleinstunternehmen und Soloselbständige hat sich merklich verschlechtert. Der vom Ifo Institut erhobene Indikator fiel im Juli auf minus 12,1 Punkte von minus 1,1 im Juni. Das ist der niedrigste Stand seit Einführung der Umfrage unter Soloselbständigen und Kleinstunternehmen im August 2021. "Die Soloselbständigen können sich dem negativen Sog der Gesamtwirtschaft nicht entziehen", sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. "Auch hier macht sich verstärkt Pessimismus breit."
Statistikamt: 13 Millionen Menschen in Deutschland 2021 von Armut bedroht
In Deutschland sind im vergangenen Jahr 13 Millionen Menschen armutsgefährdet gewesen. Das seien 15,8 Prozent der Bevölkerung, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand erster Ergebnisse der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen mit. Die Zahl sei in etwa so hoch wie 2020, als 13,2 Millionen Menschen von Armut bedroht waren.
Fast 13 Millionen Menschen erreichen bis 2036 das gesetzliche Rentenalter
Zwischen 1957 und 1969 kamen in Deutschland besonders viele Kinder zur Welt - und in den kommenden 15 Jahren wird diese Babyboomer-Generation in Rente gehen. Bis 2036 werden rund 12,9 Millionen Erwerbstätige das gesetzliche Rentenalter erreichen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Das entspreche knapp 30 Prozent der Erwerbstätigen im Jahr 2021. Die jüngeren Altersgruppen werden diese Lücke nicht schließen können.
UN-Generalsekretär: Gewinne von Energiefirmen in Kriegszeiten sind unmoralisch
UN-Generalsekretär António Guterres hat Energiekonzernen vorgeworfen, "exzessive" Profite aus der Energiekrise wegen des Ukraine-Kriegs zu ziehen. Das sei "unmoralisch", sagte er vor der Presse am UN-Sitz. Öl- und Gasfirmen bereicherten sich in der Krise "auf dem Rücken der ärmsten Menschen und Gemeinden und massiv zulasten des Klimas", fügte der UN-Generalsekretär hinzu.
DJG/DJN/AFP/apo
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August 04, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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