DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
TAGESTHEMA I
Das Verbrauchervertrauen in Großbritannien hat sich im August weiter verschlechtert und ist auf ein neues Rekordtief gesunken, da der Druck auf die Lebenshaltungskosten und die düsteren Wirtschaftsaussichten weiter zunahmen. Das von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erhobene Barometer für das Verbrauchervertrauen sank auf minus 44 von minus 41 im Juli. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1974 und liegt unter den Erwartungen der Ökonomen, die von einem unveränderten Verbrauchervertrauen gegenüber dem Vormonat ausgegangen waren. Die Inflation in Großbritannien erreichte im Juli mit 10,1 Prozent ein neues 40-Jahreshoch und die höchste Rate unter den Volkswirtschaften der G7-Gruppe. "Angesichts der Schlagzeilen über die Rekordinflation, die die Kaufkraft der Haushalte aushöhlt, ist die Belastung der persönlichen Finanzen vieler Menschen im Vereinigten Königreich alarmierend", sagte der Leiter der GfK-Kundenstrategie Joe Staton.
TAGESTHEMA II
Wegen des sogenannten Cum-Ex-Skandals wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag (14.00 Uhr) erneut als Zeuge in einem Untersuchungsausschuss der Hamburger Bürgerschaft befragt. Der Ausschuss geht der Frage nach, ob bei einem Verzicht der Hamburger Finanzbehörde auf eine Rückforderung an die in den Skandal verstrickte Warburg-Bank politische Einflussnahme im Spiel war. Scholz war zum fraglichen Zeitpunkt im Jahr 2016 Erster Bürgermeister der Hansestadt.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
DIVIDENDENABSCHLAG
SGT German Private Equity: 0,02 EUR
AUSBLICK KONJUNKTUR
- DE 08:00 Erzeugerpreise Juli PROGNOSE: +0,7% gg Vm/+31,5% gg Vj zuvor: +0,6% gg Vm/+32,7% gg Vj
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- DAX-Future 13.637,00 -0,5% E-Mini-Future S&P-500 4.276,75 -0,2% E-Mini-Future Nsdq-100 13.486,50 -0,3% Nikkei-225 28.932,23 -0,0% Schanghai-Composite 3.278,37 +0,0% +/- Ticks Bund -Future 153,37% -31 Vortag: INDEX Schluss +/- DAX 13.697,41 +0,5% DAX-Future 13.701,00 +0,3% XDAX 13.704,04 +0,3% MDAX 27.529,91 -0,0% TecDAX 3.138,82 +0,2% EuroStoxx50 3.777,38 +0,6% Stoxx50 3.683,50 +0,4% Dow-Jones 33.999,04 +0,1% S&P-500-Index 4.283,74 +0,2% Nasdaq-Comp. 12.965,34 +0,2% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 153,68% -49
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Die Aktienmärkte werden zu Eröffnung zunächst knapp behauptet erwartet. Mit dem kleinen Verfalltermin an der Eurex könnte es am Mittag spannend werden, wenn die Optionen auf den Euro-Stoxx-50 und den DAX verfallen. Allerdings befindet sich der Termin mitten in der Ferienzeit. Daher ist historisch belegt das Interesse zu diesem Zeitpunkt des Jahres vergleichsweise gering. Falkenhafte Aussagen aus dem Kreis der Fed könnten Aktien etwas bremsen, wenngleich den Aussagen am US-Rentenmarkt keine große Bedeutung zugebilligt wurde, denn die Renditen fielen zum Teil recht deutlich.
Rückblick: Freundlich - Nach den deutlichen Verlusten zur Wochenmitte kam es am Vortag zu einer Gegenbewegung. Die übergeordneten Themen waren weiterhin die hohe Inflation - auch aufgrund der Energiepreise - sowie die Zinspolitik der großen Notenbanken. Das am Vorabend vorgelegte US-Notenbankprotokoll sei "wenigstens nicht falkenhafter ausgefallen als befürchtet", hieß es. Dieser Umstand stützte Aktien. Auf der Gewinnerseite ganz oben standen mit den steigenden Ölnotierungen die Öl- und Gaswerte mit einem Plus von 1,8 Prozent. Für Schoeller-Bleckmann ging es nach Zahlenausweis um gut 12 Prozent nach oben. Der Index der Chemiewerte legte um 0,9 Prozent zu. Gegen den Trend verlor der Sektor der Einzelhändler 1,5 Prozent. Trotz eines fulminanten Volumenwachstums von 61 Prozent hat Adyen (-3,7%) nach Meinung von Bryan Garnier enttäuschende Netto-Umsatz- und EBITDA-Zahlen veröffentlicht. Positiv bewerteten Marktteilnehmer den Zwischenbericht der Apothekengruppe Zur Rose (+8,4%). Geberit schlossen nach Zahlenvorlage 1,4% Prozent schwächer.
DAX/MDAX/TECDAX
Etwas fester - Die angekündigte Mehrwertsteuersenkung auf Erdgas belastete die Aktie des größten deutschen Gashändlers Uniper (-4,2%). Größter DAX-Verlierer waren Zalando (-4,6%). Für die Citi gefährdet das schwierige Verbraucherumfeld mit hoher Inflation und explodierenden Energiekosten die Erwartungen an das laufende und das kommenden Geschäftsjahr. Shop Apotheke (+3,4%) profitierten von den Geschäftszahlen des Schweizer Wettbewerbers Zur Rose. Die Nachricht von einem Cyberangriff auf die französische Tochter von Hensoldt drückte die Aktie um 5,5 Prozent. Die Zahlenvorlage der Global Fashion Group (+24,3%) wurden euphorisch aufgenommen.
XETRA-NACHBÖRSE
Von einem ruhigen Geschäft sprach eine Händlerin von Lang & Schwarz. Auffallende Bewegungen in Einzelwerten habe es nicht gegeben.
USA - AKTIEN
Gut behauptet - Teilnehmer sprachen von einer kleinen Fortsetzung der Aufwärtsbewegung seit Mitte Juni, die den S&P-500 um 17 Prozent nach oben getragen hat. Der Präsident der Fed von St. Louis, James Bullard, unterstützt eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte im September und bremste damit die Kauflaune bei Aktien etwas. Die aktuellen Konjunkturdaten des Tages unterstützten Bullards Sicht und zeichneten ein recht positives Bild und sprachen nicht für eine langsamere Gangart der Fed. Unter den Einzelwerten zeigten sich Cisco 5,8 Prozent fester. Geschäftszahlen und Ausblick hatten positiv überrascht. Walgreens Boots Alliance (-6,4%) und CVS Health (-1,2%) wurden von einem Gerichtsurteil belastet, demzufolge sie wegen ihrer Mitverantwortung für die Opioid-Krise 650 Millionen Dollar zahlen sollen. Die Aktien der ebenfalls verurteilten Walmart gaben um 0,3 Prozent nach; der Einzelhandelsriese, der auch Apotheken betreibt, hatte Berufung gegen das Urteil angekündigt. Kohl's gaben um 7,8 Prozent ab, nachdem der Einzelhändler seine Jahresprognose gesenkt hatte. Bed Bath & Beyond sackten um über 19,6 Prozent ab. Gamestop-Chairman Ryan Cohen hatte die Absicht zum Verkauf einer Beteiligung bekundet.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,20 -7,9 3,27 246,6 5 Jahre 3,02 -2,6 3,05 176,1 7 Jahre 2,96 -2,8 2,99 151,7 10 Jahre 2,87 -2,6 2,90 136,2 30 Jahre 3,13 -2,1 3,15 123,1
Am Anleihemarkt kamen die zuletzt gestiegenen Renditen wieder zurück. Viele große japanische Adressen schienen wieder verstärkt US-Anleihen zu kaufen, hieß es.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Uhr Do, 17:15 Uhr % YTD EUR/USD 1,0077 -0,1% 1,0089 1,0137 -11,4% EUR/JPY 137,26 +0,1% 137,09 136,93 +4,9% EUR/CHF 1,0431 +0,1% 1,0455 1,0488 -6,9% EUR/GBP 0,8466 +0,1% 0,8456 0,8441 +0,8% USD/JPY 136,23 +0,3% 135,87 135,09 +18,3% GBP/USD 1,1902 -0,2% 1,1931 1,2010 -12,0% USD/CNH 6,8261 +0,3% 6,8036 6,7956 +7,4% Bitcoin BTC/USD 22.805,23 -2,4% 23.362,04 23.419,99 -50,7%
Der Dollar legte nach den positiven Konjunkturdaten zu. Der Euro ging mit 1,009 Dollar um, nachdem er direkt nach der Veröffentlichung des Fed-Protokolls am Mittwochabend im Hoch auf gut 1,02 gestiegen war. Das Protokoll werde weitgehend als taubenhaft interpretiert, weil die Fed in Aussicht stelle, bei einem moderat restriktiven Zinsniveau eine Pause einzulegen, bemerkte Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann.
Im asiatisch geprägten Handel steigt der Dollar weiter, der Dollarindex gewinnt 0,2 Prozent. Am Markt verweist man auf falkenhafte Aussagen aus dem Kreise der Fed. Mehrere Vertreter und Vertreterinnen sprachen sich für weitere Zinsanhebungen aus. "Der Dollar erhält Unterstützung durch ökonomische Signale, die die Idee weiter aggressiver Straffungen der Geldpotik untermauern", sagt Oanda-Analyst Edward Moya.
ROHSTOFFE
ÖL
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 90,16 90,50 -0,4% -0,34 +26,0% Brent/ICE 96,18 96,59 -0,4% -0,41 +29,1%
Die Ölpreise (rund +3%) wurden gestützt von dem schon am Mittwoch vermeldeten Rückgang der US-Ölvorräte. Auch die Angst vor einer konjunkturbedingt schwächeren Nachfrage ließ nach. Die "implizite" Ölnachfrage in den USA sei kräftig gestiegen und bewege sich nunmehr auf dem höchsten Niveau seit Februar, hieß es.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.753,26 1.758,84 -0,3% -5,58 -4,2% Silber (Spot) 19,36 19,55 -1,0% -0,19 -17,0% Platin (Spot) 911,26 914,50 -0,4% -3,24 -6,1% Kupfer-Future 3,64 3,63 +0,1% +0,00 -17,9% YTD zu Vortag
MELDUNGEN SEIT VORTAG 17.30 UHR
US-GELDPOLITIK
- Der Präsident der Federal Reserve von St. Louis, James Bullard, sagte am Donnerstag in einem Interview mit dem Wall Street Journal, er neige dazu, eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte im September zu unterstützen. Dies wäre die dritte ungewöhnlich hohe Zinserhöhung der Fed in Folge und würde den Leitzins auf 3,00 bis 3,35 Prozent ansteigen lassen. Einige andere Fed-Mitglieder haben indessen erklärt, dass sie zu einer Erhöhung um einen halben Prozentpunkt tendieren.
- Der Präsident der US-Notenbank von Minneapolis, Neel Kashkari, ist der Ansicht, frühere Bemühungen, die Inflation zu senken, hätten dazu geführt, dass die Wirtschaft in eine Rezession abgerutscht sei. Es sei immer noch unklar, ob die Federal Reserve in diesem Zyklus dieses Ergebnis vermeiden kann. "Die Frage ist also: Können wir die Inflation senken, ohne eine Rezession auszulösen? Und meine Antwort auf diese Frage lautet: Ich weiß es nicht", sagte Kashkari bei einem Gespräch mit Wirtschaftsführern in Minneapolis.
INFLATION JAPAN
Japans Verbraucherpreisinflation ist im Juli um 2,6 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres gestiegen und hat damit vier Monate in Folge das Ziel der Bank of Japan (BoJ) von 2 Prozent übertroffen. Im Juni hatte der Anstieg im Jahresvergleich noch 2,4 Prozent betragen. Nach am Freitag veröffentlichten Regierungsdaten wuchs die Kerninflation - ohne die volatilen Preise für frische Lebensmittel - um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz der steigenden Inflation hat die japanische Notenbank erklärt, sie werde ihre ultralockere Geldpolitik fortsetzen.
STEUEREINNAHMEN DEUTSCHLAND
Die deutschen Steuereinnahmen haben im Juli nach den zumeist kräftigen Zuwächsen seit Jahresbeginn nur noch einen leichten Anstieg verzeichnet. Sie erhöhten sich um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Seit Jahresbeginn lagen sie mit 468 Milliarden Euro um 14,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie aus dem Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervorgeht. Damit sprudeln die Einnahmen deutlich stärker als die 7,4 Prozent, die die Steuerschätzer im Mai für das Gesamtjahr 2022 prognostiziert hatten. Der deutlich abgebremste Anstieg im Juli lag nach Angaben des Ministeriums vor allem an zwei Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung.
KRANKENVERSICHERUNG DEUTSCHLAND
Der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante höhere Zusatzbeitrag für die gesetzliche Krankenversicherung wird die Versicherten aller Voraussicht nach nur moderat belasten. Das ist das Ergebnis von Berechnungen des ZEW, die dem Handelsblatt vorliegen. Derweil meldeten mehrere gesetzliche Krankenversicherungen ein Defizit für das erste Halbjahr 2022.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/cln/raz/flf
(END) Dow Jones Newswires
August 19, 2022 01:31 ET (05:31 GMT)
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