DJ MORNING BRIEFING - USA/Asien
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
TAGESTHEMA
Die chinesische Zentralbank hat am Montag ein weiteres Mal zwei ihrer Leitzinssätze gesenkt, um die durch eine Immobilienkrise und die strikte Corona-Politik geschwächte Wirtschaft zu stützen. Gesenkt wurden zwei wichtige Referenzsätze für Kredite: Der günstigste einjährige Zinssatz, den Banken Unternehmen und Haushalten anbieten können, wurde von 3,70 Prozent auf 3,65 Prozent gesenkt; der fünfjährige Zinssatz, der als Referenz für Hypothekenkredite gilt, wurde von 4,45 Prozent auf 4,3 Prozent herabgesetzt. Die Maßnahme soll die Banken dazu ermutigen, mehr Kredite zu günstigeren Zinssätzen zu vergeben, was wiederum die Konjunktur ankurbeln dürfte. Beide Zinssätze sind nun auf ihrem historischen Tiefstand. Der einjährige Zinssatz war zuletzt im Januar gesenkt worden, der fünfjährige im Mai. Bereits am vergangenen Montag hatte die Zentralbank überraschend zwei Leitzinssätze gesenkt, um die Liquidität für die Banken zu erhöhen. Vor der Ankündigung der Zentralbank hatte das chinesische Statistikamt schlechte Daten für Industrie und Einzelhandel veröffentlicht. Auch hatte die KP jüngst die Wachstumsvorgaben kassiert.
AUSBLICK UNTERNEHMEN +
In den USA veröffentlichen u.a. folgende Unternehmen Geschäftszahlen
22:05 Zoom Video Communications Inc, Ergebnis 2Q
ÜBERSICHT INDIZES
INDEX Stand +/- % E-Mini-Future S&P-500 4.207,50 -0,6% E-Mini-Future Nasdaq-100 13.173,75 -0,7% Nikkei-225 28.787,06 -0,5% Hang-Seng-Index 19.725,76 -0,2% Kospi 2.462,17 -1,2% Schanghai-Composite 3.270,41 +0,4% S&P/ASX 200 7.049,60 -0,9%
FINANZMÄRKTE
OSTASIEN (VERLAUF)
An den Aktienmärkten geht es mit Konjunktursorgen überwiegend leicht bergab. An den chinesischen Börsen stützt eine erneute Leitzinssenkung - allerdings nur mäßig. Denn die abermalige Zinssenkung in China wird als Eingeständnis der konjunkturellen Schwäche gewertet, denn die globalen Trends der Geldpolitik weisen wegen der viel zu hohen Inflation in die entgegengesetzte Richtung. Die chinesischen Börsen drehen mit den Zinssenkungen ins Plus - vor allem in Hongkong findet ein deutlicher Trendwechsel statt. In Hongkong profitieren Immobilienwerte von den niedrigeren Zinsen, auch soll es direkte Käufe der Sektorwerte durch die Zentralbank geben. Agile Group ziehen um 7,7 Prozent an, CIFI Holdings steigen um 9,2 und Seazen Group um 2,8 Prozent. Alle drei Unternehmen hatten zuvor wegen des schwachen Marktumfeldes Gewinnwarnungen ausgegeben, stellten aber bessere Geschäfte als die der Konkurrenz in Aussicht. Der Immobilienindex in Hongkong klettert 1,8 Prozent. In Tokio zeigt man sich von den Stützungsmaßnahmen in China unbeeindruckt. Elektronik- und Technologiewerte belasten den Markt. Marktteilnehmer blickten eher mit Sorge auf die nahenden Zinserhöhungen in den USA, heißt es. Die zehnjährige Rendite japanischer Staatsanleihen klettert auf den höchsten Stand seit dem 26. Juli. Der Kospi in Südkorea zeigt sich besonders schwach. Auch hier werden Technologietitel von steigenden Marktzinsen gedrückt. Erste Exportdaten in Südkorea deuten ein weiteres Handelsbilanzdefizit im August an, Händler sprechen von einem Belastungsfaktor für die lokale Börse.
US-NACHBÖRSE
Occidental Corporation verloren nach ihren Aufschlägen von 9,9 Prozent bis zur Schlussglocke anschließend 0,3 Prozent. Das Investmentvehilel von Warren Buffett, Berkshire Hathaway, hat grünes Licht von den Regulierungsbehörden erhalten, um bis zu 50 Prozent an Occidental zu erwerben. Sysco verstärkt Einstellung und Schulung von Mitarbeitern sowie die Investitionen in die Digitalisierung, wodurch sich die Betriebskosten in den nächsten zwölf Monaten deutlich erhöhen dürften. Der Kurs ermäßigte sich um 3,3 Prozent. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat zugelassen, dass der Impfstoff von Novavax gegen Covid-19 auch Jugendlichen verabreicht werden darf. Der Kurs zog um 1,1 Prozent an.
WALL STREET
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 33.706,74 -0,9% -292,30 -7,2% S&P-500 4.228,47 -1,3% -55,27 -11,3% Nasdaq-Comp. 12.705,22 -2,0% -260,13 -18,8% Nasdaq-100 13.242,90 -1,9% -263,09 -18,9% Freitag Montag Umsatz NYSE (Aktien) 874,2 Mio 672,9 Mio Gewinner 467 1.816 Verlierer 2.714 1.315 Unverändert 137 187
Schwächer - Am letzten Handelstag der Woche haben die Anleger Kasse gemacht. Die wieder gestiegenen Anleiherenditen belasteten vor allem die zinssensiblen Technologiewerte. Da die Bilanzsaison zum zweiten Quartal praktisch gelaufen ist und am Freitag auch keine Konjunkturdaten von Rang veröffentlicht wurden, rückte das Zinsthema wieder verstärkt in den Blick. Von Vertretern der Fed kamen überwiegend "falkenhafte" Signale. Unter den Einzelwerten zeigten sich Applied Materials 3,4 Prozent schwächer. Die Geschäftszahlen des Ausrüsters der Halbleiterindustrie waren besser ausgefallen als erwartet, doch konnte sich die Aktie der allgemeinen Sektorschwäche nicht entziehen. Deere stiegen in Reaktion auf die durchwachsenen Geschäftszahlen des Landmaschinenherstellers um 0,5 Prozent. Geradezu euphorisch reagierten die Aktien von Foot Locker (+20%) auf die überraschend guten Geschäftszahlen. Rückläufige Nutzerzahlen drückten den Kurs der Aktienhandelsplattform Robinhood Markets um 8,9 Prozent. Mit Bed Bath & Beyond ging es um gut 40 Prozent abwärts, nachdem das Unternehmen RC Ventures des aktivistischen Investors Ryan Cohen wie angekündigt seine Beteiligung an dem Einrichtungsspezialisten abgestoßen hatte. GM legten um 2,5 Prozent zu. Der Autohersteller wird nach einer Pause von zwei Jahren erstmals wieder eine Dividende zahlen.
US-ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,23 +4,7 3,19 250,4 5 Jahre 3,09 +6,3 3,03 183,2 7 Jahre 3,05 +8,6 2,97 161,2 10 Jahre 2,97 +9,4 2,88 146,5 30 Jahre 3,22 +7,5 3,14 131,5
Am Anleihemarkt zogen die Renditen mit den falkenhaften Äußerungen aus dem Kreise der Fed nochmals an.
DEVISEN
DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 Fr, 9:22 % YTD EUR/USD 1,0029 -0,1% 1,0040 1,0083 -11,8% EUR/JPY 137,69 +0,2% 137,40 137,71 +5,2% EUR/GBP 0,8485 -0,0% 0,8488 0,8458 +1,0% GBP/USD 1,1821 -0,1% 1,1829 1,1920 -12,6% USD/JPY 137,26 +0,3% 136,85 136,54 +19,2% USD/KRW 1.339,60 +0,3% 1.335,74 1.327,34 +12,7% USD/CNY 6,8283 +0,2% 6,8167 6,8076 +7,4% USD/CNH 6,8474 +0,2% 6,8330 6,8198 +7,8% USD/HKD 7,8466 +0,0% 7,8454 7,8461 +0,7% AUD/USD 0,6890 +0,2% 0,6874 0,6911 -5,1% NZD/USD 0,6195 +0,2% 0,6180 0,6231 -9,3% Bitcoin BTC/USD 21.389,29 -0,7% 21.530,09 22.001,63 -53,7%
Zinserhöhungsspekulationen trieben den Dollar weiter nach oben.
++++ ROHSTOFFE +++++
ÖL
ROHÖL zuletzt VT-Schluss +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 89,52 90,77 -1,4% -1,25 +25,1% Brent/ICE 95,47 96,09 -0,6% -0,62 +28,2%
Die Stärke der US-Währung drückte in Verbindung mit Rezessionssorgen auch die Ölpreise (-0,5%), die sich allerdings von ihren Tagestiefs deutlich erholten. Die Akteure fürchteten, dass die Nachfrage nach Öl konjunkturbedingt zurückgehen könnte. Auch auf Wochenbasis lagen die Preise im Minus. Im Lauf der vergangenen Tage lastete die Erwartung, dass es zu einem Iran-Atomabkommen kommen und damit der Markt mit zusätzlichem Öl versorgt werden könnte.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.742,73 1.747,47 -0,3% -4,74 -4,7% Silber (Spot) 19,01 19,05 -0,2% -0,04 -18,4% Platin (Spot) 893,32 898,03 -0,5% -4,71 -8,0% Kupfer-Future 3,66 3,66 -0,1% -0,00 -17,4% YTD zu Vortagsschluss
Gold war mit der Erwartung steigender Zinsen nicht gefragt (-0,7%). Daneben lastete der feste Dollar auf dem Edelmetall.
MELDUNGEN SEIT VORTAG, 20.00 UHR
BEZIEHUNGEN IRAN - VAE
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) entsenden nach sechs Jahren erstmals wieder einen Botschafter in die iranische Hauptstadt Teheran. Botschafter Saif Mohammed Al-Saabi werde "seine Amtsgeschäfte in den nächsten Tagen wieder aufnehmen", teilte das Außenministerium des Golfstaates mit. Die Emirate hatten 2016 genau wie weitere Golfstaaten ihre diplomatischen Beziehungen zum Iran als Zeichen der Unterstützung Saudi-Arabiens stark eingeschränkt. Vorangegangen waren Attacken iranischer Demonstranten auf die saudische Botschaft in Teheran.
KOREAKRISE
Die USA und Südkorea haben am Montag ihr größtes gemeinsames Militärmanöver seit dem Jahr 2018 begonnen. Die Bedeutung der gemeinsamen Übung liege in der Wiederherstellung des Bündnisses zwischen den USA und Südkorea und der Konsolidierung der gemeinsamen Verteidigungsstruktur, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit. Beide Länder haben eine Tradition gemeinsamer Übungen, die sie als rein defensiv bezeichnen, die Nordkorea jedoch als Übung für eine Invasion betrachtet.
AUFRÜSTUNG JAPAN
Aufgrund der wachsenden regionalen Bedrohung durch China erwägt Japan die Stationierung von mehr als 1.000 Langstreckenraketen im Süden des Landes. Der Inselstaat wolle die Reichweite seiner bisherigen Antischiffsraketen von 100 Kilometern auf 1000 Kilometer erhöhen, wie die japanische Zeitung Yomiuri berichtete. Mit der neuen Reichweite könnten die Raketen demnach sowohl chinesische Küstengebiete als auch Nordkorea erreichen.
INNENPOLITIK MEXIKO
Fast acht Jahre nach dem Verschwinden von 43 Studenten in Mexiko haben die Behörden den damals für die Ermittlungen zuständigen Generalstaatsanwalt festgenommen und Haftbefehle gegen 64 Soldaten und Polizisten erlassen.
AMAZON
Der Online-Händler gehört offenbar zu den Bietern für das Gesundheitsunternehmen Signify Health. Der US-Konzern schließt sich damit anderen großen Bietern an, die in einer Auktion um den Anbieter von häuslichen Gesundheitsdiensten konkurrieren, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Signify steht in einer Auktion zum Verkauf, die auf einen Erlös von mehr als 8 Milliarden Dollar kommen könnte, so die Personen.
Amazon versucht vor dem Weihnachtsgeschäft neue Einkommenskanäle zu erschließen, indem sie ihre gestiegenen Kosten an Verkäufer weitergibt, die ihre Plattform nutzen. In der vergangenen Woche teilte Amazon Drittanbietern, die die Versanddienste nutzen, mit, dass vom 15. Oktober bis zum 14. Januar eine "Holiday Peak Fulfillment Fee" eingeführt werden soll.
US-BANKENSEKTOR
Einige der größten in den USA tätigen Banken sind nach Informationen informierter Personen dabei, sich mit den Aufsichtsbehörden auf Strafzahlungen über insgesamt 1 Milliarde US-Dollar zu einigen, weil ihre Angestellten dienstliche Themen über Nachrichtendienste wie Whatsapp besprochen haben. Den Angaben zufolge sollen Banken wie Bank of America, Barclays, Citigroup, Deutsche Bank, Goldman Sachs, Morgan Stanley und UBS Group, je 200 Millionen Dollar zahlen und Institute wie Jefferies und Nomura etwas weniger.
FORD
Dem Autohersteller droht eine Schadenersatzzahlung von 1,7 Milliarden US-Dollar, nachdem ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Georgia ein Urteil in einem Fall gefällt hat, bei dem sich 2014 ein Ford F-250 Pickup überschlagen hatte, wobei zwei Menschen ums Leben kamen.
NSO
Der Chef des israelischen Technologieunternehmens NSO, das die umstrittene Spionagesoftware Pegasus herstellt, tritt zurück. NSO-Mitbegründer Shalev Hulio verlasse im Rahmen einer Umstrukturierung seinen Posten, teilte ein Unternehmenssprecher mit. An seine Stelle rücke der bisherige Vorstand für das operative Geschäft, Yaron Shohat, der auch den Reorganisationsprozess leiten werde. Das verschuldete Unternehmen will sich demnach künftig auf die Nato-Mitgliedsstaaten als Kunden konzentrieren. Die Pegasus-Software des israelischen Herstellers NSO ist in der Lage, sämtliche Daten von damit angegriffenen Mobiltelefonen auszulesen.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/raz/flf
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August 22, 2022 02:07 ET (06:07 GMT)
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