
DJ Bundesbank: Deutsches BIP könnte im 3. Quartal erneut stagnieren
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaftsleistung könnte nach Einschätzung der Bundesbank nach einer Stagnation im zweiten Quartal auch im laufenden dritten Jahresviertel stagnieren und danach zurückgehen. "Insgesamt könnte die deutsche Wirtschaftsleistung im Sommerquartal zwar erneut in etwa auf der Stelle treten. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Winterhalbjahr zurückgeht, hat sich gleichwohl deutlich erhöht", heißt es im aktuellen Monatsbericht für August.
Laut Bundesbank halten sich derzeit belastende und stützende Faktoren weiterhin die Waage, wobei die ungünstigen Entwicklungen am Gasmarkt seit Mitte Juni, Lieferengpässe und eine schlechte Stimmung in Unternehmen und Haushalten den Ausblick für die Wirtschaftsentwicklung trüben.
Dienstleistungssektor erholt sich weiterhin
"Dagegen sorgt der Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen weiter für positive Impulse bei den zuvor eingeschränkten Dienstleistungen und dem darauf entfallenden privaten Verbrauch", merkt die Bundesbank an. Zudem legten die jüngsten Daten nahe, dass die Industrie und der Außenhandel den belastenden Faktoren bis zuletzt getrotzt hätten.
Die Bundesbank hält einen Anstieg der Inflationsrate im Herbst "auf eine Größenordnung von 10 Prozent" für möglich. "Der Inflationsausblick bleibt vor allem durch die unklare Lage an den Rohstoffmärkten allerdings außerordentlich unsicher, wobei die Preisrisiken derzeit weiterhin eher aufwärtsgerichtet sind", heißt es in dem Bericht.
Im ersten Quartal war das BIP um 0,8 Prozent gestiegen. Für das zweite Quartal hatte Destatis in erster Veröffentlichung eine Stagnation gemeldet. Die zweite Veröffentlichung steht am Donnerstag an. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten eine Bestätigung der BIP-Rate. Von Interesse ist darüber hinaus, wie sich die einzelnen Wirtschaftsbereiche entwickelt haben.
Laut Bundesbank hat der Wegfall der meisten Corona-Schutzmaßnahmen den zuvor eingeschränkten Dienstleistern im zweiten Quartal einen kräftigen Schub gegeben. Die hohen Preissteigerungen und die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg hätten jedoch die privaten Haushalte und Unternehmen belastet.
Industrie litt im 2. Quartal unter Lieferproblemen
"Die Industrie sah sich zudem einer schwächeren Nachfrage und weiterhin spürbaren Lieferengpässen gegenüber", so die Bundesbank. Materialknappheiten belasteten demnach auch den Bau, der zusätzlich unter fehlenden Arbeitskräften gelitten habe. "Außerdem war die Bautätigkeit im Winterquartal aufgrund günstiger Witterung stark ausgeweitet worden, sodass es im Frühjahr zu einer Gegenbewegung kam."
Mit Blick auf die Verwendungsseite des BIP rechnet die Bundesbank damit, dass die Exporte im zweiten Quartal kräftig gestiegen sind, die Ausrüstungsinvestitionen aber nur schwach. Für die Bauinvestitionen wird ein kräftiger Rückgang erwartet. Die Bundesbank geht davon aus, dass der private Verbraucher deutlich gestiegen ist
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August 22, 2022 06:00 ET (10:00 GMT)
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