DJ MORNING BRIEFING - USA/Asien
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
TAGESTHEMA
Fed-Chairman Jerome Powell wird am Freitag seine mit Spannung erwartete Rede beim geldpolitischen Symposium der Kansas City Fed in Jackson Hole halten. Aus Sicht von Volkswirten muss Powell dabei zwei Fragen beantworten: Ist die Zeit von Zinserhöhungen um weniger als 75 Basispunkte gekommen? Und was passiert mit den Zinsen - angesichts von Rezessionserwartungen und der Tatsache, dass an den Märkten schon Zinssenkungen eingepreist sind? Die Rede beginnt um 16.00 Uhr. Fragen wird der Fed-Chairman nicht beantworten.
Die Fed sieht sich zwar immer noch mit einer der höchsten Inflationsraten seit vier Jahrzehnten konfrontiert. Aber die jüngsten Daten deuten darauf hin, dass der Preisdruck seinen Höhepunkt erreicht haben könnte. Sollte dies der Fall sein, könnte sich die Fed bei ihrer Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) am 20. und 21. September auf eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte beschränken.
"Wir erwarten, dass Powell die Argumente für eine Verlangsamung der Straffung wiederholen wird, die er in seiner Pressekonferenz im Juli und in dem in der vergangenen Woche veröffentlichten Protokoll vom Juli dargelegt hat", schrieben die Ökonomen von Goldman Sachs am Dienstag. Sie prognostizieren, dass Powell zugleich betonen werde, dass das FOMC weiterhin bestrebt sei, die Inflation zu senken, und dass die anstehenden politischen Entscheidungen von den eingehenden Daten abhängen würden.
Fed-Offizielle haben in den letzten Wochen darüber debattiert, was sie im nächsten Monat von der Zentralbank sehen möchten. Dabei ist aber kein Konsens erkennbar geworden.
Es spricht einiges dafür, dass sich Powell am Freitag weniger deutlich ausdrücken wird, da vor der nächsten FOMC-Sitzung noch weitere Inflationsdaten veröffentlicht werden. Im Juni hatten erst kurz vor der FOMC-Sitzung veröffentlichte Daten die Fed zu einer aggressiveren Haltung veranlasst. Deshalb ist es möglich, dass Powell sich am Freitag nicht zu sehr festlegen möchte.
AUSBLICK KONJUNKTUR
- US 14:30 Persönliche Ausgaben und Einkommen Juli Persönliche Ausgaben PROGNOSE: +0,5% gg Vm zuvor: +1,1% gg Vm Persönliche Einkommen PROGNOSE: +0,6% gg Vm zuvor: +0,6% gg Vm 16:00 Index Verbraucherstimmung Uni Michigan (2. Umfrage) August PROGNOSE: 55,2 1. Umfrage: 55,1 zuvor: 51,5
ÜBERSICHT INDIZES
INDEX Stand +/- % E-Mini-Future S&P-500 4.193,75 -0,2% E-Mini-Future Nasdaq-100 13.131,00 -0,2% Nikkei-225 28.629,00 +0,5% Hang-Seng-Index 20.076,76 +0,5% Kospi 2.480,18 +0,1% Shanghai-Composite 3.244,88 -0,0% S&P/ASX 200 7.119,30 +1,0%
FINANZMÄRKTE
OSTASIEN (VERLAUF)
Fester - Die Börsen folgen den guten Vorgaben von der Wall Street. Im Fokus der Anleger liegt die mit Spannung erwartete Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole. In Tokio sind die Kernverbraucherpreise mit einem Anstieg um 2,6 Prozent im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Maschinenbau- und Elektronikwerte notieren fester, gestützt von etwas nachlassenden Sorgen über steigende Betriebskosten. So rücken Komatsu rund 3,0 Prozent vor, Tokyo Electon gewinnen 1,9 Prozent. Finanzwerte geben indessen mit den zuletzt gesunkenen US-Anleiherenditen etwas nach. In Hongkong stützen Berichte, wonach es Fortschritte in den Verhandlungen zwischen Peking und Washington gibt, um ein Delisting von in den USA notierten chinesischen Unternehmen zu vermeiden. Auf dem chinesischen Festland bleibt der Schanghai-Composite etwas zurück. Belastet wird das Sentiment von Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung angesichts der anhaltenden Dürre im Land.
US-NACHBÖRSE
Die Aktien von Dell gaben 5,5 Prozent nach. Der Computerhersteller hat im zweiten Quartal aufgrund gestiegener Kosten einen Umsatz und Nettogewinn unter den Markterwartungen vorgelegt. Der Nettogewinn lag bei 511 (Vj: 831) Millionen US-Dollar bzw. 0,68 (0,80) Dollar je Aktie. Der bereinigte Gewinn lag bei 1,68 (1,64) Dollar. Der Umsatz stieg um 9 Prozent auf 26,43 Milliarden Dollar. Workday rückten 11,6 Prozent vor, nachdem der Hersteller von Unternehmenssoftware für das zweite Quartal höhere Umsätze und Abonnementeinnahmen erzielt hat und erwartet, dass sich die Dynamik im dritten Quartal fortsetzt. Für die Aktie von Ulta Beauty Inc. ging es um 3,1 Prozent nach oben. Die Kette von Kosmetikgeschäften hat für das zweite Quartal einen Umsatz und bereinigten Gewinn über den Erwartungen der Analysten vorgelegt. Der Bekleidungseinzelhändler GAP (+8,6%) hat im zweiten Quartal bei rückläufigem Umsatz einen Verlust eingefahren. Analysten hatten jedoch mit einem höheren Minus gerechnet. Auf bereinigter Basis wurde unerwartet ein Gewinn verbucht. Das Unternehmen teilte mit, dass sich die Verkaufstrends im Juli und im August zu verbessern begannen. Der Finanzdienstleister Affirm (-13,9%) hat im vierten Geschäftsquartal einen höheren Verlust ausgewiesen, während die Einnahmen besser ausfielen als von Analysten erwartet. Der Ausblick für das erste Geschäftsquartal und für das Geschäftsjahr 2022/23 blieben hinter den Markterwartungen zurück.
WALL STREET
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 33.292,05 +1,0% 322,82 -8,4% S&P-500 4.199,20 +1,4% 58,43 -11,9% Nasdaq-Comp. 12.639,27 +1,7% 207,74 -19,2% Nasdaq-100 13.143,58 +1,7% 225,72 -19,5% Donnerstag Mittwoch Umsatz NYSE (Aktien) 724 Mio 723 Mio Gewinner 2.548 2.037 Verlierer 663 1.193 Unverändert 186 167
Fest - Gute Konjunkturdaten ermutigten die Anleger zum Kauf, auch wenn diese eher für einen falkenhaften Kurs der Fed sprachen. Dieser sei nach den Kursverlusten zu Wochenbeginn aber eingepreist, hieß es. Beim US-BIP zum zweiten Quartal gab es eine Aufwärtsrevision, die nur haarscharf mäßiger als gedacht ausfiel. Und die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten fielen besser aus als erwartet. Unter den Einzelaktien legten Nvidia trotz eines mauen Ausblicks 4 Prozent zu. Einige Analysten zeigten sich überzeugt, dass Nvidia schon bald die Talsohle erreicht haben dürfte. Salesforce (-3,4%) übertraf zwar mit Umsatz und Ergebnis im zweiten Quartal die Erwartungen, senkte jedoch die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr. Snowflake (+23%) übertraf die Umsatzerwartungen deutlich und gab einen positiven Ausblick. Auch die Geschäftszahlen von Autodesk (+2,7%) kamen gut an. Netapp (+7,9%) hat neben gestiegenen Gewinnen und Umsätzen im Berichtsquartal einen zuversichtlichen Ausblick abgegeben.
US-ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,39 +0,4 3,39 266,2 5 Jahre 3,16 -6,4 3,23 190,4 7 Jahre 3,12 -7,7 3,19 167,5 10 Jahre 3,03 -7,5 3,11 152,1 30 Jahre 3,24 -7,0 3,31 134,4
Die in den vergangenen Tagen kräftig gestiegenen Renditen lockten Käufer an den Anleihemarkt. Dort erholten sich die Notierungen der länger laufenden Titel, im Gegenzug gingen die Renditen am langen Ende zurück. Die Rendite zweijähriger Anleihen legte hingegen erneut etwas zu, so dass sich in der inversen Zinskurve der Abstand zur Zehnjahresrendite nochmals vergrößerte. Das könnte dahingehend interpretiert werden, dass die Anleger kurzfristig eine entschlossene Inflationsbekämpfung durch die Fed erwarten, aber auch davon ausgehen, dass die Notenbank sich schon bald wieder gezwungen sehen könnte, ihre Geldpolitik zu lockern, wenn die hohen Zinsen die Wirtschaft in eine Rezession treiben sollten.
DEVISEN
zuletzt +/- % 00:00 Do, 9:16 % YTD EUR/USD 0,9963 -0,1% 0,9976 1,0016 -12,4% EUR/JPY 136,30 +0,1% 136,16 136,77 +4,1% EUR/GBP 0,8440 +0,1% 0,8427 0,8448 +0,4% GBP/USD 1,1804 -0,3% 1,1836 1,1855 -12,8% USD/JPY 136,78 +0,2% 136,50 136,55 +18,8% USD/KRW 1.331,38 -0,2% 1.334,44 1.334,39 +12,0% USD/CNY 6,8558 +0,1% 6,8493 6,8463 +7,9% USD/CNH 6,8609 +0,1% 6,8547 6,8535 +8,0% USD/HKD 7,8457 -0,0% 7,8465 7,8454 +0,6% AUD/USD 0,6955 -0,4% 0,6980 0,6976 -4,2% NZD/USD 0,6197 -0,4% 0,6225 0,6233 -9,2% Bitcoin BTC/USD 21.382,26 -0,9% 21.580,33 21.744,09 -53,8%
Der Dollar fiel in Reaktion auf die Ankündigung von Wirtschaftsstimuli in China, machte aber nach den guten US-Konjunkturdaten einen Teil seiner Verluste wett.
++++ ROHSTOFFE +++++
ÖL
zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 93,23 92,52 +0,8% +0,71 +31,4% Brent/ICE 100,02 99,34 +0,7% +0,68 +34,3%
Die Ölpreise wurden im späten Handel belastet von der Aussicht, dass bald wieder iranisches Öl auf den Markt kommt, falls es zu einer Einigung im Atomstreit mit Teheran kommt. Anfangs hatten noch Spekulationen auf eine Kürzung der Opec-Fördermenge die Preise gestützt, nachdem in den vergangenen Tagen mehrere Vertreter des Kartells entsprechende Andeutungen gemacht hatten. Der Preis für ein Barrel US-Öl der Sorte WTI sank um 2,5 Prozent auf 92,52 Dollar. Brent fiel um 1,9 Prozent auf 99,34 Dollar.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.754,53 1.758,94 -0,3% -4,42 -4,1% Silber (Spot) 19,24 19,31 -0,4% -0,07 -17,5% Platin (Spot) 887,18 886,50 +0,1% +0,68 -8,6% Kupfer-Future 3,71 3,70 +0,3% +0,01 -16,2%
Der Goldpreis profitierte etwas vom nachgebenden Dollar und sinkenden Anleiherenditen. Die Feinunze verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1.757 Dollar.
MELDUNGEN SEIT VORTAG, 20.00 UHR
KONJUNKTUR JAPAN
Kernverbraucherpreise Tokio Aug +2,6% (PROG: +2,5%) gg Vj
Verbraucherpreise Tokio Aug +2,9% gg Vj
Verbraucherpreise Tokio Aug +0,3% gg Vm
FED
Die US-Notenbank sollte die Zinsen rasch und in großen Schritten erhöhen, so dass der Leitzins zum Jahresende bei 3,75 bis 4,00 Prozent stehe, meint James Bullard, Präsident der Notenbankfiliale von St. Louis. Bullard verwies in einem Interview mit CNBC auf die aktuell hohe Inflation und den gleichzeitig starken Arbeitsmarkt. Der Zeitpunkt sei günstig, um die Zinsen auf das angemessene Niveau zu bringen. Bullard argumentierte, dass große Zinsschritte in einer frühen Phase des Erhöhungszyklus richtig seien, denn sie zeigten, dass die Fed die Bekämpfung der Inflation ernst nehme. Es sei notwendig, die Zinsen auf ein Niveau zu bringen, das die Inflation drücke. Auf dem aktuellen Niveau sei das nicht der Fall.
INNENPOLITIK USA
Bei den Kongresswahlen im November geht es nach den Worten von US-Präsident Joe Biden um die "Rettung der Demokratie". Bei einem Wahlkampfauftritt in Rockville bei Washington griff Biden die oppositionellen Republikaner von Ex-Präsident Donald Trump am Donnerstag scharf an und beschrieb sie als eine Partei voller "Wut, Gewalt, Hass und Spaltung". Die Demokraten stünden dagegen für die "Zukunft" sowie für "Einigkeit, Hoffnung und Optimismus".
INNENPOLITIK USA
Nach der Razzia im Anwesen von Ex-US-Präsident Donald Trump muss das Justizministerium Teile des Dokuments veröffentlichen, mit dem die Behörden den richterlichen Durchsuchungsbeschluss erwirkt hatten. Der Bundesrichter Bruce Reinhart wies das Ministerium am Donnerstag an, die eidesstattliche Erklärung am Freitag (12.00 Uhr Ortszeit, 18.00 Uhr MESZ) öffentlich zu machen. Viele Passagen dürfen aber geschwärzt werden.
KLIMAPOLITIK USA
In Kalifornien werden ab dem Jahr 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen. Das am Donnerstag von der Emissionsschutzbehörde des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates verkündete Aus für Autos mit Benzin- und Dieselantrieb setzt ein im September 2020 formuliertes Ziel des demokratischen Gouverneurs Gavin Newsom um. Die rasche Erhöhung der Anzahl emissionsfreier Fahrzeuge auf kalifornischen Straßen werde "Emissionen und Umweltverschmutzung drastisch reduzieren", erklärte Behördenchefin Liane Randolph.
BOEING
Der US-Luftfahrtkonzern Boeing will im Februar einen ersten bemannten Testflug mit seiner Raumkapsel Starliner absolvieren. Wie Boeing und die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Donnerstag mitteilten, sollen die Astronauten Barry Wilmore und Sunita Williams mit der Kapsel zur Internationalen Raumstation ISS fliegen und acht Tage dort andocken. Boeing hatte ursprünglich gehofft, schon vor Ende des Jahres einen ersten bemannten Raumflug zu starten.
T-MOBILE US
Kunden von T-Mobile US sollen künftig auch an abgelegenen Orten in Nationalparks oder auf großen Seen telefonieren und Daten übertragen können, wo es keinen Empfang mit klassischem Mobilfunk gibt. Die US-Tochter der Deutschen Telekom schloss dazu eine Vereinbarung mit dem Raumfahrtunternehmen SpaceX von US-Milliardär Elon Musk. T-Mobile-Kunden sollen künftig Verbindungen zu Starlink-Satelliten bekommen, die SpaceX in die Erdumlaufbahn bringen will. Bis Ende 2023 werde ein Test mit Textnachrichtendiensten gestartet, teilten beide Seiten mit.
Im Rechtsstreit zwischen Elon Musk und Twitter um die gescheiterte 44-Milliarden-Dollar-Übernahme hat ein Gericht in Delaware die Globalforderung des exzentrischen Milliardärs nach Herausgabe von vollständigen Nutzerdaten als "absurd weit gefasst", zurückgewiesen. Zugleich ordnete das Gericht nach einer Anhörung aber an, dass das Social-Media-Unternehmen einen Teil der Informationen zur Verfügung stellt.
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August 26, 2022 01:40 ET (05:40 GMT)
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