
DJ Autobauer dank hoher Preise mit Rekordumsatz bei Absatzeinbruch - Studie
FRANKFURT (Dow Jones)--Die durch die Chipkrise ausgelöste Sonderkonjunktur in der Autobranche hält einer Analyse der Beratungsgesellschaft EY zufolge vorerst an: Die 16 größten Autokonzerne der Welt konnten ihren Gesamtumsatz im zweiten Quartal um 13 Prozent steigern - obwohl die Zahl der verkauften Pkw gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10 Prozent einbrach. Die Autokonzerne profitieren damit weiter von hohen Preisen. Allerdings scheinen laut EY die Zeiten der "Traummargen" vorbei zu sein: So sei die Durchschnittsmarge der untersuchten Unternehmen mit 7,9 Prozent deutlich schlechter als im Vorjahreszeitraum (9,8 Prozent) und nur noch leicht über Vor-Pandemie-Niveau (Durchschnitt 2013-2019: 6,7 Prozent).
Die Ergebnisse basieren auf einer Analyse der Finanzkennzahlen der weltweit 16 größten Autokonzerne, die EY quartalsweise erstellt.
In den kommenden Monaten dürfte sich EY-Partner Peter Fuß zufolge die Versorgung mit Halbleitern langsam verbessern und dadurch die Pkw-Produktion etwas an Fahrt gewinnen. Gleichzeitig müsse sich die Branche auf eine schwächere Nachfrage einstellen infolge der drohenden weltweiten Rezession, der Energiekrise in Europa und vorsichtigeren Investitionen bei Verbrauchern und Unternehmen. "Das wird zuerst das Volumensegment zu spüren bekommen", sagte Fuß. Die Neuwagenpreise werden allerdings vorerst hoch bleiben, da es bei Material-, Logistik- und Energiepreisen keine Entspannung geben werde.
Derzeit sei die Nachfrage noch größer als das Angebot, was den Autokonzernen weiter Rückenwind gebe, sagt Constantin Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West. Und der Chipmangel sei der "wichtigste begrenzende Faktor". Die raren Halbleiter würden vor allem in margenstarke Fahrzeuge eingebaut, gleichzeitig müssten die Hersteller kaum noch Preisnachlässe gewähren, sondern könnten teilweise sogar Preiserhöhungen durchsetzen. "Das treibt den Umsatz bei den meisten Herstellern in die Höhe", sagt Gall. Nur zwei Unternehmen - Renault und Mazda - haben laut EY im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang verzeichnet, während 13 Unternehmen rückläufige Absatzzahlen meldeten.
Insgesamt war mit einem Umsatz von knapp 70 Milliarden Euro Volkswagen Spitzenreiter vor Toyota (61 Milliarden Euro) und Stellantis (44 Milliarden Euro). Bei den Gewinnen lagen Mercedes-Benz (4,6 Milliarden Euro), Volkswagen (4,5 Milliarden Euro) und Toyota (4,2 Milliarden Euro) an der Spitze. Bei den Gewinnmargen hatte hingegen erneut Tesla die Nase vorn. Der kalifornische Elektroautobauer erzielte eine Marge von 14,6 Prozent und lag damit vor Mercedes-Benz (12,7 Prozent) und Kia (10,2 Prozent).
China herausfordernder Markt - auch im E-Bereich
Die stärksten Absatzeinbußen verzeichneten EY zufolge - wenig überraschend - die Unternehmen in China, wo die Verkäufe im zweiten Quartal um 24 Prozent schrumpften. In den USA ging es um 21 Prozent nach unten, in Westeuropa um 17 Prozent.
In China - dem gerade für die deutschen Hersteller besonders wichtigen Markt - verzeichneten alle untersuchten Unternehmen im zweiten Quartal teils massive Absatzeinbußen. Die drei deutschen Konzerne verbuchten ein Minus von insgesamt 19 Prozent. Der Anteil Chinas am weltweiten Pkw-Absatz der deutschen Konzerne sei auf 34,2 Prozent im zweiten Quartal gesunken von 37,4 Prozent im Gesamtjahr 2021. Unter anderem belasten coronabedingte Lockdowns. Aber China erweise sich zunehmend als herausfordernder Markt, die Zeiten unbegrenzten Wachstums seien dort längst vorbei. "Gerade im boomenden Elektro-Segment werden derzeit die Karten neu gemischt. Die Herausforderung besteht darin, die richtigen E-Modelle mit den in China stark nachgefragten Software-Features am Start zu haben", sagte Fuß.
Insgesamt zahle sich weltweit derzeit gerade für die deutschen Konzerne der Fokus auf hochpreisige Premiumfahrzeuge aus, woran sich Gall zufolge vorerst wenig ändern dürfte. "Die Hersteller verdienen derzeit mit Premiumautos zu Premiumpreisen viel Geld - und das schließt E-Autos ein", in den kommenden Monaten kämen zahlreiche leistungsstarke E-Modelle auf den Markt, die Nachfrage im gehobenen Segment sei groß. Die Transformation vom klassischen Autohersteller zum softwaregetriebenen Mobilitätskonzern kostet viel Geld, was Gall zufolge in der Oberklasse verdient werde. Gleichzeitig werde das Angebot im Kleinwagensegment immer dünner, weil es sich für die Hersteller immer weniger lohne, derartige Autos zu entwickeln und zu produzieren
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August 26, 2022 03:45 ET (07:45 GMT)
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