DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Sentix: Krise vertieft sich - Erwartungen auf Allzeittief
Der Sentix-Konjunkturindex für Deutschland zeichnet im September weiterhin ein kritisches Bild. Der Gesamtindex sinkt zum dritten Mal in Folge und erreicht minus 29,9 (August: minus 24,4) Zähler. Der Index der Lagebeurteilung fällt auf minus 23,5 (minus 14,8) Punkte. Und der Erwartungsindex verzeichnet einen weiteren Einbruch auf minus 36,0 (minus 33,5) Zähler - das ist ein Allzeittief. "Dies zeigt die gesamte Dramatik der aktuellen Krise: Die Lage ist schon schlecht, doch noch erblicken die Anleger kein nachhaltiges Licht am Ende des Tunnels", erklärte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner. "Die Realwirtschaft wird sich dieser Eintrübung kaum widersetzen."
S&P Global: Talfahrt der deutschen Dienstleister verstärkt sich
Die Preissprünge und die wirtschaftliche Unsicherheit haben die Talfahrt der deutschen Dienstleister beschleunigt. Der von S&P Global (ehemals IHS Markit) für den Sektor ermittelte Einkaufsmanagerindex fiel im August auf 47,7 von 49,7 Punkten, wie aus den finalen Daten für den Monat hervorgeht. Volkswirte hatten einen Stand von 48,2 vorhergesagt. Vorläufig war für August ein Wert von 48,2 ermittelt worden.
S&P Global: Wirtschaft der Eurozone rutscht tiefer in rote Zone
Die Wirtschaft der Eurozone ist im August wegen der galoppierenden Inflation und der unsicheren Konjunkturaussichten noch tiefer in die Kontraktionszone gerutscht. Der Sammelindex für die Produktion der Privatwirtschaft der Eurozone, der Industrie und Dienstleistungen umfasst, fiel auf 48,9 Zähler von 49,9 im Vormonat, wie S&P Global bei einer zweiten Veröffentlichung berichtete. Beim ersten Ausweis war ein Rückgang auf 49,2 Punkte gemeldet worden. Volkswirte hatten eine Bestätigung dieses Werts erwartet.
TD Securities: EZB-Zinserhöhung ist eine knappe Kiste
TD Securities sieht die bevorstehende Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf Messers Schneide zwischen 50 und 75 Basispunkten, aber ihre Strategen neigen aufgrund der Kommentare des EZB-Chefvolkswirts Philip Lane zu einer vorsichtigeren Erhöhung um 50 Basispunkte. "Beide Ergebnisse würden uns jedoch nicht überraschen", schreiben sie in einer Researchnote.
Schweizer Wirtschaft wächst im zweiten Quartal moderat
Die schweizerische Wirtschaft hat im zweiten Quartal 2022 ihre Erholung fortgesetzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs zwischen April und Juni um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Zuwachs um 0,2 Prozent erwartet. Im Jahresvergleich lag das BIP um 2,8 Prozent höher.
HDE: Stimmung der Verbraucher trübt sich weiter ein
Angesichts der aktuellen Energiekrise, der anhaltend hohen Inflation und pandemiebedingter Unsicherheiten ist nach einer Erhebung des Handelsverbands Deutschland (HDE) im September erneut eine Verschlechterung der Verbraucherstimmung zu beobachten. Das HDE-Konsumbarometer fiel im September weiter auf 86,28 Punkte, nachdem es im August mit 86,56 Punkten bereits ein Allzeittief erreicht hatte, und markiert damit einen neuen Allzeit-Tiefststand. "Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht, sodass die nächsten Monate voraussichtlich von Konsumzurückhaltung geprägt sein werden", so der HDE.
IW bemängelt "65-Milliarden-Euro-Bluff"
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat die "auf den ersten Blick gewaltig erscheinende Summe von 65 Milliarden Euro" für das von der Koalition vereinbarte dritte Entlastungspaket als "Mogelpackung" kritisiert. "Mindestens 25 Milliarden Euro davon beziehen sich auf Vorhaben, die auch ohne Energiepreiskrise auf der Tagesordnung gestanden hätten", erklärte IW-Ökonom Tobias Hentze. Die Regierung mache "viel Lärm um Selbstverständlichkeiten" wie die überfällige Anpassung des Kindergelds an die Inflation oder den Ausgleich der kalten Progression.
Spahn: Entlastungspaket nicht zielgerichtet
Die Union hat das von der Koalition vereinbarte Entlastungspaket als zu wenig zielgerichtet kritisiert. "Ich hätte lieber 1.000, 2.000 Euro für Menschen mit kleinem, mittlerem Einkommen als schon wieder 300 Euro für alle Rentnerinnen und Rentner", sagte der stellvertretende CDU/CSU-Vorsitzende Jens Spahn (CDU) im ZDF-Morgenmagazin. "Es ist also nicht besonders zielgerichtet."
DRV sieht im Entlastungspaket große Mängel
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) hat die vielen Einmalzahlungen im Entlastungspaket der Koalition bemängelt. "Gut gemeint - ungenügend umgesetzt. Der Bundesregierung ist nicht der notwendige große Wurf gelungen", sagte DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp. Sie setze wieder fast ausschließlich auf teure Einmalzahlungen, von denen die Unternehmen kaum profitierten, und die die Bürger quasi im Nachgang von den hohen Energie- und Lebensmittelkosten entlasten sollten. Holzenkamp forderte "ein besseres System".
Stahlindustrie fordert Preisdeckel für Gas und Strom
Das Entlastungspaket gibt aus Sicht der Stahlindustrie keine ausreichenden Antworten, wie die massiven Auswirkungen der explodierenden Energiekosten bewältigt werden sollen. "Die erheblich angestiegenen Erdgas- und Strompreise führen in der Stahlindustrie gegenüber dem Frühjahr letzten Jahres zu einer Steigerung der Energiekosten um auf das Jahr gerechnet mehr als 10 Milliarden Euro", sagte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff.
Familienunternehmen: Entlastungspaket enthält kaum Verbesserungen
Aus Sicht der Familienunternehmen bringt das von der Koalition beschlossene Entlastungspaket kaum Verbesserungen. "Das dritte Entlastungspaket enthält kaum konkrete Verbesserungen für Unternehmen", sagte der Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen und Politik, Stefan Heidbreder. Die Bundesregierung übersehe, dass sich viele Unternehmen wegen der gestiegenen Energiepreise in einer schwierigen Lage befänden. Wichtig sei jetzt, dass die Koalition die Standortbedingungen verbessere.
China wirft USA zehntausende Cyberangriffe vor
China hat den USA vorgeworfen, mit Hilfe von "zehntausenden Cyberangriffen" in den vergangenen Jahren eine Unzahl von sensiblen Daten gestohlen zu haben. Laut einem Bericht des zuständigen chinesischen Abwehrzentrums drangen Experten des US-Geheimdienstes NSA vor allem in die Netzwerke der auf Luft- und Raumfahrtforschung spezialisierten Polytechnischen Universität in Xi'an ein und stahlen insgesamt 140 Gigabyte an sensiblen Daten, darunter auch Passwörter.
Türkische Inflation steigt im August auf 80,2 Prozent
Die jährliche Inflationsrate in der Türkei ist im August weiter gestiegen und hat den höchsten Stand seit September 1998 erreicht. Die Verbraucherpreise erhöhten sich um 80,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie die Statistikbehörde mitteilte. Im Juli hatte die Inflationsrate 79,6 Prozent betragen. Ökonomen hatten nach Factset mit einer Rate von 81,1 Prozent im August gerechnet.
+++ Konjunkturdaten +++
Frankreich/Einkaufsmanagerindex Service Aug 51,2 (2. Veröff.)
Frankreich/Einkaufsmanagerindex Service Aug PROGNOSE: 51,0
Frankreich/Einkaufsmanagerindex Service Juli war 53,2
Italien/Einkaufsmanagerindex Service Aug 50,5
Italien/Einkaufsmanagerindex Service Aug PROGNOSE: 48,6
Italien/Einkaufsmanagerindex Service Juli bei 48,4
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Juli +0,3% gg Vm, -0,9% gg Vj
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Juni rev -1,0% gg Vm, -3,2% gg Vj
GB/Einkaufsmanagerindex Service Aug 50,9
GB/Einkaufsmanagerindex Service Juli war 52,6
DJG/DJN/AFP/apo
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September 05, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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