DJ MORNING BRIEFING - USA/Asien
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
FEIERTAGSHINWEIS
FREITAG: In Südkorea bleiben die Börsen wegen des Feiertages "Chuseok" geschlossen.
TAGESTHEMA I
Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint bei ihren Zinserhöhungen mehr Fahrt aufzunehmen. Nach Zinsschritten von 25 Basispunkten im Juni und 50 Basispunkten im Juli stehen nun 75 Basispunkte auf dem Programm. Oder besser gesagt: Sie liegen auf dem Tisch. Darauf deuten jedenfalls Äußerungen von EZB-Ratsmitgliedern hin, die als geldpolitische Falken eingeordnet werden. Auch viele Ökonomen rechnen inzwischen mit einem großen Zinsschritt um 75 Basispunkte. Die Federal Reserve ist im aktuellen Zinszyklus bereits zwei Mal einen solchen Schritt gegangen, doch für die EZB wäre es eine absolute Premiere. Aber was spricht sachlich für einen "sehr großen" Zinsschritt? Wichtigster Grund ist die Inflationsdynamik: Die Teuerung ist so hoch wie nie zuvor (9,1 Prozent), sie gewinnt an Breite (Kernteuerung 4,3 Prozent), sie steigt von Monat zu Monat stärker als die EZB und andere Analysten erwartet haben, und ein Ende dieser Entwicklung ist bisher nicht abzusehen. Muss sich die EZB da nicht, wie zuvor die US-Notenbank, von ihrer Politik kleiner Schritte, auch Gradualismus genannt, verabschieden? Das stichhaltigste Argument dafür hat EZB-Direktorin Isabel Schnabel geliefert, als sie beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole warnte, dass die EZB bisher zu zögerlich gewesen sei, dass dies schon zu einem Anstieg der mittelfristigen Inflationserwartungen geführt habe, und dass weiteres Zögern die Glaubwürdigkeit der Zentralbank beschädigen würde. Käme es dazu, könnte es zu einer Preis-Lohn-Spirale kommen, deren Bekämpfung noch viel drastischere und volkswirtschaftlich teurere Gegenmaßnahmen erfordern würde. Ein weiteres Argument: Die Volkswirtschaften reagierten heute weniger auf Zinsänderungen als zu Zeiten des Heiligen Georgs der Inflationsbekämpfung, Paul Volcker. Sachliche Gegenargumente haben Schnabels Direktoriumskollegen Fabio Panetta und Philip Lane vorgebracht. Panetta verwies auf die womöglich herannahende Rezession und deren preisdämpfende Effekte. Lane betonte die operativen Vorteile des Gradualismus. Er verwies auf die noch einigermaßen bei 2 Prozent verankerten langfristigen Inflationserwartungen und die Tatsache, dass diese Inflation maßgeblich angebotsgetrieben sei.
TAGESTHEMA II
Japans Wirtschaft ist im zweiten Quartal aufgrund höherer Ausgaben von Unternehmen und Haushalten schneller als ursprünglich geschätzt gewachsen. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nach den USA und China wuchs auf Jahresbasis um 3,5 Prozent, wie revidierte Regierungsdaten am Donnerstag zeigten. Die vorläufige Schätzung vom August hatte einen Zuwachs von 2,2 Prozent angezeigt. Im Zeitraum April bis Juni wuchs die Wirtschaft um revidiert 0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die revidierten Daten zeigten, dass die Investitionsausgaben im Vergleich zum Vorquartal um 2 Prozent gestiegen sind, während die erste Schätzung von einem Anstieg um 1,4 Prozent ausgegangen war. Der private Verbrauch kletterte um 1,2 Prozent und damit etwas stärker als der Anstieg von 1,1 Prozent in den vorläufigen Daten.
AUSBLICK KONJUNKTUR
-US 14:30 Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche) PROGNOSE: 235.000 zuvor: 232.000 17:00 Rohöllagerbestandsdaten (Woche) der staatlichen Energy Information Administration (EIA)
ÜBERSICHT INDIZES
INDEX Stand +/- % E-Mini-Future S&P-500 3.985,50 +0,1% E-Mini-Future Nasdaq-100 12.286,50 +0,2% Nikkei-225 28.030,22 +2,2% Hang-Seng-Index 18.947,26 -0,5% Kospi 2.386,68 +0,4% Shanghai-Composite 3.244,85 -0,0% S&P/ASX 200 6.838,30 +1,6%
FINANZMÄRKTE
OSTASIEN (VERLAUF)
Uneinheitlich - Während vielerorts die guten Vorgaben der Wall Street den Kursen Auftrieb geben, bleiben die chinesischen Börsen zurück. Hier hätten Konjunktursorgen die Oberhand gewonnen, heißt es aus dem Handel unter Verweis auf rückläufige Ölimporte, die auf eine geringere chinesische Nachfrage hindeuteten. In Tokio treibt ein deutlich nach oben revidiertes Wirtschaftswachstum die Kurse an. Ansonsten warteten die Anleger gespannt auf den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank nach Börsenschluss in Asien. Ebenfalls im späteren Tagesverlauf steht ein Auftritt von US-Notenbankchef Jerome Powell auf der Agenda. Der drastische Rückgang der australischen Exporte um 10 Prozent im Juli belastet die Börse Sydney nicht. Er wird überlagert von Aussagen von Notenbankchef Philip Lowe, wonach die RBA das Tempo ihrer Zinserhöhungen drosseln könnte. Etwas verhaltener legt der Kospi in Südkorea zu. Dort steht ein langes Feiertagswochenende an: Die Börse in Seoul bleibt am Freitag geschlossen. Die überdurchschnittlichen Gewinne der US-Technologiewerte treiben den Sektor auch in Asien. Auf den Verkaufslisten ganz oben stehen hingegen Aktien des Ölsektors, nachdem die Ölpreise am Mittwoch eine Talfahrt erlebten.
US-NACHBÖRSE
Ein pessimistischer Ausblick hat am Mittwoch im nachbörslichen Handel den Kurs von McCormick gedrückt. Das dritte Geschäftsquartal ist für den Gewürzhersteller schlechter gelaufen als erwartet. Die Unternehmenserwartungen an Umsatz und Ergebnis je Aktie im Quartal verfehlten die Erwartungen der Analysten. Für das Geschäftsjahr traut sich McCormick nun nur noch ein Wachstum von 2 Prozent zu, bislang waren 3 Prozent in Aussicht gestellt worden. Die Aktie fiel um 5,9 Prozent.
Zahlen mit Licht und Schatten legte Casey's General Stores (-3,8%) vor. Der Betreiber einer Kette von Mini-Märkten hatte mit dem Umsatz im ersten Geschäftsquartal die Erwartungen des Markts übertroffen, das Ergebnis je Aktie enttäuschte jedoch.
WALL STREET
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 31.581,28 +1,4% 435,98 -13,1% S&P-500 3.979,89 +1,8% 71,70 -16,5% Nasdaq-Comp. 11.791,90 +2,1% 246,99 -24,6% Nasdaq-100 12.259,39 +2,1% 248,07 -24,9% Mittwoch Dienstag Umsatz NYSE (Aktien) 843 Mio 909 Mio Gewinner 2.442 1.030 Verlierer 763 2.194 Unverändert 136 125
Fester - Nach den Verlusten am Vortag waren die US-Börsen auf Erholungskurs. Im Blick standen Aussagen von Fed-Vertretern sowie der Konjunkturbericht Beige Book der US-Notenbank, die letztlich aber keine neuen Erkenntnisse brachten im Hinblick auf den nächsten mit 75 Basispunkten erneut groß erwarteten Zinsschritt. Fed-Vizechefin Lael Brainard zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Inflation über die nächsten Monate abschwächen könnte. Entwarnung gab sie aber nicht. Die Präsidentin der Federal Reserve Bank von Cleveland, Loretta Mester, geht zwar nicht von einer Rezession aus, sieht dafür aber erhöhte Risiken. Die Apple-Aktie stieg um 0,9 Prozent und profitierte nicht von der Vorstellung der nächste Serie von iPhones. T-Mobile US (+2,5%) gibt das Festnetzgeschäft an Cogent Communications (-8,3%) ab und konzentriert sich auf das Mobilfunkgeschäft. Netflix (+4,8%) will angesichts des sich verlangsamenden Kundenwachstums nun seine Ausgaben reduzieren. Google-Chef Sundar Pichai will das von ihm geführte Unternehmen um "20 Prozent produktiver" machen, so der Manager auf der Code Conference. Die Aktie der Google-Mutter Alphabet legte um 2,5 Prozent zu. Die Fluggesellschaft United Airlines (+5,5%) hob die Umsatzprognose für das dritte Quartal an.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,44 -6,6 3,51 271,3 5 Jahre 3,36 -9,5 3,46 210,2 7 Jahre 3,34 -8,8 3,43 190,2 10 Jahre 3,27 -8,1 3,35 175,6 30 Jahre 3,40 -10,0 3,50 150,2
Die Notierungen am Anleihemarkt erholten sich deutlich von den kräftigen Abgaben des Vortages. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um 8,1 Basispunkte auf 3,27 Prozent.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 Mi, 9:05 Uhr % YTD EUR/USD 0,9994 -0,1% 1,0008 0,9904 -12,1% EUR/JPY 143,98 +0,1% 143,87 142,65 +10,0% EUR/GBP 0,8685 +0,1% 0,8675 0,8615 +3,4% GBP/USD 1,1507 -0,3% 1,1537 1,1496 -15,0% USD/JPY 144,07 +0,2% 143,75 144,03 +25,2% USD/KRW 1.381,99 +0,3% 1.377,32 1.384,88 +16,2% USD/CNY 6,9653 -0,0% 6,9662 6,9666 +9,6% USD/CNH 6,9709 +0,2% 6,9590 6,9790 +9,7% USD/HKD 7,8493 -0,0% 7,8495 7,8496 +0,7% AUD/USD 0,6737 -0,5% 0,6770 0,6727 -7,2% NZD/USD 0,6051 -0,4% 0,6075 0,6021 -11,4% Bitcoin BTC/USD 19.299,55 -0,4% 19.369,33 18.795,04 -58,3% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Der Dollar schwächelte, der Dollarindex gab um 0,6 Prozent nach. Der Euro stieg kräftig um 1,0 Prozent und knackte die Marke von 1,00 Dollar. Am Vortag war die Gemeinschaftswährung noch zeitweise auf ein 20-Jahrestief gefallen. Gestützt wurde der Euro von der Erwartung einer starken EZB-Zinserhöhung. "Wir glauben, dass die andauernde Schwäche des Euro-Wechselkurses und zusätzlicher Druck durch importierte Inflation den geldpolitischen Rat (der EZB) dazu reizen könnte, eine Erhöhung vorzunehmen, die größer sein könnte als die der Fed", so Gilles Moec, Chefökonom bei AXA Investment Managers. AXA IM erwartet eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte.
ROHSTOFFE
ÖL / GAS
ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 82,71 81,94 +0,9% +0,77 +16,5% Brent/ICE 88,75 88 +0,9% +0,75 +20,0% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Sehr schwach - Die Ölpreise gaben um bis zu knapp 6 Prozent nach. Schwache Konjunkturdaten aus China hätten den globalen Konjunktursorgen neue Nahrung verliehen und damit den Befürchtungen einer fallenden Ölnachfrage, hieß es aus dem Markt. Auch der europäische Gaspreis gab nach, wenn auch weniger stark.
Am frühen Donnerstag erholen sich die Preise etwas, gestützt von einer Prognose der staatlichen Energy Information Administration in den USA, wonach sich die Nachfrage nach Öl Ende dieses und Anfang kommenden Jahres beleben wird. Grund dafür sei, dass vor allem in Europa aufgrund der Gaskrise verstärkt auf Öl ausgewichen werde.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.715,36 1.718,30 -0,2% -2,94 -6,2% Silber (Spot) 18,48 18,53 -0,3% -0,05 -20,7% Platin (Spot) 866,20 871,00 -0,6% -4,80 -10,8% Kupfer-Future 3,45 3,44 +0,4% +0,01 -22,1% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Der Goldpreis legte mit dem schwächeren Dollar und den sinkenden Marktzinsen um 0,9 Prozent zu.
METALLE
... Excel Sheet im Frühdienst...
Der Goldpreis legte mit dem schwächeren Dollar deutlich zu.
MELDUNGEN SEIT VORTAG, 20.00 UHR
FED / BEIGE BOOK
Die US-Wirtschaft ist einer Erhebung der US-Notenbank zufolge seit Juli nicht gewachsen. Wie aus dem Konjunkturbericht Beige Book hervorgeht, wiesen fünf Distrikte ein leichtes bis moderates Wachstum auf, fünf weitere verzeichneten eine leichte bis moderate Abschwächung. Das Preisniveau war weiterhin deutlich erhöht. Alle Distrikte meldeten substanzielle Preiserhöhungen, insbesondere für Nehrungsmittel, Mieten und Energie. Auf der anderen Seite milderten niedrigere Benzinpreise und die Abkühlung der Nachfrage insgesamt den Kostendruck etwas ab.
FED / BANKENREGULIERUNG
Der neue Leiter der Bankenregulierung bei der US-Notenbank Fed hat gefordert, dass die Notenbank das Finanzsystem sicherer und fairer gegenüber den Verbrauchern gestalten soll. Er signalisierte zudem, dass er bei Bankenfusionen eine rigorosere Gangart an den Tag legen will. Die ersten öffentlichen Äußerungen von Michael Barr seit seiner Amtsübernahme im Juli deuten auf eine aggressivere Herangehensweise bei der Überwachung der Wall-Street-Banken hin als unter seinem republikanischen Vorgänger Randal Quarles.
CORONA-PANDEMIE
Die Behörden haben den Corona-Lockdown in der Mega-Metropole Chengdu verlängert. Die meisten der 21 Millionen Einwohner der Stadt in der südwestlichen Provinz Sichuan dürfen ihre Wohnungen damit weiterhin nicht verlassen. Eigentlich hätte der Lockdown am Mittwoch enden sollen, doch stattdessen erklärte die Stadtverwaltung, die ganze Stadt werde ihren "Angriff in Richtung einer Null-Weiterverbreitung fortsetzen". Daher werde der vor einer Woche ausgerufene Lockdown um eine weitere Woche verlängert.
US-ROHÖLVORRÄTE
Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der zurückliegenden Woche um 3,6 Millionen Barrel gestiegen, wie aus Daten des privaten American Petroleum Institute (API) hervorgeht. In der Vorwoche war ein Zuwachs von 0,6 Millionen Barrel vermeldet worden. Die Benzinbestände verringerten sich um 0,8 Millionen Barrel nach minus 3,4 Millionen eine Woche zuvor. Für die offiziellen Daten der staatlichen Energy Information Administration (EIA), die am Mittwoch veröffentlicht werden, erwarten Volkswirte beim Rohöl eine Zunahme von 0,3 Millionen und bei Benzin ein Minus von 1,4 Millionen Barrel.
AMAZON
Nach den vielen Neueinstellungen der vergangenen Jahre wird der Onlinekonzern Amazon das Tempo bei der Schaffung neuer Jobs wohl verlangsamen, wie CEO Andy Jassy am Mittwoch auf einer Konferenz in Beverly Hills sagte.
APPLE
hat die nächste Serie von iPhones vorgestellt. Insgesamt gibt es vier neue Smartphones der Reihe iPhone 14 - jeweils zwei Größen in der Basisversion und in der teureren Pro-Version. Zudem gab es drei neue Smartwatches und aktualisierte Kopfhörer.
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September 08, 2022 01:39 ET (05:39 GMT)
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